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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Ton nicht. Dann sah er auf und nickte grüßend, als habe er Ambler gerade erst bemerkt.
    Jähes Entsetzen rammte Ambler eine Faust in den Magen. In Extremsituationen passierte es ihm oft, dass er handelte, ohne sich bewusst entschlossen zu haben. So war es auch diesmal. Er riss die gedämpfte Pistole aus seiner Jacke und richtete sie auf den Mann ...
    Und starrte selbst in den Lauf einer großkalibrigen Waffe, die sich scheinbar aus dem Nichts in der fleischigen Hand des anderen materialisiert hatte, als sei er ein Zauberer, der einen Münztrick perfektioniert hatte.
    »Salut«, sagte der Mann in dem Overall. Er sprach mit dem teutonisch anmutenden Akzent der Bewohner des Savoy.
    »Salut «, erwiderte Ambler – jetzt jetzt jetzt jetzt – und ließ sich abrupt zu Boden fallen. Im freien Fall zog er dreimal den Abzug durch, das leise Spuckgeräusch jedes Schusses wurde von einem erstaunlich starken Rückstoß begleitet. Beinahe gleichzeitig schoss der Savoyarde mit seiner langläufigen Magnum
genau dorthin, wo vor einer Sekunde noch Amblers Kopf gewesen war.
    Ambler landete unsanft, aber wesentlich eleganter als der Mann im ölbeschmierten Overall. Von dem Blut, das aus der Brust des Savoyarden spritzte, stiegen weiße Dampfwölkchen in die kalte Luft auf. Der Mann hustete ein paarmal krampfhaft und verstummte.
    Ambler nahm dem Toten den Schlüsselring vom Gürtel und fand einen Autoschlüssel. Etwa dreißig Meter hinter dem Grenzübergang stand ein Kleinlaster mit dem französischdeutschen Logo GARAGISTE/AUTOMECHANIKER. Sekunden später raste Ambler die Straße entlang, die in die Schweiz führte. Er hielt nur kurz an, um seine Reisetasche unter einem Schneehaufen neben der Straße hervorzuholen. Bald waren der Grenzübergang und Frankreich selbst aus seinem Rückspiegel verschwunden.
     
    Der Kleinlaster hatte erstaunlich viel Power unter der Motorhaube. Bestimmt hatte man seinen Originalmotor durch einen leistungsstärkeren ersetzt. Ambler wusste, wie diese Profis arbeiteten: Die Firma existierte nur als Name auf den Schildern, die Nummernschilder waren irgendwo registriert. Die Beschriftung sorgte dafür, dass der Wagen jederzeit überall auftauchen konnte, ohne Verdacht zu erregen. Wo es Autos gab, brauchte man schließlich auch Automechaniker. Außerdem würde die Polizei sich zweimal überlegen, ein solches Fahrzeug wegen Geschwindigkeitsübertretung anzuhalten. Ein Automechaniker war zwar kein Rettungshelfer, aber wenn er zu schnell fuhr, dann war er in der Regel als Pannenhilfe oder zu einer Unfallstelle unterwegs. Eine sehr gut gewählte Tarnung.
    In diesem Auto war Ambler sicher, wenn auch nicht sehr lange. Er raste durch die Landschaft, die Zeit verschwamm zu
einer Aneinanderreihung von Sonne und Schatten, Dorfstraßen voller Menschen und Landstraßen voller Autos. Er riss das Steuer herum, überholte kleine Geschäftswagen und große Traktoren mit Anhängern, die den Asphalt zum Beben brachten. Sie alle schienen nur von dem Wunsch beseelt zu sein, ihn aufzuhalten. Eine gigantische Verschwörung, um ihm Zeit zu stehlen. Zumindest registrierte sein Bewusstsein nur diese Hindernisse. Der Laster hingegen ließ ihn auch an den steilsten Pässen nicht im Stich; die Winterreifen und der Allradantrieb sorgten für sicheren Halt auf der Straße. Die Gangschaltung protestierte nie, egal, wie grob er auch schaltete. Der Motor heulte nie gequält auf, egal, wie sehr er ihn forderte.
    Ganz selten registrierte er flüchtig, wie wunderschön die Landschaft war, durch die er raste. Die mächtigen Fichten vor ihm, die der Winter in ein Schneeschloss, ein Neuschwanstein aus Ästen und Zweigen verwandelt hatte. Die weißen Gipfel, die am Horizont wie die Segel eines gewaltigen Schiffes aufragten. Die Rinnsale neben der Straße, die sich aus Bergbächen speisten und lebendig durch eine gefrorene Welt strömten. Doch sein Geist wurde von einem einzigen Gedanken beherrscht. Schneller. Fahr schneller. Er war zu dem Schluss gekommen, dass er diesen Wagen ungefähr zwei Stunden lang gefahrlos fahren konnte. Und in diesen zwei Stunden musste er seinem Ziel möglichst nahe kommen. Dort würde er Gefahren bestehen und von anderen abwenden müssen. Und dort wartete auch ein wenig Hoffnung.
    Laurel. Sie war bestimmt schon dort. Das Herz schwoll ihm schmerzhaft in der Brust, als er an sie dachte. Seine Ariadne. Oh Gott, er liebte sie so sehr. Die Frau, die zuerst sein Leben und dann seine Seele gerettet hatte. Egal, wie schön die

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