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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Umfassungsmauern schenkten den angstvollen Bewohnern in der Zurückgezogenheit ihrer Schatten weiteren Frieden. Weder Personen noch Fahrzeuge waren zu sehen. Unser Wagen bog in eine kiesbestreute Zufahrt und rollte eine sanfte Gefällstrecke hinunter zu Skuratows Besitz. Sein Haus zeichnete sich durch Beinahe-Abwesenheit aus; zwischen Zweigen und Ästen hindurchspähend, sah ich einen kuppelartigen Dachaufsatz, einen venezianischen Schornstein, ein beleuchtetes Fenster.
    »Wenn ich recht vermute«, sagte ich, »wird die Maschine umprogrammiert werden müssen.«
    »Wenn überhaupt eine bereit steht«, sagte Jake.
    »Wird sich bald zeigen. Oktobrjana, Sie haben Erfahrung. Können Sie Flugroutenprogrammierung des Autopiloten außer Kraft setzen?«
    »Kommt auf die Maschine an«, sagte sie. »Ich denke schon.«
    »Sobald wir starten«, sagte Jake, »werden wir Verfolger am Hals haben, nicht?«
    Ich zog es vor, nicht zu antworten. Schwierigkeiten würden uns über den ganzen Ozean verfolgen, fürchtete ich; Jakes ausgesprochene Ungewißheit verstärkte nur meine Unruhe. Wir kamen auf eine Lichtung hinaus.
    »Presto«, sagte Jake, als wir auf einer schmalen Betonpiste zur Mitte der Lichtung holperten. Sie bedeckte mehrere hundert Quadratmeter und in ihrer Mitte war das Gras in einem großen Kreis verbrannt; dort stand eine Maschine bereit, ein Schwenkflügelflugzeug vom Typ GBL 97 für acht Passagiere. Der glänzende schwarze Rumpf war ohne Nationalitätenkennzeichen und Nummer. Jake schaltete am Rand der Landefläche die Zündung aus.
    »Wir müssen planen«, sagte ich, vorgebeugt, um mich besser verständlich zu machen. Ich hielt mit beiden Händen den Kassettenkasten und behielt Skuratow im Auge. Das Flugzeug stand dreißig Meter entfernt; der Wagen würde Gefahr laufen, beim Start in Brand zu geraten, wenn wir ihn näher heranfuhren. Im umgebenden Wald waren Dachs und Hase und Wildschwein ohne Zweifel durch Kameras und Monitore ersetzt, von allen möglichen Ohren nicht zu reden. »Hat jemand von euch diesen Typ schon geflogen?«
    »Ein Spielzeug«, sagte Jake, blickte von der Maschine zu Oktobrjana. »Übersetzung erforderlich. Möchte Höhenleitwerk nicht mit Seitenleitwerk verwechseln.«
    »Ich fliege selbst gut«, sagte sie. »Wird kein Problem sein.«
    »Laßt uns alle auf einmal an Bord gehen, und so schnell wie möglich. Oktobrjana, nehmen Sie einen Koffer, wenn Sie so hilfreich sind«, sagte ich und schob ihr einen ihrer Koffer über die Sitzlehne. »Ich nehme den anderen sowie unser kleines Geschenk hier.«
    »Behandeln Sie das mit großer Vorsicht«, sagte sie und öffnete die Tür.
    »Jake, du schlenderst mit Mal hinüber. Sichere ihn, aber wende keine Gewalt an, solange wir draußen sind, klar?«
    »Und wenn er danach verlangt?« fragte Jake und rieb sich die Knöchel, wie um sie zu schärfen. »Wenn er scharf auf Leiden ist, wäre es schade, nicht gefällig zu sein.«
    Beinahe hätte ich gesagt, er könne mit ihm machen, was er wollte, sobald wir an Bord wären, merkte aber rechtzeitig, daß ich ihm nur freie Hand geben würde. »Halt ihn neben dir, bis wir an Bord sind«, sagte ich, »einfach das. Wir können uns unnötigen Aufenthalt nicht leisten. Also los!«
    Frost hatte Tragflächen und Rumpf mit Rauhreif überzogen; als der Bordmonitor unsere Ankunft feststellte, schaltete er die Enteisungsanlage ein, und alles schmolz ab. Ich argwöhnte, daß Skuratow trotz seiner geringen Chance einen Fluchtversuch unternehmen könnte, aber er war so unberechenbar wie immer und schritt munter unter Jakes Flügel zur Maschine. Als wir ankamen, wurde die Treppe ausgefahren.
    »Weisen Sie sich aus und bestätigen Sie die Rechtmäßigkeit unseres Fluges«, sagte ich, und Jake stieß ihn voran und unsanft die Stufen hinauf. Wir gingen an Bord. Als ich den Knopf drückte, hörte ich das beruhigende Zischen der Druckversiegelung um die Tür. Jake und Oktobrjana gingen in die Pilotenkanzel, während ich Skuratow auf einem der Sitze festband, nachdem ich aus der Kombüse eine Plastikleine geholt hatte.
    »Nicht so fest«, klagte er. »Sie schnüren mir das Blut ab.«
    »Es wird früh genug fließen, Mal.« In der Kabine wurde es hell; die Maschine, nach dem Interieur zu urteilen, hätte jedem Weltkonzern gehören können. Hier gab es keine Porträts vom großen Mann.
    »Kein Problem, auf Handsteuerung umzuschalten«, bemerkte Skuratow. »Kein Problem mit Bordinstrumenten, denke ich.«
    »Gut.«
    »Aber vielleicht Problem,

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