Ambient 05 - Elvissey
Problem besteht darin, sagen sie, daß die Bestimmung des Ursprungs eines Tumors etwa so ist, wie die erste regnende Wolke in einem Hurrikan entdecken zu wollen. Wie immer ist die Wahrheit unter Fakten begraben.«
»Wie immer …«
»Sie konnten die Pillen bestimmen, die er deinem Mann gegeben hat«, sagte sie. »Sie enthielten etwas Unaussprechliches, das die reoptimierende Medikation nullifizierte, wenn du dich krümmtest. Das war mit einer Amphetamingrundlage vermischt. Er war vermutlich während eurer Reise hochgestimmt.«
»Genau sein Verhalten – damals«, sagte ich. »Erklärt das nicht seine Aktionen? Kann er für das verantwortlich gemacht werden …«
»Das erklärt teilweise seine Aktionen«, sagte Judy. »Aber für mich ist es unfraglich, daß Leverett davon gewußt haben muß. Ich bin mir ebenfalls sicher, daß ihm bewußt war, wie das, was er dir gab, auf dich wirken würde. Erstaunlich, daß dein Mann sich unter diesen Umständen überhaupt benehmen konnte.« Sie reichte mir ein Printout mit ihren Initialen. »Ergo wurde er wiedereingestellt. Dies wird ihn mit größerer Leichtigkeit aus deinem Haus vertreiben. Wenn du mir früher erzählt hättest, daß Leverett sich bei dir als Apotheker betätigt hat, hätte es vielleicht verhindert werden können.«
»Oder wir wären nie zurückgekehrt«, sagte ich. »Wird Leverett dafür büßen?«
»Die Aktionen deines Mannes verlangten Bestrafung, unter welchen Situationen auch immer«, sagte sie. »Leverett hat es auf Schleichwegen erreicht. Wenn eine direkte Verbindung zwischen seinem Wissen über die eventuellen Gefahren von Demelanin und seiner Zustimmung zu deiner Behandlung hergestellt werden kann, habe ich ihn. Andernfalls kann er leugnen.«
»Du kannst nicht eingreifen …?«
»Er schickt jeden Morgen Daten durch Alice«, sagte sie. »Sie leitet seine Geschichten an Seamus ohne Kritik oder Anmerkungen weiter. Leveretts Vorgänger überwachte Alices Programmierung, und er hat Leverett offenbar auf Möglichkeiten der Dateneingabe aufmerksam gemacht, die alle Sicherungen umgehen. Seamus stellt sich mir gegenüber angesichts dessen taub. Ich hege eine Hoffnung, daß sie den Plan durchgerechnet hat und Leverett gegenwärtig mit so vielen losen Enden hinhält, in denen er sich irgendwann verstricken wird.«
»Er wird nachlässig«, sagte ich zu ihr. »Seine Augen zeigen es. Er improvisiert immer häufiger …«
»Von Anfang an hat Leverett dies immer einen Schritt vorausgeplant und kein Stück weiter«, sagte sie. »Er wird bald stolpern. Dann ist er zu fassen.« Sie schwieg, schüttelte den Kopf und sah mich an. »Wenn er wirklich den Halt verliert. Er ist ein geschickter Tänzer. Es quält mich, wie diese Firma sein könnte, wenn nicht die Hälfte meiner Zeit dafür draufginge, die Pläne anderer zu durchkreuzen. Es liegt vermutlich an der Organisation selbst.« Sie sprach mit einer Stimme, als hätte sie dreißig zusätzliche Jahre ertragen müssen. An jenem Morgen vermittelte sie den Eindruck, als hätte sie lebenslang daran gearbeitet, eine Welt zu terraformen, und am siebenten Tag entdeckt, daß die falsche Welt vorgenommen worden war. »Ich werde wahr sprechen, Iz. Er hat mich rechts- und linkswärts umgangen.« Sie starrte auf die Drydens vor dem Hintergrund der Glöckchen. »Er hält geheim, was er Seamus erzählt, und Seamus sagt nichts. Seamus behauptet, ich wäre zwanghaft, wenn ich die Sache publik mache, und dann spricht er nur von verlorenen Tagen zu mir. Er teilt seinen Anekdotenschatz mit mir, aber nicht mehr.«
»Leverett täuscht Stärke vor«, sagte ich. »Er ist offensichtlich …«
»Was ist mit seinem Homunculus? Nähert er sich einem Endzustand an?«
»Alle Zeichen deuten darauf hin außer Zusammenbruch«, sagte ich. »Sehr bald, denke ich.«
Sie streckte ihren Arm aus und legte ihn neben meinen; kontrastierte meine Dunkelheit mit ihrer; wieder war ich nicht mehr heller als sie. »Du hast dich in dieser Woche erheblich verändert. Hast du ihn seit der OP wiedergesehen?«
»Nein«, sagte ich. »Heute nachmittag werde ich. Er ist von seiner Welt, Judy. Ich werde in seinen Augen anschließend ein Tier sein, und Leverett wird die Kontrolle verlieren …«
»Für dich wird er bestialisieren, Iz«, sagte sie. »Ich wette.«
»Da ist keine Liebe.«
»Da ist etwas, scheint mir«, sagte sie. »Hätte ich bei Seamus bleiben sollen, nachdem ich es nicht mehr mußte? Wieviel hattest du einst mit deinem Mann gemeinsam, das du
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