Ambient 05 - Elvissey
meinem Mann um, während ich erneut daran dachte, daß wir vielleicht doch keine Chance gegen E hatten, daß ich uns auf irgendeine Weise riskieren und daher unser Überleben als ungewisse Möglichkeit betrachten mußte. John verdrehte den Kopf und bewegte ihn auf und ab, befreite sich damit weiter vom Laken. Er blinzelte mir zu, wie um mich zu vergewissern; ich lächelte und verstand endlich, warum er so sehr wünschte, daß wir beieinander waren, wenn wir starben.
6
Als ich wieder geradewärts blickte, suchte ich den Kompaß auf dem Armaturenbrett, weil ich unsere Richtung bestimmen wollte, aber die Nadel hing lose herunter; obwohl ich nicht feststellen konnte, wodurch sie beschädigt worden war, vermutete ich, daß unser Grenzdurchbruch diesen unerwünschten Effekt verursacht hatte, und ich fragte mich, ob noch andere Instrumente in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Ich zuckte zusammen, als der Wagen seitlich Kiefernzweige streifte, während er die Straße entlangraste; besorgte mich tief um Johns unerklärlich fröhliche Stimmung. Er hatte einen Plan entwickelt, versuchte ich mich selbst zu überzeugen und ignorierte nach Kräften meine Befürchtungen, daß die Drogen den Verstand meines Mannes ausgelöscht hatten und ihn so hirntot wie Mister O'Malleys Schwester gemacht hatten. Mein Herzschlag verdoppelte sich; Galle verbitterte meinen Mund. »Halt an!« rief ich E zu, als ich nicht mehr in der Lage war, noch eine weitere Minute mit ihm in diesem Wagen eingeschlossen auszuhalten. »Ich werde wahnsinnig …«
E schwenkte aus, warf uns aus der Spur, lenkte unseren Wagen durch eine abfallübersäte Weide, bevor er ihn am Rand eines angrenzenden Waldes zum Stehen brachte. »Okay«, sagte E. »Wie stellt man dieses Ding aus?« Ich legte meine Hand auf die Lenksäule, fand den Knopf und schaltete den Motor ab. E riß sich ein Stück von seinem Hemd ab und verband seine verletzte Hand; ich stieg erlaubnislos aus und stürmte nach hinten, um meinen Mann zu holen. Ich öffnete die Tür, hob ihn vom Rücksitz, zog ihm den Knebel vom Gesicht und küßte ihn, ohne Rücksicht auf mögliche Beschwerden E's.
»Alles in Ordnung?« fragte er mich. »Iz …«
»Was ist mit dir?« Ich hörte die Tür zuschlagen, als E ausstieg. »Du mußt fast gestorben sein. Oh, John …«
»Was ereignete sich, als wir anhielten?«
»Mord«, sagte ich. »Ein Abbruch ist notwendig, ob mit oder ohne ihn. Ich werde dich losbinden …«
Mein Kopf wurde plötzlich gepeitscht; E griff fäustlings in mein Blondhaar und zerrte mich rückwärts. Als ich am Boden lag, sah ich ihn verkehrt, als würde er kopfüber vom Himmel hängen; aus dieser Perspektive wirkte er weniger als affenartig. »Du solltest ihn lieber nicht losbinden, Isabel«, sagte er und zog seine Waffe.
»Mein Haar steht deiner Berührung nicht frei«, sagte ich zu ihm, als ich mich aufrichtete. »Nichts von mir.«
»Laß ihn, wie er ist«, sagte E. »Ich werde nicht zusehen, wie ihr beide …«
»Ich will mit meinem Mann sprechen und aus dem Wagen holen. Ich lasse ihn gefesselt. Einverstanden?«
»Quatscht nicht zu lange.« E senkte die Waffe und schlenderte weit genug fort, um nicht unser Flüstern zu verstehen, obwohl er uns die ganze Zeit über im Auge behielt.
»Er erschoß zwei im Restaurant«, sagte ich zu John. »Völlig unbegründet. Das wird die Staatsgewalt überall alarmieren, mit Sicherheit.«
»Drei Patronen übrig, vermutlich«, sagte mein Mann. »Eine für jeden.«
»Er ist gefährlich, John. Er drückt bei geringstem Anlaß ab. Er wird uns beide exen, wenn wir noch länger bei ihm …«
»Dann mußt du ihn entwaffnen.«
»Unmöglich«, sagte ich.
»Er wird agieren, wenn ich es versuche, und ich werde dich nicht verletzt sehen …«
»Und wenn er mich verletzt, während ich ihn entwaffne …?«
»Wird er nicht«, sagte John. »Er hat sich von dir fingerwickeln lassen.«
»Ich bin nicht trainiert wie du …«
»Du bist mein. Ich bin dein. Gleiches von Gleichem angezogen.« Sein Gesichtsausdruck wurde glückselig; ich hatte ihn nicht mehr so seit unserer Hochzeit gesehen, obwohl ich immer gewußt hatte, daß dieser Ausdruck da sein würde, wenn er wollte. »Du hast dich immer wieder mit mir bewährt, Iz. Du kannst dort handeln, wo ich nicht kann.«
»Seit ihr mit dem Gequassel fertig?« rief E uns zu.
»Nein!« antwortete ich in gleicher Lautstärke; wandte meine Aufmerksamkeit wieder John zu. »Kannst du dich nicht losreißen? Bitte
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