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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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»Was machen Sie New Yorker hier unten?« fragte sie.
    »Auf Urlaub«, sagte ich. John durchquerte den Raum, ging auf eine Coca-Cola-Maschine zu, einen blutroten Kasten. Er warf Münzen ein, öffnete die Fenstertür und nahm zwei Flaschen heraus.
    »Klingt gut«, sagte sie. »Haben Sie's noch weit?«
    »Memphis, Tennessee«, sagte ich. »Wir haben uns schon gefragt, wie weit wir noch fahren müssen.«
    Sie blinzelte mit den Augen, als würde sie etwas stechen. »Nehmen Sie die Moses Road, wenn sie morgen früh weiterfahren. Dann werden Sie am Nachmittag da sein. Räumen Sie Ihr Zimmer um halb zehn. Ach, Mister, der Öffner ist vorne an der Tür.«
    »Bewältigt«, sagte John, nachdem er beide Kronkorken entfernt hatte.
    »Schlafen Sie gut«, sagte sie und zog sich vom Tresen zurück. Sie behielt uns ständig im Auge, während sie in einen anderen Raum ging. Wir traten hinaus in Regen. Johns Bein erlaubte ihm nicht, so schnell wie ich zu unserer Hütte zu laufen, aber die Wolken waren noch nicht gebrochen, so daß wir nicht klitschnaß wurden. Die Hütte war nicht größer als unser Schlafzimmer; enthielt nur ein konkav gewölbtes Bett, einen staubigen Tisch und eine Lampe. Das Badezimmer war ebenso großzügig ausgestattet. Als ich mich toilettierte, rieb ich mich mit dem dünnen, bereitgelegten Handtuch: Kaum war ich trocken, näßte sich meine Pergamenthaut erneut. Das grelle Licht illuminierte meine Venen so gut, daß ich nicht danach suchen mußte, als ich meinen Medicheck durchführte. Während ich auf die Rosafärbung des Streifens wartete, der negative Reaktion garantierte, lauschte ich auf den Regen, der auf das Dach trommelte. Der Guß verstärkte sich, während John sich badwärts begab; und legte mich darauf lauschend hin, bis er wieder herauskam und wir uns gegenseitig entkleidet ansahen.
    »Jetzt sind die Flitterwochen Nummer zwei, Iz«, sagte John und zeigte Verlangen. Er sah liebenswert aus, aber mein Bauch schmerzte, mein Kopf pulsierte, und die schmerzliche Erinnerung an unsere letzte Vereinigung verdrängte meine Libido. Der Fußboden knarrte unter meinen Schritten, als ich zu ihm hinüberging; ich hob meine Hand und strich ihm sein feuchtes Haar aus der Stirn.
    »Laß uns nur hinlegen, John. Wir werden morgen früh spielen wenn möglich.«
    Er nickte; strich sich über die Brust, als wir uns auf die Laken betteten. Eine rote und blaue Weinrebe schnörkelte sich um die Y-Narbe seines Torsos, seine einzige Tätowierung, die zur Verbergung der Linie diente, unter der der Krylar eingesetzt war. Die Schwerkraft ließ uns aufeinander zu rollen und drückte uns in den Tiefen des Bettes zusammen. Er hielt mir seine Handfläche hin, damit ich seine Abenddosierung sah: die Standard-Babyblaue und eine von Leveretts weißen Dreiecken.
    »Medicheck okay?« fragte ich, als er seine Pillen trockenschluckte.
    »Okay. Deiner?«
    »Keine Infektiva«, sagte ich. »Dennoch kopfschwindlig. Magenübel. Ich drehe mich im Walzertakt um meine Achse.«
    Ein Blitz erhellte unser Zimmer mit bläulichem Schein; der Regen nahm zu, und der Donner wurde lautstärker. Ich streichelte seine Armbeuge und berührte die Knoten, wo seine Knochen wieder zusammengewachsen waren. »Die Reoptimierung bekommt mir nicht«, sagte John. »Alle Anstrengungen, mich innerlich zu ändern, sind unerfolgreich. An Apfelbäumen wachsen keine Orangen, Iz. Wollen sie diese Tatsache nicht anerkennen?«
    »Sicher nicht alle von ihnen«, sagte ich, obwohl ich das Gegenteil vermutete. »Dieser Mann im Dixieland. Was geschah?«
    »Ich wollte ihn exen, Iz.«
    »Offensichtlich«, sagte ich. »Du hättest todübel werden müssen, wie verordnet«, sagte ich. »Das war nicht der Fall. Warum?«
    »Unbekannt«, sagte er. »Ich unterziehe mich der Medikation, du hast beobachtet …«
    »Danke für die Demonstration.«
    »Ich wußte, daß du besorgt bist«, sagte er. »Ich verstehe es nicht, Iz. Vielleicht affektiert die Passage irgendwie die Innereien. Psychoviren in der Luft. Ich weiß nicht, aber …«
    »Aber was?«
    »Bedeutungslos, Iz. Ich bedaure nicht, nicht einmal das Zusammenspiel. Diese Welt hat mich neuverkabelt.« Er lächelte, ohne daß ich ihm ein Stichwort geben mußte; ich konnte mich nicht an das letzte Mal erinnern, wo das passiert war. »Ich lebe.«
    »Verstanden. Es ist gut, John. Check trotzdem deine Reaktionen«, sagte ich. »Du bist jetzt ruhiger?«
    »So ruhig wie ein See am Morgen«, sagte er. »Aber weitäugig. Ich weiß schon jetzt, daß

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