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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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»Doc!«
    »Ja«, schrie Doc zurück. »Wer ist da? Bill?«
    »So spät noch auf?«
    »Ja, ich verbrenne das Mitternachtsöl. Wie geht's, Bill?«
    »Rausgeschmissen, aber nicht ausgeschissen«, sprach der Ungesehene. »Richtig heiß unten.«
    »Ich höre sie.«
    »Fang dich auf der Flucht.« Dann wieder Stille. Doc beendete seine Bandagierarbeit.
    »So wird es in Ordnung sein. Sollte einer von Ihnen von diesen Schnakenstichen Hautreizungen haben, so kann ich ihm eine medizinische Lösung empfehlen, die einzureiben ist. Also gut, Luther, sehen wir mal bei Ihnen nach dem rechten.«
    Da ich keine Körperverletzungen hatte, behielt ich meine Sachen an. Doc alkoholte einen Wattebausch und bemalte meine Kopfwunden mit Schmerz. »Drehen Sie den Kopf auf diese Seite«, sagte er. »Meine Güte, ein kleines Stück tiefer, und von Ihrem Ohr wäre nicht mehr viel übrig. Hat jemand versucht, es abzubeißen.«
    »Ich wurde gehandschellt«, sagte ich. »Geschlagen und doppelt geschlagen. Jake rettete mich.«
    »Gehandschellt«, wiederholte Wanda. »Sie meinen mit Handschellen?«
    »Genau.«
    »Was, zum Teufel, sind Sie alle? Sträflinge oder was?« Ihre Stimme ging unheilverkündend in die Höhe. »Norman, bringst du jetzt schon Gangster mit in unser Heim?«
    »Sei still, Wanda«, sagte Doc, ihrer Tonlage angepaßt, und wischte so heftig über eine meiner Platzwunden, daß ich dachte, sein Ziel möchte es sein, sie zu vertiefen, statt zu reinigen. »Sie sind keine Gangster. Ich dachte das zuerst, aber auf der einen Seite scheinen sie zu klug, um Gauner zu sein …«
    »Wir haben keine verbrecherische Orientierung«, sagte ich bestrebt, die beiden zu beruhigen.
    »… auf der anderen Seite sind sie zu verdammt dumm«, schloß er. »Nichts als kleine Kinder im Wald. Erzählen mir, sie seien Amerikaner …«
    »Sind wir«, sagte ich.
    »Ich nicht«, bemerkte Oktobrjana.
    »Luther hat noch nie eine Flebbe gesehen, sagt er.« Er befestigte Gaze an meinem Kopf. »Wußte nicht mal, was das ist.«
    »Hör auf«, sagte Wanda. »Willst du mich für dumm verkaufen?«
    »Ich sage dir nur, wie es ist«, erwiderte Doc. »Ich frage mich, ob sie nicht Spione sein könnten. Was meinst du?«
    »Spione?«
    »Teufel noch mal, ja, Spione. Mausarme Spione, was das angeht. Wollen mit einer Art Flugzeug abgestürzt sein. Benehmen sich, als könnten sie ihren Hintern nicht von einem Loch im Boden unterscheiden. Sprechen überhaupt kein richtiges Englisch …«
    »Wir worten perfekt«, sagte Jake. »Ihr Dialekt hindert.«
    »Hör ihn bloß an! Ja, in letzter Zeit ist viel von Spionen die Rede gewesen. Nazi-U-Boote kommen jede Nacht vor Long Island hoch. Hängen unten beim Hafen herum. Yorkville ist voll von Deutschen, und die Hälfte von ihnen ist wahrscheinlich in etwas verstrickt. Würde mich nicht wundern, wenn Sie alle Krauts wären.«
    »Krauts«, sagte ich. »Was heißt das?«
    Er drehte die Augen zur Decke. »Deutsche.«
    »Ich ?«
    »Der hellste Nigger, den ich je gesehen habe«, murmelte Wanda und zündete sich mit einem Kratzstreichholz, das sie aus einer kleinen Papierschachtel zog, eine Zigarette an; diese Leute rauchten wie die Russen, scharf auf den Drachenhauch.
    »Aber ich glaube, das erklärt es auch nicht«, sagte Doc. »Zu verrückt, um Spione zu sein. Was, zum Teufel, sind Sie, Mann? Von wo sind Sie? Wollen Sie nun endlich die Hose runterlassen, oder muß ich Sie auf die Straße setzen?«
    Immerhin hatten wir sein Interesse geweckt; aber wie sollte man so etwas erklären, wo anfangen? »Wie, wenn ich es erzählte, und Sie würden mir nicht glauben?«
    »Muß ja eine schöne Geschichte sein.«
    Ich konnte nur nach dem Gefühl gehen, eine Zugangsweise erproben, die Reaktion beobachten und dann vielleicht eine andere wählen. Offensichtliche Beispiele schienen am überzeugendsten. »Also gut«, sagte ich. »Jakes Waffen. Seine ganze Ausstattung. Alles sieht ungewohnt aus, richtig?«
    »Letzte Woche sprachen sie in der Wochenschau über Geheimwaffen«, sagte Wanda. »Das hat nichts zu sagen.«
    »Und die Kleidung, die wir tragen?«
    Mit forschender Hand befingerte sie mein Jackett, Schlips und Kragen. »Sie bringen Ihre Sachen nicht zur Reinigung, wie es scheint. Und statt der Knöpfe haben Sie was anderes am Hemd. Und?«
    Ich zog meine Brieftasche, klappte sie auf. »Sehen Sie sich das an.«
    Doc befühlte das Material, als streichle er seine Frau, verwundert und furchtsam, und in schlecht verborgener Anspannung. »Ihre Brieftasche ist aus

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