Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack

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wo immer Sie herkommen«, sagte Doc. »Würde dabei etwas für uns herausspringen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wir haben nichts zu bieten.«
    »Die Zukunft, hm?« sagte Doc. »Mit welcher Art von Hilfe rechnen Sie?«
    »Zuerst müssen wir schlafen«, sagte ich. »Wir brauchen hier Anleitung. Wir möchten gehen, bevor Sie uns aus dem Haus wünschen. Sicherlich …«
    »Dann verschwinden Sie am besten gleich«, sagte Wanda.
    »Wir haben keinen Bedarf für deine Unverschämtheit«, sagte Doc, dem die Zornesader auf der Stirn schwoll, als würde ihm die Kehle zugedrückt. »In Ordnung. Einen Schritt vom Weg, und Sie fliegen auf die Straße. Sie können eine Weile bei uns bleiben.«
    »Oh, Norman …« Er hob die Hand wie zum Zuschlagen, tat es aber nicht. »Bleiben Sie eine Weile, und wenn Sie ein bißchen Hilfe brauchen, um auf die Beine zu kommen, werde ich etwas tun.«
    »Wir wissen es zu schätzen.«
    »Das Wichtigste, was Sie brauchen werden, wenn Sie dableiben, sind jedoch Papiere. Morgen früh werde ich als erstes einen Freund von mir anrufen, der mit diesen Sachen gut ist. Er schuldet mir sowieso eine Gefälligkeit.«
    »Sollten Jake und Oktobrjana nicht auch Papiere bekommen?«
    Er schien überrascht. »Das ist nicht notwendig.«
    »Dies ist keine Missionsstation«, sagte Wanda. »Wer essen will, muß mir zur Hand gehen, ganz gleich, wie schlecht Sie sich fühlen, wenn Sie am Morgen aufwachen. Sie werden mir helfen, die Wohnung in Ordnung zu halten, und Sie werden nicht auf Dauer hier einziehen.«
    »Sei nicht so dickköpfig, Wanda«, sagte er. »Und das zu dieser späten Stunde. Ich bin restlos erledigt.« Unten setzte der Rhythmus wieder ein und brachte den Zimmerboden zum Erzittern. Die Blasinstrumente sprühten ihre Noten durch den dämpfenden Bodenbelag. Die Klänge wirkten anziehend; sie waren so menschlich. »Gibt es viele Negergenerale in Ihrer Armee?« fragte er lachend.
    »Sechzehn, gegenwärtig«, sagte ich. »Natürliche Selektion, nichts anderes.«
    »Wo Sie herkommen«, sagte er, und die Stirnader schien der Explosion nahe, »gibt es vielleicht sogar einen Negerpräsidenten …«
    »Für zwei Jahre«, sagte ich. »Er wurde in Kansas City erschossen.«
    »Wie sie immer sagen, Wanda«, sagte Doc mit leiser Stimme; ein glücklicher Ausdruck unbekannten Ursprungs strahlte wie eine Aureole in seinem Gesicht. »Bessere Zeiten voraus. Siehst du?«
    »Scheiß drauf!« sagte sie. »Wir werden sie nie erleben. Ich gehe wieder zu Bett.« Sie machte kehrt, verließ das Zimmer. Vielleicht war es nur eine Wahrnehmung von ihren Gesprächen, die so vieles darin rätselhaft erscheinen ließ.
    »Machen Sie sich nichts daraus«, sagte Doc. »Sie ist mißgelaunt, so spät. Und sie erwartete keine Gäste. Kommen Sie, ich werde im vorderen Zimmer Decken ausbreiten, so daß Sie sich Lager machen können. Die Kleine kann auf dem Sofa schlafen. Ich nehme an, Sie alle kennen einander ziemlich gut.« Ich zuckte die Achseln. »Gut, daß morgen Samstag ist«, fuhr er fort und legte sein medizinisches Werkzeug in eine abgenutzte Ledertasche zurück. »Gehen wir durch den Hausgang. Gute Musik, um einzuschlafen, nicht?«
    Also konnten wir vielleicht vertrauen, vielleicht nicht. Eine Wahl war nicht gegeben. Jake nahm Oktobrjana einarmig an die Brust, während wir hinübergingen, das Gesicht frei von Schmerz und Sorge. In seine glasigen Augen richtete sie ihren Blick. Selbst auf meine Distanz flammte ihr Feuer, ihre unergründliche Leidenschaft schien begierig, wenn nicht beide, dann wenigstens einen zu verbrennen; und wenn nicht einen, dann den anderen. Ich schleppte die Koffer, inzwischen im Zweifel, ob wir wirklich brauchten, was wir mitgebracht hatten.
    »Haben Sie Nachtzeug in den Koffern?« fragte Doc.
    »Es sind ihre Koffer«, sagte ich. »Wir hatten nicht mit einer Übernachtung gerechnet.«
    »Feine Spione. Bringen nicht mal Schlafanzüge mit.«
    »Ich habe kein frivoles Nachtzeug«, murmelte Oktobrjana.
    »Dann wickeln Sie sich gut ein«, sagte er. Ihre Wohnung ähnelte alten Wohnungen, die ich gesehen hatte, doch war ihre von reinerer Form; die Kanten der Möbelstücke waren nicht abgestoßen, alle Installationen waren original; die Wände waren glatt und mit lila Blumenmuster tapeziert. Wir sahen ein großes Wohnzimmer, Küche und Diele; hinter der Küche vermutete ich das Bad, ihr Schlafzimmer und vielleicht mehr. Die drei Meter hohe Decke vergrößerte den Raumeindruck, verringerte die Masse des schweren Mobiliars.