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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Schreck bodenwärts fallen, wo sie tief ins Holz schnitt, bevor Jake sich bückte und ausschaltete.
    »Vorsichtig«, sagte er. Unten brach die Musik ab. Ein blauer Glaskrug, bis zum Rand mit Centstücken gefüllt, stand nahebei auf Aktendeckeln; eine merkwürdige Ausstaffierung für ein ärztliches Behandlungszimmer, dachte ich.
    »Verdammt noch mal, Jake«, sagte Doc, das Gesicht frei von aller Farbe bis auf die der Haut. »Was haben Sie noch unter dem Mantel?« Jake zog Mantel, Jackett und Weste aus und breitete in Hemdsärmeln sein Inventar aus: Drahtschlinge, Kette und Gummiknüppel; glänzende scharfe Schlagringe, seinen Elektrobohrer und andere ausgewählte Artikel, darunter die wiedergewonnene Omsk. Er zeigte Skuratows Schrogin vor, und Doc beäugte die Digitalanzeige.
    »Das ist keine Maschinenpistole«, sagte Doc und legte sie behutsam auf den Tisch, um einen Unfall zu vermeiden. »Warum haben Sie soviel Hitze eingepackt, Jake?« fragte Doc, während er Jakes Sonden, Stilette und Springmesser zählte.
    »Ich bin Sicherheitsberater.«
    »Wirklich verdammt sicher«, sagte Doc und prüfte die Schärfe von Jakes Klappmesser. »Das Jackett wiegt immer noch eine Tonne. Woraus ist es gemacht? Sieht wie Leinen aus.«
    »Es hat eine Krylareinlage«, bemerkte Jake. Wanda machte sich daran, ihn zu enthemden.
    »Diese Knöpfe sind nicht zum Zuknöpfen«, sagte sie.
    »Klettverschluß. Einfach ziehen. Krylar lenkt kleine Projektile ab.«
    »Nicht genug, wie es scheint«, sagte Doc, als er Jakes Oberkörper sah. Das Relief seiner Narben zog sich vom Hals bis zum Gürtel. »Sind Sie in die Luft gesprengt und wieder zusammengenäht worden?« fragte er lachend.
    »Nur dies«, sagte Jake und hob sein linkes Bein. Unter den Dingen, die auf dem Tisch lagen, war weder sein Taschenrecorder noch das Aufspürgerät; irgendwo jackenwärts verstaut mußte auch das superleichte Dreißigmeterseil sein, das für etwa erforderliche Klettereien gedacht war. Doc sprang nur auf die Dinge, die offensichtlich gefährlich waren. Schließlich kniete er nieder, sperrte eine von mehreren Schranktüren auf. Dahinter war ein glänzend weißemailliertes Fach. Er nahm Jakes Spielzeuge und tat sie alle hinein, sperrte wieder zu und steckte den Schlüssel ein. Jake sah überraschend ruhig zu. »Das sind Notwendigkeiten«, sagte er.
    »Ich werde sie zurückgeben, wenn Sie gehen«, sagte Doc. »Ich fühle mich so nahe bei einem Waffenarsenal nicht allzu behaglich. Einstweilen können sie ruhig da drinnen bleiben.«
    »Geht es Ihnen gut, Jake?« fragte Oktobrjana mit leiser, unerwarteter Stimme; trotz ihrer offenen Augen hatte ich sie für halb betäubt gehalten, so reglos lag sie da.
    »Ich glaube, er wird bald wieder Hanteln stemmen«, sagte Doc. »Scheint ein ziemlich zäher Vogel zu sein. Wie ist Ihnen zumute, Miss?«
    »Übel ist mir«, sagte sie. Dabei sah sie Jake wie eine Verschmachtende an.
    »Da haben Sie sich höchstens eine kleine Infektion zugezogen, das ist alles. Wenn man bedenkt, was Sie durchgemacht haben, dann kommen Sie recht gut heraus. Jake, Sie sagten, diese Schulter sei ausgerenkt.«
    »War«, sagte Jake und schaute auf sein blauschwarzes Schultergelenk, die Anschwellung.
    »Ich weiß nicht«, sagte Doc und führte die Hände über Jakes Beulen, Vertiefungen und Grate. »Keine Rippen gebrochen, nichts verschoben. Trotzdem sollten Sie ziemliche Schmerzen haben.«
    »Diodin wirkt zwölf Stunden«, sagte Jake. »Bis dahin wird es sich beruhigt haben.«
    »Was ist das? Ich kenne es nicht.«
    »Ein Schmerzkiller«, sagte Jake. »Ich bin kein Dealer, ich kann es nicht beschreiben. Es war in der Bordapotheke.«
    »Und sie sagte mir, sie habe Extamyl genommen. Ist es von der gleichen Art?«
    »Ich sagte es Ihnen«, erwiderte Oktobrjana. »Synthetisches Morphinderivat, restrukturiert, um das suchterzeugende Potential zu entfernen.«
    Doc starrte sie an, als hätte er eine Überdosis von dem Zeug bekommen, das sie beschrieb. »Dann wollen wir Sie bloß bandagieren«, sagte er. »Wanda, gib mir Verbandmull und eine Klebebinde.«
    »Steht schon vor dir«, sagte sie. Er machte sich daran, Jakes Schulter fest zu umwickeln. Oktobrjanas Blick fixierte Jake ohne Unterlaß; in ihrem Blick war Angst, als befürchtete sie, er könne plötzlich verschwunden sein, wenn sie die Augen auch nur einen Augenblick schloß, ein verlorener Geliebter, nie mehr gesehen, davongestohlen und alles mitgenommen. Fensterwärts ertönte ein plötzlicher Ruf.

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