Ambient 05 - Elvissey
ein, als sie aus der Rutsche fielen.
»Sie müssen das hier nur wiederholen, wenn Sie etwas bei sich tragen«, sagte er. »Sobald Sie einen Schlüssel haben, wird das den Wächtern genügen, den Nichtstuern.«
Die Hotelwächter trugen augenbeschattende Hüte; sie lauschten steingesichtig auf Malloys Worte. Der Kleinste hatte Narben, die über jede Wange vom Mundwinkel bis zum Ohr verliefen, als hätte er in jungen Jahren versucht, seinen Mund zu vergrößern, um Melonen essen zu können, ohne kauen zu müssen. »Schlüssel«, wiederholte ich. »Ein richtiger Schlüssel?«
Malloy nickte. »Sozusagen der erste Hammerschlag der Historischen Authentizität.«
Die Empfangschefin überprüfte meine Anmeldung; sobald mein Name monitorierte, reichte sie mir den Schlüssel. Das Metall kühlte meine Hand, und ich stellte mir vor, daß sie ihn in einem Kühlschrank aufbewahrten, solange er nicht benutzt wurde. Wir traten durch einen Durchgang rechts vom Empfangstresen und stiegen die Wendeltreppe hinauf.
»Gibt es schon Lifts in London?« fragte ich, während ich Malloy folgte, der vorausschnaufte und meine Koffer bei jedem Schritt gegen die Wände stieß.
»Wir haben natürlich bei Dryco einen Lift«, sagte er. Auf der zweiten Etage überquerten wir eine Schwelle und stolperten in einen Korridor. »Da wären wir«, sagte er und drückte sich in eine Ecke, damit ich genug Platz hatte, um ihn herumzulangen und meine Tür zu entriegeln.
»Antiquitäten«, sagte ich, als ich beim Eintreten dachte, wir wären versehentlich im Museum gelandet. Das Mobiliar war zwei Jahrhunderte früher angefertigt worden. Ein überdimensionales Fenster blickte auf die Gummibäume und Pinien des Hinterhofs und auf die Schornsteinköpfe benachbarter Häuser hinaus. Die Blocks dahinter wurden von einem alten postmodernen Turmbau überragt, an dem das Wort ZENTRUM stand. Der Deckenventilator senkte die Temperatur; Moskitonetzwerk cremte das Sonnenlicht, bis ich spürte, wie es sich auf meiner Haut verteilte.
»Nett«, sagte ich. »Viel kühler. Und so historisch.«
»Die Glotze ist in der Chiffarobe versteckt«, sagte Malloy und öffnete die hohen Mahagonitüren. »Sie können nach Wunsch fernsehen oder den Knopf darunter drücken, wenn sie telekommunizieren wollen.« Nachdem er meine Koffer abgestellt hatte, nahm er die Fernbedienung und schaltete das Gerät ein. Das Auge belebte sich sofort mit dem Bild eines weißgewandeten Mannes, der einen Schweineembryo sezierte. »Vermutlich Infotainment.« Malloy deutete linkswärts zum Badezimmer. »Hygienische Einrichtungen.« Den größten Raum nahm darin die Badewanne ein, die aus Marmor bestand und einen Meter tief war; sie ähnelte eher einem Sarkophag und schien nur dazu designt worden zu sein, die Badenden in einen tieferen Schlaf zu wiegen, als sie gewünscht hätten.
»Hat Leverett Sie bereits über den Zeitplan informiert?« fragte Malloy; ich nickte. »Seine Eminenz befiehlt selbst über den Mond, nicht wahr? Er versuchte, mir meine Stunden zu stehlen, und listete mich ein, bevor wir Heathrow verlassen hatten. Hatte mir einen kompletten Drehplan aufgestellt wie für ein Taiwan-Video. Fruchtlose Bemühungen. Solange Dryco und ich in großen Abständen gemeinsame Momente haben, bin ich zufrieden, und das habe ich ihm auch gesagt.«
»Ich habe keine Meinung«, sagte ich fensterwärts blickend. Kolibris fielen über den blühenden Efeu her, der die nächststehende Pinie würgte.
»Morgen abend also«, sagte Malloy. »Die gesellschaftlichen Umgangsformen verlangen, daß wir gut dinieren. Sie haben den ElCon heute abend und natürlich seine große Einführung morgen abend. Möchten Sie sich jetzt einen Moment ausruhen? Ich kann mich in die Lobby setzen und den Zimmermädchen nachstellen.«
»Ich bin verabredet, mich sofort nach der Ankunft ans Büro zu wenden«, sagte ich kopfschüttelnd; fragte mich, warum ich mich nicht aus seinem neuen Würgegriff befreien konnte.
»Schade. Die Tage mit der Verplanung jeder Stunde zu verbringen, ist nicht unser Modell für Produktivität. Dann wollen wir eilen. Je früher Sie sich an das Klima gewöhnen, desto besser.«
»Leverett und E sind schon eingetroffen?« fragte ich, als ich die Tür hinter mir verschloß und wir wieder in den Korridor traten.
»Stehen schon in den Startlöchern«, sagte Malloy. »Das Sicherheitspersonal ebenfalls. Er arbeitet mit Willy. Willy ist unser Beefeater. Denken Sie daran, hier gibt es nichts von dieser
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