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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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auf den Tresen legte. Ein Zinke stach E unter dem Knöchel; er schrie, während er seine Hand wegzerrte, und schoß erneut, traf ihn genau in den Mund. Etwas spritzte über mein Gesicht, und ich übergab mich. E steckte seine Waffe wieder in die Hose, packte meinen Arm mit solcher Kraft, daß er mich verletzte, und zerrte mich nach draußen. »Komm schon«, brüllte er. »Verdammt.«
    »Idiot«, sagte ich erstickt, während sich mein Magen immer noch hob. »Narr. Wir hatten doch Geld …«
    »Halt's Maul!«
    »Wir hatten Geld!« schrie ich zurück, aber mein Bauch schmerzte und meine Kehle brannte so sehr, daß ich verstummte. Ich erinnerte mich später nicht mehr, zum Wagen gelaufen und hineingesprungen zu sein; E drängte sich auf den Fahrersitz und schob mich zur Seite, als er sich hinter dem Lenkrad plazierte.
    »Wo ist der Schlüssel?« schrie er und hielt sich die blutende Hand gegen das Hemd. »Gib mir den Schlüssel …« Ich drückte den Anlasser auf dem Armaturenbrett, schaltete die Batterien ein und startete den Soundtrack. Er hatte mich offenbar beim Fahren genau beobachtet, so daß er schnell die Gangschaltung fand und den Rückwärtsgang einlegte. Dann startete er durch und ließ Kies himmelhoch spritzen, als wir die Ausfahrt entlangrasten. Ich säuberte mein Gesicht und starrte durch die Windschutzscheibe; bemerkte, daß die Interstatemauer direkt links vor uns endete. Dieser Abschnitt befand sich noch im Bau, sah ich und damit endlich auch einige meiner Leute. Zehn bis zwanzig Schwarze trugen Zementsäcke über die Lichtung, wobei sie von uniformierten Wachen mit Schutzhelmen beaufsichtigt wurden; die Männer trugen gestreifte Kleidung und schienen auf irgendeine Weise zusammengebunden zu sein. Als wir vorbeibrausten, sah ich die lange Kette, die sie miteinander verband; sie waren mit Ringen um den Hals daran befestigt. Ein Arbeitsprogramm, sagte ich mir; Häftlinge bei harter Arbeit, mit der sie ihre bestimmte Zeit verbrachten. Doch das erklärte kaum ihre sonstige völlige Abwesenheit, und während E uns tiefer nach Mississippi brachte, begann ich mich zu fragen, ob man uns irgendwo weggeschlossen hatte.
    »Wie habt ihr diesen Wagen frisiert?« fragte E und bog das Lenkrad mit der Linken haltend, auf eine schmale Straße einige hundert Kilometer südlich der Baustelle ein. »Jeder Hudson, mit dem ich bisher gefahren bin, war eine Mistkarre, aber dieser Schlitten fährt einfach traumhaft.«
    »Warum?« fragte ich, ohne auf seine Frage einzugehen. Mir war schlecht, seinetwegen und wegen allem, was ich gesehen hatte. »Warum hast du diese Leute getötet?«
    »Sieh dir an, was er mir meiner Hand gemacht hat!« Er hob sie und zeigte sie mir; die Stichwunde war klein, aber tief, und ein dünner roter Strom sickerte aus dem Loch.
    »Sie haben sich verteidigt«, sagte ich. »Du hirnloser Narr …«
    »Halt's Maul, habe ich gesagt«, brüllte er. »Ich fahre uns zu Klump, das schwöre ich …«
    »Scheiß drauf«, schrie ich. »Tu's doch! Na mach schon! Los …!«
    Zweige schrammten an unserem Wagen entlang, als wollten sie unsere Geschwindigkeit verringern. Ich checkte mein Kleid, sah die Flecken und wurde wütend, um meine Tränen zurückzuhalten. Während unserer Ehe hatte John mich nie mit seiner Arbeit konfrontiert; ich hatte seit meiner Kindheit Gewalt nicht mehr so unmittelbar erlebt, und sie traumatisierte mich genauso wie damals, trotz der erinnerten Vertrautheit. Ich haßte E, weil er mich so tief in seinen Wahnsinn mitgezogen hatte, und bedauerte gleichzeitig, daß John mich unter seinem begraben hatte. Ich starrte auf den roten Alekhine-Knopf und überlegte, ob ich ihn drücken und uns damit in unsere Welt zurückschleudern sollte. Dann beruhigte ich mich, indem ich mir immer wieder sagte, daß ich nicht zu sterben wünschte, wie sehr ich auch vorher darauf gedrängt hatte. Mein Erhaltungswille war wenig tröstlich; ich drehte mich zu John um. Er hatte seinen Kopf vom Laken befreit, aber sein Knebel saß noch da, wo E ihn hingestopft hatte. Ich streckte meine Hand aus, um ihn zu entfesseln; E schlug meinen Arm zurück.
    »Tu es nicht«, sagte E mit einer Hand am Lenkrad und der anderen verletzt. Ich warf einen Blick auf die Waffe, die aus seiner Hose hervorragte und unerreichbar war, wenn ich nicht wollte, daß wir uns überschlugen. Wieder ertappte ich mich dabei, wie ich an Undenkbares dachte. »Du steckst jetzt ebenso tief drin wie ich.«
    Ich hielt meine Hände im Schoß und sah mich nach

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