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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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schätze.«
    »Das ist gut. Nach einiger Zeit ist es eine holistische Erosion. Rückzug ist notwendig. Mein letztes Projekt ist gegenwärtig in Arbeit«, sagte sie und tätschelte ihren Bauch. »Ich informierte Ms. Glastonbury über meine Entscheidung, bevor sie mir dieses Atelier überließ. Sie fand es schade, dann schlug sie vor, ich sollte neue Werke mit Plastik oder ähnlichem Material schaffen.« Tanya kopfschüttelte lächelnd. »Wie gesagt, ich glaube, die Intention meiner Arbeiten wird oft nicht verstanden.«
    »Aber Ms. Glastonbury versteht zumindest genug, um deine Arbeit zu unterstützen …«
    »Wahr. Und als Leiterin von Dryco, also der Regierung und der Welt und all ihrer Werke, garantiert Ms. Glastonbury, daß die Fötalkunst weiterhin notwendig bleibt. Verdoppelte Ironie, wenn Gutes aus Schlechtem gemacht wird.« Ihr Sessel knarrte, als sie sich darin zurücklehnte; ihre Katze sprang bodenwärts und trottete zu ihrer Resteschüssel. »Falls du es dir vor deinem dritten Monat überlegen solltest, ruf mich an. Ich werde dich nach Kräften führen.«
    »Nein«, sagte ich zu ihr. »Ich will mein Baby.«
    »Ich wollte es auch.«
     
    Das TVC spielte tonlos in unserer Wohnung, als ich an jenem Abend nach Hause kam; jeder Fenstervorhang war gegen die Dunkelheit draußen zugezogen, alle Lichter waren angeschaltet, um die Räume drinnen zu erhellen. »John?« rief ich in Erwartung einer Antwort, hörte aber keine. In den vergangenen Wochen war er immer depressiver geworden, sagte wenig, tat noch weniger; er war seit mehreren Tagen nicht aus dem Bett gekommen, zumindest nicht, solange ich in der Wohnung gewesen war. All meine Versuche, unsere Sorgen zu beschwichtigen, waren vergeblich, da er sich gegen mich wie gegen alle anderen abschottete. Zum ersten Mal seit unserer Rückkehr fürchtete ich mich vor dem, was ich finden könnte, als ich durch die Wohnung ging. Samtpfötig trat ich in die Küche, blickte durch die Tür, wandte ebensoschnell meinen Kopf wieder ab, mit einem Gebet an Gottheit, daß ich ihn nicht entdecken würde, wie er neben den Knoblauchzöpfen hing oder am Boden mit einer Waffe in der Hand und in einer roten Pfütze lag.
    »John?«
    Er war nicht da; alles sah wie gewöhnlich aus. Gläser mit Filmen von Flüssigkeitsresten füllten die Spüle, das Geschirrhandtuch war auf den Tisch geworfen, ein geleerter Eiswürfelbehälter stand auf dem Kühlschrank. Die Silberzeugschublade war offen; als ich hinüberging und hineinblickte, sah ich, daß alle Messer fehlten.
    »Bist du hier John? John?«
    Vielleicht schlief er und hatte mein Rufen nicht gehört. Ich trat in den kurzen Korridor, der unseren Wohnbereich mit dem Schlafzimmer verband, zögerte mehrere Momente, bevor ich die Schwelle zum Bad überschritt. Ich langte um den Türrahmen und schaltete das Licht ein; seufzte, als ich hineinstarrte und die Duschtür offenstand. Sein Bademantel lag neben der Duschwanne, wo er ihn fallengelassen hatte.
    »John«, sagte ich erneut und ging zum Schlafzimmer. »John?« Unsere Tür stand offen; meine Hand zitterte, als ich mit den Fingern über das Holz strich und sie aufstieß. Ich konnte meinen Atem sehen, als ich eintrat; also suchte ich den Wandschalter, um die Klimaanlage herunterzuschalten. Auf den zerwühlten Laken unseres ungemachten Bettes lag unser Hochzeitsalbum, eine schwere blaue Mappe, die einen Player beinhaltete und diskettengespeichert alles, was wir gewesen waren. Der Kosmetiktisch war ungestört; in unserem Wandschrank war nichts, was nicht dorthin gehörte. Nicht einmal Mäuse verliehen dem Zimmer Leben. Meine Knie zitterten so sehr, daß ich nicht länger stehen konnte; ich setzte mich aufs Bett, hielt meinen Kopf zwischen den Händen, während ich mir Erholungszeit erlaubte. Adrenalin pumpte durch mein System, klopfte mein Herz, pulsierte meinen Kopf. Johns Knifelife -Exemplar lag offen bauchwärts auf dem Nachttisch. Ich nahm es auf und sah markierte Seiten aus einem Abschnitt mit dem Titel »Was ist dein Job?« Der Einleitungssatz lautete: Du bist der Teufel, und du wirst Teufelswerk tun.
    Ich stand auf und ging durch den Raum, um die Tür zu schließen, während ich entkleidete. Als ich sie zu schließen begann, sah ich die Küchenmesser, die tief im Holz steckten und in Augenhöhe in einem ordentlichen Kreis gruppiert waren. Ich schlußfolgerte, daß er sie geworfen hatte, während er auf dem Bett saß oder lag. Als ich das am Holz befestigte Ziel begutachtete, erkannte ich es als

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