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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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aus. An der rechten Straßenseite standen zwischen Schindelhütten vereinzelte übergroße Häuser, die von Verandas umgeben waren; glänzende Kupferkuppeln sorgten für Grün anstelle der nackten Bäume. Die Häuser mußten einst Plantagen-Hauptquartiere gewesen sein, dachte ich; in unserer Welt waren ihre Pendants unzweiflig während des Bürgerkrieges abgefackelt oder dem Zerfall überlassen worden, sobald ihre Fundamente morsch geworden waren. Aber diese Gebäude sahen museumsmäßig erhalten aus, erschienen wie neugebaut durch das Netzwerk aus grauem Moos, das von den entblätterten Bäumen in den Höfen hing, als würden meine Vorfahren immer noch benutzt, um die Farbe zu erneuern und die Fenster zu verglasen.
    Wo war mein Volk? WILLKOMMEN IN MISSISSIPPI stand auf einem Schild hinter einer Kreuzung mit einem schmalen Feldweg; die Reifen unseres Wagens staubten den Asphalt auf, als wir vorbeifuhren. Möglicherweise, dachte ich, waren sie alle wie ich angemalt oder entfärbt worden, um irgend jemandes Vorstellung von Dekor besser zu entsprechen; vielleicht waren sie wie die Njassas geflohen, bevor sich andere um ihre Vertreibung kümmerten. Ich bemerkte halbbewußt eine Berührung; E strich mit den Fingern seiner freien Hand über meinen Arm.
    »Nicht«, sagte ich, zog mich zurück und fühlte mich, als würden immer noch Schaben über mich krabbeln. Ich verlangsamte, als ich den Wagen über eine Holzbrücke polterte; das braune Wasser darunter erinnerte an schmutzigen Honig. Die Nachmittagssonne beschimmerte den Horizont; Wasserteiche erschienen und verschwanden ferne auf dem Beton. Hitze flirrte die Luft über der roten und ockernen Ebene. E blätterte eins seiner Magazine durch, zielte seine Waffe auf meine Seite; sah auf, als er bemerkte, daß ich den Winkel einschätzte.
    »Wie heißen Sie?« fragte er.
    »Nenn mich Isabel.«
    Er lachte, klang, als ob er gerade von einer Schürzenjagd zurückgekommen wäre; es entsetzte mich, als ich daran dachte, wie lange ich noch würde Ruhe vortäuschen müssen. Ich überlegte, wie ich ihn überzeugen könnte, John freizulassen. »Das paßt zur Lackierung dieser Kiste …«
    »Was ist gemeint?«
    »Nichts«, sagte er mit sanfterer Aussprache. »Ich mag das, Isabel. Ich mag es, mit dir zu fahren.«
    »Die Waffe ist überflüssig, denke ich«, sagte ich.
    »Dann denkst du falsch«, sagte er und sah wieder in sein Magazin. Der Artikel, den er las, war Erinnerung an Lemuria betitelt.
    »Das ist Science-fiction, was Sie da lesen?«
    »Nein, das ist wahr«, sagte er. »Es geht um die Dero. Ich habe das schon oft gelesen, aber es ist gut. Mama hat nicht erlaubt, daß ich Magazine mit ins Haus bringe, als ich klein war, also …«
    »Dero?« wiederholte ich. »Dero was?«
    »Du hast nie von den Dero gehört?« Ich schüttelte den Kopf. »Ein Kerl namens Shaver hat im Krieg alles über sie herausgefunden. Die Dero leben in Höhlen und Geheimverstecken. Sie entführen Menschen und bringen sie unter die Erde, um sie zu foltern, manchmal auch zu töten. Wenn sie das gerade nicht tun, verursachen sie alles Schlimme, das in der Welt geschieht. Sie müssen Günstlinge des Demiurgen sein.«
    Seine Anspielungen waren ohne jede verständlichen Bezugspunkte, und ich war vollkommen ratlos. »Ich verstehe …«
    »Manche glauben, daß sie die Leute in den fliegenden Untertassen sind, die nicht von den Deutschen stammen.«
    »Was haben die Deutschen mit den Dero zu tun …?«
    »Ich persönlich glaube, daß sie gemeinsam unter einer Decke stecken. Hast du noch nie eine der deutschen fliegenden Untertassen gesehen?« fragte E; ich schüttelte den Kopf. »Wir sehen sie hier ständig. Sie stellen sie in der Farben-Fabrik her, außerhalb von Memphis. Sie würden es natürlich niemals zugeben, aber jeder weiß, wer dahintersteckt. Ein Kumpel hat mir erzählt, eine wäre so tief über ihn weggeflogen, daß er das Hakenkreuz auf der Unterseite erkennen konnte.«
    »Hakenkreuze?« sagte ich. »Die Deutschen sind immer noch Nazis?«
    E starrte mich mit offenem Mund an, als hätte ich von meinen eigenen Dero gesprochen. »Ihr seid in New York wohl überhaupt nicht auf dem laufenden, was? Was glaubst du denn, was sie sind …?«
    Er sah mich an, als würde er wieder allem mißtrauen, was ich ihm erzählte. »Man hört ständig von neuen Entwicklungen«, sagte ich in der Hoffnung, sein Vertrauen wiederzugewinnen. »Ich hätte nicht gedacht, daß sie solche Sachen initialisieren würden.«
    »Ja, es wird

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