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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Nachrichtendienstes mit aller gebührenden Sorgfalt untersuchen würde. Er wollte das Eingeständnis hören, dass Stab versagt hatte. Sie sollte zugeben, dass intern ein paar Dinge neu geregelt werden mussten.
    Das war doch wirklich nicht zu viel verlangt.
    Fünf Tage nach seiner Ankunft in Foggy Bottom erfuhr Ambler durch die Buschtrommeln, dass Whitfield noch nicht einmal ein offizielles Memo über seine Beschwerde eingereicht hatte, obwohl es das Protokoll vorschrieb. Das war eine Unverschämtheit. Whitfield war bekannt, ja sogar geschätzt für ihren Perfektionismus. War ihr dieser Fehler etwa so peinlich, dass sie ihn dem Direktor von Consular Operations und dem Außenminister verschweigen wollte? Glaubte sie wirklich, sie könnte die Sache vertuschen? Trotz allem, was er herausgefunden hatte? Er musste sie zur Rede stellen. Sie musste ihm ihr unlauteres Verhalten erklären.
    Und er wollte ihr dabei ins Gesicht sehen.

    Der gleiche Zorn, den er auch in Changhua gespürt hatte, übermannte ihn erneut. Die Wut darüber, dass man ihn verraten hatte. Es war inzwischen Freitagnachmittag, in Washington ging die Arbeitswoche zu Ende. Seine war noch nicht vorbei. Es tut mir leid, aber Undersecretary Whitfield ist in einer Besprechung. Sie können gern eine Nachricht hinterlassen. Als er eine Stunde später wieder anrief, war die Antwort der Assistentin – eine Subalterne, die man angewiesen hatte, eine lästige Fliege abzuwehren – genauso gleichgültig wie vorher. Es tut mir leid, aber Undersecretary Whitfield ist bereits nicht mehr im Haus.
    Wahnsinn! Glaubte sie wirklich, sie könnte ihm – und der Wahrheit - für immer aus dem Weg gehen? Wutschnaubend setzte er sich ins Auto und fuhr zu Whitfields Haus bei Fox Hollow, einem Dorf westlich von Washington. Er wusste, wo sie wohnte. Dort konnte sie ihm nicht mehr ausweichen.
    Eine halbe Stunde später lenkte er sein Auto an einem weißen Lattenzaun vorbei in die großzügige Einfahrt, eine lange, elegant geschwungene, von Birnbäumen gesäumte Allee. Das Haus war ein stattliches Gebäude im Monticello-Stil mit einer eleganten Säulenfassade und Grundmauern aus verwitterten roten Ziegeln. Große Erkerfenster blickten auf den Garten hinaus. Das Haus war umgeben von sorgfältig gestutzten Magnolienbäumen und Rhododendrensträuchern auf kleinen Erdhügeln. Breite Steinstufen führten von dem kreisrunden Vorplatz zur Eingangstür aus geschnitztem Eichenholz.
    Er rief sich ins Gedächtnis, was er über die Whitfields wusste. Eine vermögende Industriellenfamilie, die im neunzehnten Jahrhundert durch Stahlverhüttung und die Produktion von Eisenbahnschienen reich geworden war und außerdem
groß ins Exportgeschäft eingestiegen war. Das Familienvermögen wurde in den Nachkriegsjahren ein wenig geschmälert, da die Whitfield-Sprösslinge sich auf Berufszweige verlegten, die mehr intellektuelles oder kulturelles Prestige als materiellen Reichtum versprachen. Es gab einen Whitfield im Metropolitan Museum, in der National Gallery, im Hudson Institute und einige, die es in die sterile Welt des internationalen Bankwesens verschlagen hatte. Aber gut angelegte Treuhandfonds sorgten dafür, dass kein Whitfield sich über etwas so Belangloses wie den Lebensunterhalt Sorgen machen musste. Wie bei den Rockefellers hatte sich auch bei den Whitfields im Lauf der Jahrzehnte eine Familienethik herausgebildet, die den Dienst für das Vaterland als höchste Ehre betrachtete. Dass dieser Dienst nicht bedeutete, allem irdischen Luxus zu entsagen, zeigte sich an Whitfields prächtiger Virginia-Villa. Das Haus war stattlich, nicht protzig, aber mit dem Gehalt eines Regierungsbeamten war es definitiv nicht zu finanzieren.
    Ambler parkte vor den großen Flügeltüren in der Mitte der Fassade und stieg aus dem Auto. Er klingelte. Einen Augenblick später öffnete eine Frau in einer Dienstmädchenuniform - schwarzes Wollkleid mit weißer Spitzenschürze – die Tür. Offensichtlich eine Filipina.
    »Mein Name ist Hal Ambler, und ich würde gern Ellen Whitfield sprechen«, sagte er mit mühsamer Beherrschung.
    »Madame heute keinen Besuch«, sagte die uniformierte Frau. Dann verbesserte sie sich schnell. »Madame nicht hier«, sagte sie steif.
    Das war natürlich gelogen. Um das zu erkennen, musste Ambler seine Fähigkeiten nicht einsetzen, denn er hörte Whitfields Stimme aus einem angrenzenden Raum. Ambler schob die protestierende Filipina zur Seite, marschierte
durch das geflieste Foyer und

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