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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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…«
    »Die Achillessehne ist aus der Ferse gesprungen«, sagte John. »Solange ich gefesselt bin, kann ich nicht rejustieren, und er will mich gefesselt. Tu, was du tust, er wird sich bald ablenken. Wenn er überstreßt, kannst du ihn leicht entwaffnen.«
    »John …«
    »Du kannst es schaffen«, sagte er. »Sobald er waffenlos ist, werde ich mich befreien und wir werden …«
    »Die Zeit ist um«, sagte E und kam zum Wagen zurück. »Wenn er etwas essen will, können Sie ihn jetzt füttern …«
    »Womit?« fragte ich. »Das Essen liegt im Restaurant, zusammen mit deiner Hinterlassenschaft …«
    E errötete und trat gegen den Wagen, wobei er die Farbe abwetzte; aus seiner Grimasse schlußfolgerte ich, daß er sich selbst mit dem Tritt geschmerzt hatte. »Ich habe es dir gegeben, und du hast es fallenlassen …«
    »Idiot«, sagte ich, ohne die Energie aufzubringen, um ihn anzubrüllen; dann plapperte ich weitere Phrasen herunter, mit denen ich ihn degradieren und beleidigen wollte. »Hirnloser holzköpfiger Weißarsch …«
    Er drückte ab, der Schuß fuhr in den Boden zu meinen Füßen. Ich verstummte im Echo des Schusses und erinnerte Johns Einschätzung: Wenn noch zwei Patronen übrig waren, würde zumindest einer von uns am Leben bleiben, wenn es zum Schlimmsten kam. »Nenn mich nicht so«, sagte er wütend. »Meine Leute haben hart gearbeitet, sie sind keine Holzköpfe …«
    »Wie gesagt«, sagte ich und wandte mich ab, weil ich damit rechnete, daß er nicht noch einmal schießen würde. Die Sonne ging unter; genug Licht blieb noch, daß ich, als ich unsere Umgebung beobachtete, bemerkte, daß wir inmitten von etwas äußerst Fremdartigen standen; doch es besaß dennoch eine unerklärbare Vertrautheit. »Wo sind wir?« fragte ich und sah mich um. »Was ist das hier?«
    »Niggerfriedhof«, sagte E und konfrontierte mich erneut mit diesem Wort. »Obwohl sie inzwischen alle umgepflügt wurden. Dieser muß ihnen entgangen sein.«
    Hohle Kürbisse waren an Ästen befestigt, die über dem Feld hingen, und schaukelten träge in der Brise. Unser Wagen hatte sich genauso rücksichtslos durch das Gelände gegraben, wie die Interstates durch die Städte schnitten, und hatte einige vierzig Grabstellen des Friedhofs zerrissen. Besondere Gegenstände und Fetische derer, die hier ruhten, markierten die Ränder jedes Hügels. Einige Parzellen waren mit bunten Glasflaschen und Keramikscherben umrahmt; angelaufenen Löffeln, weißen Kieselsteinen oder zerbrochenen Glühbirnen; stumpfen Messern, zerscherbten Schalen, Schneckenhörnern, armlosen Puppen und Gebissen. Münzen glasierten einige Grabstätten und hüllten die Schläfer in eine kalte Decke. Auf einem Hügel thronte ein Spiegel, der von rotem Schlamm gerahmt war, ein See der Erinnerung, der den Blick der Trauernden zurückgab. Auf einem anderen Grab stand als Stein ein Uhrengesicht, deren Zeiger auf zwölf erstarrt waren, wie um die Stunde des Jüngsten Gerichts anzuzeigen. Einigen genügten wenige Betonklumpen als Steine; nur einer trug eine Botschaft, und die war mit Fingern in den erstarrenden Beton geschrieben worden. Diese Worte standen darauf:
     
    Cecie
    Achtzehn Jahre eine Sklavin
    Ein Jahr Ehefrau
    Ein Jahr Mutter
    Dann verlor ich mein Leben.
     
    »Burma Shave«, flüsterte ich statt einer Eloge. »Was hast du gemeint, daß du überrascht warst, daß es nicht umgepflügt wurde. Warum sollte jemand diesen Ort absichtlich schänden?«
    »Um sie loszuwerden«, sagte E. »Wie sie's auch mit der Beale Street gemacht haben. Wie sie's überall gemacht haben.« Er redete nicht weiter, als gäbe es keinen Grund, warum ich das nicht verstehen sollte. »Habe keinen mehr gesehen, seit ich ein Kind war …«
    »Du verwirrst mich«, sagte ich. »Wer wollte sie loswerden?«
    »Sind sie nicht auch in New York alle gerandolpht worden?«
    »Nein«, sagte ich. »Was ist gemeint?«
    »Nach dem Streik«, sagte er. »Aufstände und Kriegsverbrechen. Ich war noch klein, aber ich kann mich erinnern, daß die Leute darüber geredet haben.«
    Ich war begierig, mehr zu erfahren; zwischen den Zeilen schlußfolgerte ich die Situation meines Volkes, während ich ständig das berücksichtigte, was uns vorabreisig erzählt worden war über die Meinung, die in dieser Gesellschaft vor fünfzehn Jahren geherrscht hatte. Ich strengte mich an, meine Fragen zu unterdrücken, um zur Aufrechterhaltung der Illusion nicht meine Ignoranz zu zeigen und ihn zu veranlassen, desto mehr zu bezweifeln,

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