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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Recht«, schnaubte Ambler. »Das sind Hirngespinste aus dem Kalten Krieg, Schauermärchen aus alten Zeiten. Daran forscht man schon lange nicht mehr.«
    »Und da liegen Sie falsch. Die Namen wurden geändert, aber die Forschung wurde nie aufgegeben. Und die Geschichte dieser Medikamente spielt sogar eine große Rolle. Eigentlich begann alles mit Kardinal Josef Mindszenty. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Ein Opfer des kommunistischen Regimes aus der frühen Nachkriegszeit – Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Ungarn verurteilte ihn in einem Schauprozess, in dem er vor laufender Kamera gestand, dass er Hochverrat begangen hatte und korrupt war. Aber das war alles fingiert.«
    »Natürlich. Aber die CIA wurde neugierig. Sie hatten sein Geständnis auf Tonfilm und ließen das Band durch alle Tests zur Stresserkennung laufen, die es damals gab. Sie suchten
nach Beweisen dafür, dass er gelogen hatte. Seltsamerweise scheiterten sie. Alle Tests ergaben, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Aber die Anschuldigungen waren wirklich aus der Luft gegriffen. Und die CIA wusste das. Sie wurden nachdenklich. War es möglich, dass der Kardinal tatsächlich geglaubt hatte, was er gestand? Und wenn ja, wie hatte man ihn dann von dieser ... alternativen Realität überzeugt? Wenn er unter Drogen gestanden hatte, unter welchen? Und so weiter und so fort. All das führte dazu, dass unsere eigenen Experimente zur Gehirnwäsche aufgenommen wurden. In den ersten Jahrzehnten kam dabei natürlich nur Bockmist heraus. Man versetzte eine Versuchsperson mit Pentothal in ein künstliches Koma und injizierte ihr dann so lange Dexedrin, bis ihr die Augen aus dem Kopf traten. Was stellte das mit dem Verstand eines Menschen an? War man in diesem Zustand empfänglich für narkohypnotische Suggestionen? Die besten Wissenschaftler waren bald von den unendlichen Möglichkeiten fasziniert. Und kurz darauf zog man auch das Personal von Technical Services hinzu. Aber die Ressourcen reichten immer noch nicht, und deshalb schaffte man es irgendwie, auch die Special Operations Division der Armee in Fort Detrick, Maryland, einzuschalten, wo es ein biologisches Forschungszentrum gab.«
    »Warum wissen Sie so viel darüber?«, fragte Ambler. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
    »Aus welchem Grund hat man uns Ihrer Meinung nach gemeinsam eingesetzt?« Osiris zuckte mit den Schultern. »Ich komme aus der Abteilung für psychologische Kriegsführung, Psy-Ops. Wie die meisten Linguisten. Sprache war bei der Gehirnwäsche ein Hauptproblem. In der guten alten Zeit wurde zum Beispiel ein russischer Überläufer in einem sicheren Haus in Deutschland verhört. Oder ein Nordkoreaner in
einer Wohnung in Seoul. Dort wurden die Kerle streng nach Vorschrift mit Drogen vollgepumpt. Kurz darauf waren sie vollkommen infantilisiert und plapperten nur noch in der Sprache ihres Heimatdorfes. Die Berlitz-Affen vom CIA verstanden natürlich kein Wort und konnten sich auch nicht mit ihnen verständigen. Also beschloss man, Leute wie mich einzusetzen. Sie setzten alle Hebel in Bewegung, um uns zu finden und auszubilden. Unsere Sporen mussten wir uns in einem Psy-Ops-Projekt verdienen. Und danach verlieh man uns bei Bedarf an andere OGAs. Offiziell aus >Kollegialität<. Aber eigentlich war es eine Ressourcenumverteilung, damit die Investition sich richtig auszahlte.«
    »Unter OGAs verstehen Sie also andere Regierungseinrichtungen wie Consular Operations. Oder die Political Stabilization Unit.«
    »Sie kennen den Drill. Schließlich ließ ich mich offiziell ins Außenministerium versetzen. Ich hoffte, das wäre auf der sprachlichen Ebene interessanter. Bei Cons Ops interessierte man sich aber hauptsächlich für meine psychologische Ausbildung. Damals machten sie sich immer noch Sorgen um Sie. Fragten sich, ob Sie ein Sicherheitsrisiko darstellten. Ihnen gefiel die Vorstellung, dass ich bei ein paar Aufträgen ein Auge auf Sie haben konnte.«
    »Sie haben mich also bespitzelt.«
    »Sie haben’s kapiert. Sie erstellten Dossiers über den Bösen, ich erstellte Dossiers über den Guten, der uns dabei half, den Bösen zu schnappen. Aber das wussten Sie damals auch, darauf wette ich. So lief das eben.«
    »Ich glaube, einmal musste ich ein Dossier über Sie anlegen«, erwiderte Ambler. »Die Chefs hatten Schwierigkeiten, sich mit einem blinden Geheimagenten anzufreunden. Wollten sich mal wieder rückversichern.«

    Osiris lächelte fröhlich. »Tja, wenn der Blinde den Blinden

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