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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Eine Highschool-Abschluss-Szene... eine College-Party ... Und ein Name – die übergelagerte Identität – der wieder und wieder genannt wird. Das Ergebnis war eine alternative Identität, in die sich ein Agent unter extremen Stressbedingungen oder verändertem Bewusstseinszustand automatisch flüchten würde. Damit wollte man Agenten schaffen, die jedem Verhör standhalten konnten. Aber Sie wissen ja, wie die Geheimdienste arbeiten. Wenn eine Technik erst mal entwickelt ist, hat man keine Kontrolle mehr darüber, wie sie angewendet wird.«
    »Wollen Sie damit andeuten ...«
    »Genau«, sagte der blinde Agent. »Andeuten. Ich sage nicht, dass es stimmt, denn das weiß ich nicht. Ich will Ihnen nur die Möglichkeit aufzeigen. Aber passt das nicht zu dem, was Sie erlebt haben?«
    In Ambler stieg trotz des kühlen Wassers prickelnde Hitze hoch. Identitätsfragmentierung  ... abreaktive Ego-Dystonie ... der psychiatrische Fachjargon bohrte sich wie scharfe Glassplitter in seinen Kopf.
    Wahnsinn!
    Er versuchte, sich seiner Sinneswahrnehmungen zu versichern und sich in der Realität zu verankern. Er spürte die
Kühle des Wassers und den Schmerz in seinen Muskeln. Er drehte den Kopf in alle Richtungen und nahm alle kleinen Details seiner Umgebung in sich auf. Die alte Dame, die ihre kurzen Bahnen schwamm, musste mindestens achtzig sein. Das Mädchen – wahrscheinlich ihre Enkeltochter -, das einen roten Badeanzug mit Spitzen trug. Die fülligen Kaffeetrinkerinnen in ihren züchtigen Einteilern, die sich in den Liegen am Beckenrand entspannten und sich zweifellos über Diäten und Trainingspläne unterhielten. Auf der anderen Seite des gefliesten Raumes stand ein gebeugter Raumpfleger mit einem Eimer und einem Mopp. Ein Chinese von undefinierbaren Alter ... aber irgendetwas stimmte doch mit dem nicht, oder?
    Ambler blinzelte. Die gebeugte Haltung war nicht ganz überzeugend, und als er genauer hinsah, merkte er, was mit dem Mopp nicht stimmte.
    Um Gottes willen!
    Halluzinierte er jetzt? Hatte er sich seiner Paranoia ergeben?
    Nein! So durfte er nicht denken.
    »Osiris«, sagte Ambler plötzlich, »dort steht ein Hausmeister. Chinese. Gehört er zu euch?«
    »Das ist vollkommen ausgeschlossen«, sagte Osiris. »Hierher zu kommen, war eine spontane Entscheidung. Niemand weiß davon.«
    »Mit ihm stimmt etwas nicht. Ich weiß nicht, was es ist. Aber wir müssen hier weg.« Ambler tauchte ins Wasser, er wollte ein paar Meter weiter wieder auftauchen und sich den Hausmeister unauffällig genauer ansehen. Er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass der Mann irgendwie seltsam war.
    Wenige Augenblicke später trübte sich das Wasser neben ihm und wurde dunkel.

    Instinktiv tauchte Ambler tiefer ins Wasser, statt an die Oberfläche zurückzukehren, und sah dann erst nach oben.
    Blut strömte aus Osiris’ Körper – der Geschwindigkeit und dem Druck nach zu urteilen hatte das Geschoss die Carotis-Arterie durchtrennt –, und sein Blut verteilte sich wie eine dunkle Wolke im gechlorten Wasser.
     
    Kevin McConnelly versuchte, vor dem ältlichen Wichtigtuer, der ihm in der hochtrabend betitelten Entspannungszone des Plaza-Pools gegenüberstand, nicht die Beherrschung zu verlieren. Umkleidekabine war wahrscheinlich nicht vornehm genug gewesen, dachte McConnelly. Umkleidekabine erinnerte an Fußpilz und Suspensorien, und im Plaza verkehrten nur verwöhnte reiche Leute, die sich einbildeten, die Welt sei für sie maßgeschneidert. Als habe ein Schneider aus der Savile Row mit Stecknadeln und Schere die gesamte westliche Hemisphäre nach ihren Wünschen zugeschnitten. Ist Ihnen Cincinnati im Weg, Sir? Wir verlegen es gern für Sie. Ist Ihnen der Michigansee zu klein? Wir lassen einfach den Saum aus, Sir. So redeten sie. So dachten sie. Und wenn es auf diesem Planeten ein Luftschloss gab, in dem sie sich solchen Fantasien hingeben konnten, dann war das bestimmt das Plaza Hotel.
    »Natürlich, Sir«, versicherte McConnelly den Wichtigtuer, einem halslosen Mann mit rotem Gesicht. »Wenn Sie sagen, dass jemand Ihren Geldbeutel gestohlen hat, dann nehmen wir das natürlich sehr ernst. Ich habe nur gesagt, dass wir in der Entspannungszone bis jetzt kaum Diebstähle zu beklagen hatten.«
    »Einmal ist immer das erste Mal«, brummte der Mann mit dem roten Gesicht.
    »Haben Sie in Ihrer Brusttasche nachgesehen?«, fragte
McConnelly. Er zeigte auf die Wölbung in der unteren linken Jackentasche des dunkelblauen Blazers.
    Der Mann

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