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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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stürmte in eine holzvertäfelte Bibliothek mit großem Erkerfenster und deckenhohen Bücherregalen.
    Dort saß Ellen Whitfield mit einem älteren Mann und begutachtete ein paar Dokumente, die vor ihr auf dem Tisch ausgebreitet lagen. Ambler starrte den silberhaarigen Mann an, der mit seiner hohen Stirn aussah wie ein Gelehrter. Seine rote Seidenkrawatte war eng gebunden und verschwand in einer geknöpften Strickweste, über der der Mann ein Tweedjackett trug. Beide waren in die Papiere auf dem Tisch vor ihm vertieft.
    »Madame, ich gesagt, Sie kein Besuch ...« Als die Stimme der lautstark protestierenden Filipina das Schweigen brach, blickten sowohl Whitfield als auch der Mann erschrocken auf. In ihren Mienen spiegelten sich Überraschung und Entsetzen.
    » Verdammt, Ambler!«, schrie Whitfield, deren Überraschung sofort einer rasenden, unbeherrschten Wut wich. »Was zum Teufel haben Sie hier verloren?« Der ältere Gentleman hatte sich abgewandt, als interessiere er sich plötzlich ungemein für die Bücher in den Regalen.
    »Sie wissen ganz genau, was ich hier will, Undersecretary Whitfield.« Ambler sprach ihren Titel mit ätzender Verachtung aus. »Ich will Antworten. Ich habe genug von Ihrer Hinhaltetaktik. Glauben Sie, das könnten Sie ewig so treiben? Was haben Sie eigentlich zu verbergen?«
    Whitfields Gesicht war weiß vor Zorn. »Sie paranoider Hurensohn! Verlassen Sie mein Haus! Raus! Sofort raus hier! Wie können Sie es wagen, so in meine Privatsphäre einzudringen! Was erlauben Sie sich?« Sie wies mit ausgestrecktem Arm in Richtung Tür. Ambler sah, dass der Arm zitterte. Vor Wut? Vor Angst? Vermutlich eine Mischung aus beidem.

    »Sie haben mein Memo erhalten«, erwiderte Ambler in eisigem Tonfall. »Es enthält die Wahrheit. Glauben Sie, die Wahrheit lässt sich so einfach begraben? Glauben Sie, ich lasse mich so einfach begraben? Vergessen Sie’s. Ich habe bereits Vorkehrungen getroffen.«
    »Treten Sie mal vor den Spiegel, Ambler. Hören Sie sich eigentlich selbst zu? Sie handeln völlig unprofessionell. Fast schon geistesgestört. Merken Sie nicht, wie verrückt Sie klingen? Ich muss mich in meinem Job mit mehr Dingen herumschlagen, als Sie sich überhaupt vorstellen können. Wenn Sie mit mir reden wollen, dann von mir aus gleich Montagmorgen. Und jetzt hören Sie mir genau zu: Wenn Sie nicht augenblicklich aus meinem Haus verschwinden, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie nie wieder für dieses Land arbeiten. Und zwar unwiderruflich. Und jetzt raus!«
    Ambler atmete schwer, sein eigener Zorn verblasste beinahe vor ihrer unbeherrschten Wut. »Montag«, sagte er mühsam, drehte sich um und ging.
    Ein paar Meilen hinter Fox Hollow erschien plötzlich ein Rettungswagen mit Blinklicht und Sirene hinter ihm, und er fuhr an den Straßenrand, um ihn vorbeizulassen. Der Rettungswagen hielt vor seinem Auto. Ein anderer Wagen, ein schwerer Buick, hielt hinter ihm und blockierte ihn. Mehrere Männer – Rettungshelfer? Aber irgendetwas stimmte ganz und gar nicht – eilten aus dem Krankenwagen. Noch mehr Männer entstiegen dem Buick hinter ihm. Als sie ihn aus dem Auto zogen, rammte ihm einer eine Spritze in den Arm. Er versuchte zu begreifen, was gerade mit ihm geschah. Die Männer waren im Dienst, sie befolgten Befehle, sie strahlten professionelle Effizienz aus. Aber wer waren sie? Und was wollten sie von ihm?
    Der Nebel in seinem Geist hatte sich noch nicht vollständig gelichtet. Er schwebte immer noch über dem, was danach
passiert war, auch wenn die Vergangenheit jetzt im Sonnenlicht lag. Als man ihn auf eine Trage schnallte, hörte er, wie die Rettungshelfer sich leise und konzentriert unterhielten. Dann verlor er langsam das Bewusstsein, sein Blick trübte sich. Das war der Anfang des endlosen Dämmerzustands gewesen.
    Auch als Ambler jetzt wieder die Augen öffnete, dämmerte es gerade.
    Vor ein paar Tagen war er noch »Patient« in einem Hochsicherheitskrankenhaus gewesen. Jetzt befand er sich auf der anderen Seite des Ozeans. Aber frei war er immer noch nicht.

Kapitel vierundzwanzig
    Ambler öffnete die Augen, richtete den Blick auf den blassen Revisor und begann zu sprechen. Er berichtete möglichst detailliert, was er getan und gesehen hatte. Die Zeit hatte unzählige Einzelheiten verwischt, aber das Grundgerüst seiner Erlebnisse stand ihm nun wieder klar vor Augen.
    »Ich hatte schon Angst, Sie seien in Ohnmacht gefallen«, sagte Caston, nachdem Ambler fünf Minuten ohne Pause

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