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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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verdammt noch mal?«
    »Sie gehören womöglich dazu.«
     
    Im Fitnesscenter waren sie also nicht. Joe Li hatte das gesamte Areal inklusive der Umkleidekabinen sorgfältig durchsucht. Es war erstaunlich, wie wenig er beachtet wurde; als wäre der Hausmeister-Overall, den er übergezogen hatte, ein Zauberumhang, der ihn unsichtbar machte. Jetzt schob er seinen Eimer
durch die Umkleidekabinen des Swimmingpools. Kein Zeichen von seiner Beute. Der letzte Ort, den er noch durchsuchen musste, war der Poolraum selbst. Und der war wirklich sehr geeignet für ein Treffen.
    Mit dem schlurfenden Gang, der zu seiner Rolle gehörte, betrat Joe Li das Pool-Areal. Niemand schenkte ihm oder dem langen Stiel seines Mopps mehr als einen flüchtigen Blick. Die Tatsache, dass sein Durchmesser für Putzarbeiten offensichtlich zu groß war, war viel zu kompliziert, um in das Bewusstsein der Umstehenden vorzudringen. Während Joe Li sein Wägelchen über die kleinen Keramikfliesen der Schwimmhalle schob, sah er sich unauffällig um. Der Mann, den erjagte, war ihm in den Sourlands knapp entwischt. Das würde nicht noch einmal passieren.
    Wenn seine Beute hier war, würde er seinen Auftrag heute erfüllen.
     
    Ambler schloss die Augen und tauchte zum Beckenboden hinab. Dann ließ er sich wieder nach oben treiben. Er brauchte eine Pause. Angleton. Das geniale Superhirn, das im Kalten Krieg die gesamte Gegenspionage der CIA organisiert hatte. Und dessen paranoide Obsessionen die Organisation, für die er arbeitete, beinahe zerstört hatten.
    »Angleton hatte überall seine Finger im Spiel«, fuhr Osiris fort. »Kurz gesagt: Als das Church-Committee seine Arbeit aufnahm und die CIA MKULTRA Anfang der siebziger Jahre zu den Akten legen musste, sorgte Angleton dafür, dass das Programm weitergeführt wurde. Im Grunde genommen wurde es einfach ins Pentagon verlagert. Angleton war bald danach weg vom Fenster, aber seine Jünger hielten weiterhin an seinen Glaubensgrundsätzen fest. Jedes Jahr gaben sie Millionen für die Forschung aus, innerhalb und außerhalb der
Regierung. Für sie arbeiteten Wissenschaftler in Pharmafirmen und Laboren der Universitäten. Und sie führten ihre eigene Arbeit fort, ohne dass ihnen so eine Bioethik-Kommission ins Handwerk pfuschte. Sie experimentierten mit Scopolamin, Bufotenin, Corynanthin, mit Uppern und Downern und allem, was dazwischen liegt. Sie entwickelten modifizierte Versionen der alten Wilcox-Reiter-Maschinen für Elektroschock-Therapie. Sie erzielten Durchbrüche auf dem Gebiet des Depatterning. Mit dieser Methode fuhrwerkt man so lange im Verstand eines Probanden herum, bis der jegliches Zeit- und Raumgefühl verliert, seine alten Nervenbahnen nicht mehr funktionieren und er nicht mehr länger er selbst ist. Danach ist er reif für eine Technik, die Psychic Driving genannt wird. Ein betäubter Proband wird mit Botschaften auf einem Endlosband berieselt. Sechzehn Stunden am Tag, und das wochenlang. Damals war das natürlich alles noch sehr primitiv. Aber Angleton war überzeugt, dass die Sache einen praktischen Nutzen hatte. Natürlich war er von den Techniken, mit denen die Sowjets Gehirnwäsche betrieben, überaus fasziniert. Ihm war klar, dass unsere Agenten in feindliche Gefangenschaft geraten konnten, was auch schon passiert war. Und dass man sie durch Stress, Trauma und Pharmakologie dazu bringen konnte, alles auszuplaudern, was sie wussten. Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, war, ihre Erinnerungen zu verändern.«
    »Aber das ist unmöglich.«
    »Angleton war anderer Meinung. Er musste nur die alte Forschung zum Depatterning und Psychic Driving neu auswerten und auf einer völlig anderen Ebene anwenden. Und jetzt sind wir in der Strategic Neuropsychology Division des Pentagon, wo eine Technik mit dem schönen Namen mnemonische Überlagerung entwickelt wurde. Vergiss das alte Endlosband.
Wir sind inzwischen viel, viel weiter. Man benutzte sogenannte >angereicherte Datenströme< – visuelle, auditive und olfaktorische Stimuli – und Hunderte von künstlich erzeugten Erinnerungsfragmenten. Die Versuchspersonen bekamen Infusionen der unterschiedlichsten psychomimetisch wirkenden Drogen und wurden dann dem Feed ausgesetzt, einem konstanten Strom deutlicher, nicht chronologisch angeordneter Erinnerungsepisoden, die ständig die Reihenfolge änderten: ein Kleinkind, das auf einem Plastiktöpfchen sein Geschäft verrichtet; ein Dreizehnjähriger, der mit dem Mädchen von nebenan knutscht.

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