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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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vieles vertuscht«, sagte E. »Ich selbst traue ihnen nicht, egal was sie sagen.«
    »Lieber rot als tot.« Als ich es gesagt hatte, stellte ich fest, daß ich die Begriffe vertauscht hatte, korrigierte aber nicht; er schien es nicht zu bemerken.
    »Ich habe gelesen, daß es in New York Gebäude gibt, wo, wenn man den richtigen Knopf im Fahrstuhl drückt, man zu den Dero runterfährt. Hast du noch nie davon gehört?«
    »Nein«, sagte ich. »Du hast gesagt, die Dero verursachen alles Schlimme in der Welt?«
    »So heißt es jedenfalls …«
    »Aber sie haben nicht deine Mutter getötet.«
    E hob seine Pistole und setzte sie an meine Wange, als wollte er jeden Moment abdrücken. »Ja-ah«, sagte er. »Und sie werden auch nicht für deinen Tod verantwortlich sein, wenn es dazu kommt.«
    »Tu das weg, Elvis«, sagte ich, während ich die Augen auf. die Straße gerichtet hielt. Ich hoffte, daß sich irgendein Auto näherte, aber ich entdeckte keins. Als er die Waffe nicht wegnahm, drückte ich langsam das Gaspedal tiefer herunter und beschleunigte uns auf sechzig Meilen pro. »Schieß jetzt, und dann wird es einen Unfall geben, bei dem wir alle sterben. Ist es das, was du willst?«
    »Meine Mama geht Sie nichts an …«
    »Es gab keinen Grund, sie zu erschießen.« Ich hörte John mit dem Fuß gegen die Tür klopfen und wußte, daß er bei Bewußtsein war, auch wenn er sich nicht regte.
    »Sie waren nicht dabei«, sagte er und nahm die Waffe weg; steckte sich den Lauf zwischen Bauch und Gürtel und zog sein Hemd über die Wölbung. Ich hob meinen Fuß und verlangsamte auf eine vernünftige Geschwindigkeit. »Sie wissen es nicht, Sie waren nicht dabei …«
    »Was geschah?« fragte ich. »Detailliert.«
    »Nichts ist geschehen«, brüllte er. »Nicht viel. Wir hatten einen Streit. Ich habe ihr ein Geschenk zum Muttertag gebracht, und ihr hat es nicht gefallen.«
    »Deshalb hast du sie erschossen?«
    »Nein«, sagte er. »Ich habe ihr eine Hank-Williams-Platte gekauft. Sie sagte, sie wollte sich das nicht anhören, und ich sollte mich schämen, daß ich …«
    »Wofür?« fragte ich. Sein Gesicht rötete sich, während er sich erinnernd verstummte, aber als er dann weitersprach, hatte er sich wieder unter Kontrolle, und seine Worte kamen bar jeder Emotion.
    »Sie fing an, mir zu erzählen, wie ich ihr ohne Geld Platten kaufen konnte, wo ich doch eine bessere Stimme als sonst jemand hatte. Sagte mir, daß ich lernen sollte, Country-Songs zu singen, damit ich auftreten und Geld verdienen könnte. Aber ich kann diesen Country-Scheiß nicht singen, ich hasse es.«
    »Du möchtest Blues singen …«
    »Genau. Aber wer will das hören? Kein Schwein! Dann sagte sie, ich wäre wie mein Vater, zu nichts gut, und ich sagte ihr, sie soll das Maul halten. Aber das tat sie nicht, und als sie anfing, mich zu schlagen, bin ich in mein Zimmer gerannt, habe meine Kanone geholt und …« Er hielt inne; blinzelte ein oder zweimal, als würde er aus einer Trance erwachen. »Das war's dann.«
    »Dein Temperament problematisiert dich übersehr«, sagte ich. »Es gefährdet grundlos.«
    »Was hast du gerade zu mir gesagt, Isabel?«
    »Du kannst auf andere nicht so unbedacht reagieren«, sagte ich. »Du tötest und bereust später.«
    »Ich bereue nichts von dem, was ich jemals getan habe, weißt du das?«
    »Das kommt mit dem Alter«, sagte ich.
    »Ich bin härter im Nehmen als die meisten«, sagte er. »Dummes Gequatsche höre ich mir nicht an. Weißt du, was ich mit einem Kerl angestellt habe, mit dem ich in Loew's Theater zusammenarbeitete?«
    »Ihn getötet?«
    »Ich habe ihn geschnappt, als er sich gerade umzog, und ihn fix und fertig gemacht. Ich habe ihn umgehauen und ihm einen Kinnhaken versetzt, während er am Boden lag. Dann habe ich ihm in den Bauch getreten. Das war das mindeste, was ich tun konnte. Er hat wie ein Schwein geschrien.«
    »Was hat er dir angetan?« fragte ich.
    »Er hat dem Manager erzählt, daß ich umsonst Süßigkeiten von einem Mädchen am Süßigkeitenstand bekam. Ich wurde deswegen gefeuert. Bin gleich nach unten gegangen und habe die Sache sofort erledigt. Er wurde anschließend ebenfalls gefeuert.«
    »Er hat überlebt?«
    »Ja«, sagte E. »Wofür halten Sie mich überhaupt?« Er schien ernstlich besorgt, daß ich es für nötig gehalten hatte, danach zu fragen. »Der Job war okay. Ich mochte die Uniform.« Er klopfte sich auf die schmale Brust, als würde er sie noch tragen und gerne die Knöpfe präsentieren.

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