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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Asphalt überquerten, und wandte seinen Blick ab, damit ich nicht seine Augen lesen konnte. Sein Gesicht war purpur; er zitterte ganzkörperlich, und seine Berührung war so heiß wie der Platz unter unseren Füßen. Als wir unseren Wagen erreichten, schloß er meine Tür auf und ging zur Fahrerseite hinüber. Ich wartete, daß er einstieg, bevor ich mich selber setzte. Wortlos schlug er fäustlings auf das Wagendach, machte eine Delle in das Metall und schuppte die Farbe ab. Sofort verschwand seine Gesichtsfarbe und kam in seiner Hand zum Wiedervorschein. Ich erstarrte; ich hatte ihn erst ein oder zweimal so nervös gesehen. Er stieg in den Wagen und drückte die Zündung. Nachdem ich eingestiegen war, fuhren wir fort von Dixieland, weiter nach Süden.
     
    Zwischen Kurzschlafperioden las ich; am Spätnachmittag waren wir bis West-Virginia gefahren, und ich hatte das späte neunzehnte Jahrhundert erreicht.
     
    Auch waren die Sklaven in ihren Hütten nicht unglücklich; es waren schattenspendende Bäume in der Nähe wie auch Gemüsegärten und Hühnerställe. Die Sklaven sangen bei der Arbeit, weil sie mit ihrem einfachen Leben glücklich waren.
     
    Außerhalb von Richmond zweigte die I-9 von der I-3 ab und schnitt durch Virginia und Tennessee geradewärts auf Memphis zu, ohne sich um natürliche Hindernisse zu scheren. Als die Appalachen horizontierten, sah ich, daß die Straße direkt durch ihre abgewetzten Falten ging, als wären sie nicht vorhanden. Als wir den Einschnitt passierten, erwies sich, daß die Hügel und Berge in Vorbereitung auf den Interstate eingeebnet worden waren; unser Geigerzähler im Wagen registrierte leichte Strahlung, als wir durch die tiefsten Furchen fuhren. Von den übriggebliebenen Bergzügen waren Boden und Flora entfernt worden, so daß sie den Fotos vom Mars ähnelten.
    »Wir sollten bald übernachten«, sagte ich und legte mein Buch zur Seite. »Wir haben mindestens einen und einen halben Tag schlaflos verbracht.«
    »Nächste Ausfahrt also«, sagte er. Er hatte seit unserem Aufbruch von Dixieland nur wenig gesprochen und sich nur gerührt, um sich ein Stück Trockenobst zu nehmen oder mich nach meinem Befinden zu fragen. Aus seinem Benehmen schloß ich, daß er nicht zu Gesprächen über das Geschehene gestimmt war, über den Grund, daß sein Zorn nicht unterdrückt worden war. Wir fuhren ab, als wir die Tennessee-Grenze überquerten und kamen auf eine Doppelspur, deren Oberfläche von Schlamm geschwärzt war, der von den Hügeln heruntergewaschen worden war. Unbemalte Häuser standen einzeln in straßenseitigen Mulden und deuteten darauf hin, daß die Gegend durchaus besiedelt war. Kurz nach Sonnenuntergang fuhren wir durch eine kleine Stadt. Ein oder zwei Menschen gingen auf der Hauptstraße und schaufensterbummelten vor verriegelten Läden.
    »Ist es hier nicht Sonnabend?« fragte John. »Alles sieht evakuiert aus. Die Einheimischen wären heute abend rastlos, dachte ich.«
    Wir fanden die Bevölkerung, als die Straße wieder zur Landstraße wurde, außerhalb der Stadt. Dutzende von rostenden Autos und Mintrucks parkten neben mehreren quadratischen, fensterlosen Betonbunkern. Durch die offenen Türen strömte das Stadtvolk; Kreise waren über die meisten der Eingänge gemalt. Ein Stück von den anderen entfernt stand ein großer Schuppen; straßenseitig war darauf ein grobes Gemälde einer Klapperschlange angebracht, die sich um ein Kreuz wickelte.
    »Fahr weiter«, sagte ich. »Alle sind hier beschäftigt.« Geradewärts, weitweg von den überfüllten Kästen, umgab eine Ansammlung von Holzhütten einen Kiesplatz; über der Einfahrt standen Neonbuchstaben: TOURIST-RAST.
    »Hier sind wir richtig«, sagte John, und wir bogen ein. Wetterleuchten flammte in der Dunkelheit über den fernsten Hügeln. Als wir zum Büro gingen, sahen wir ein weiteres Schild, auf dem Nur Weiße stand. Eine Frau mit den Proportionen eines Fasses stand drinnen hinter dem Tresen; ein unsichtbarer Fernseher dröhnte gegen die Wände.
    »Bleiben Sie über Nacht, Leute?« fragte sie; wir nickten. »Wir freuen uns, daß Sie uns besuchen. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.« Ihre Stimme verschärfte sich, als sie das Gästebuch aufschlug. »Bezahlung im voraus und Heiratsnachweis.« Unsere US-Führerscheine genügten, um sie zu beeindrucken; sie reichte John einen Schlüssel, nachdem wir bezahlt hatten. Er starrte ihn so lange an, daß ich ihm einen Ellbogenstoß versetzte, um ihn abzulenken.

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