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Ambra

Ambra

Titel: Ambra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Janesch
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begonnen hatte, das Bier aus den Flaschen der Soldaten verdampfen zu lassen. Kröger nickte beifällig, nichts, was er nicht schon kannte, und widmete sich seinem Bier, das dankenswerterweise noch immer flüssig war. Kinga war auf den Geschmack gekommen und begann von dem Geschäftskonzept der Pfandleihe zu erzählen, dem Glück, plötzlich ihre eigene Vorgesetzte zu sein, als sie plötzlich eine rauchige Stimme unterbrach. Vor ihr stand Demoiselle Maya, zog an ihrer Zigarettenspitze und fragte, ob es normal sei, dass sich die Deutschen in der Stadt verschwägern würden, sich zusammenrotten und gemeinsam ihre Pläne schmieden.
    Ach woher. Von gemeinsamen Plänen kann wohl kaum die Rede sein.
    Noch nicht, liebe Kinga, noch nicht! Kröger lachte und fügte hinzu, dass er, wie ja allgemein bekannt sei, einen Roman über die Stadt schreibe und daher keine Gelegenheit zur Recherche verpasse. Sogar wenn es sich um die Einweihung einer Pfandleihe handele.
    Demoiselle Maya hörte bereits nicht mehr zu. Sie musterte Kingas Gesicht und sagte geistesabwesend, dass das sicherlich der Grund sei, warum er sich an Kinga hielt, nicht wahr, ob das sein Erfolgsrezept sei: Kinga?
    Kröger war natürlich empört, Kinga lachte, kurz darauf wechselte man das Thema. Das Gespräch plätscherte dahin mit Bemerkungen über die Stadt, die Touristen und die ungewöhnlich tiefen Temperaturen dieses Winters. Bald schon aber wurde Kinga unruhig und entschuldigte sich. Mit hoch erhobenem Kopf schob sie sich durch den Rauch und die Leiber zur Theke undkümmerte sich fortan um die Ausgabe von Wein und Bier, die bis dahin recht chaotisch verlaufen war. Der Rest blieb stehen, wo er stand, das war vorerst das Einfachste. Bartosz’ Eltern hatten ein Dauerlächeln aufgesetzt. Wie ein Traum musste ihnen diese Szenerie vorkommen: Ihr Sohn war endlich dem Militär entkommen und hatte sein eigenes Unternehmen gegründet. Bewundernd schauten sie immer wieder hinaus, wo man das unterste Stückchen des Ladenschildes sehen konnte. Davor saßen Bartosz’ Kameraden – Bronka schauderte jedes Mal, wenn sie zu ihnen hinüberblickte.
    Kennen Sie die?, fragte Bronka, an Kröger gewandt, und versuchte, ihre Brüste nicht ganz so dicht gegen ihn zu drücken, was ihr für einige Sekunden gelang. Kröger schüttelte den Kopf.
    Nie gesehen. Außer vielleicht mal im Fernsehen. Wer weiß. Bronka und ihre Brüste zuckten zusammen, sie fragte rasch, wie er das meine, aber Brunon stieß sie in die Seite: Wie er das schon meinen solle, man sah doch allerhand im Fernsehen, außerdem sei er doch ein Freund von Bartosz – oder?
    So ähnlich, sagte Kröger. Sie sind sicher sehr stolz auf Ihren Sohn.
    Bronka schwieg, Brunon nickte heftig. Das Bier in seiner Flasche klatschte gegen das braune Glas. Oh ja. Das sind wir. Natürlich haben wir ihn gewarnt. Selbständigkeit, das kann auch ordentlich in die Hose gehen, wie bei Bronkas Bruder etwa – Bronka nickte –, aber Gott sei Dank wird ihn unser Nachbar beraten, der ist nämlich Antiquar, wo ist er denn hin … Brunon reckte seinen Hals. Da hinten. Der ist froh, wenn er weiterhin das machen kann, was er sein Leben lang getan hat, und nebenbei seine Rente aufstocken. Außerdem soll ja Kinga auchviel von Schmuck verstehen, hat Bartosz gesagt, da ist er ja nicht allein.
    Plötzlich stieß der Antiquar einen spitzen Schrei aus. Erschrocken betrachtete er sein Glas, in dem der Rotwein zu einer festen roten Substanz geronnen war. Kröger seufzte: Ein weiteres, leichtgläubiges Opfer hatte sich gefunden. Brunon rief laut seinen Namen, Arkadiusz, und der Mann mit dem nichtsnutzen Wein und der Vollglatze drängte sich zu den ersten Takten von Madonnas
Like a Virgin
herüber.
    Habt ihr das gerade gesehen? Ich verstehe das nicht … Er tat, als würde er seinen Wein ausschütten wollen, aber der blieb fest wie ein Pfropfen in seinem Glas stecken. Brunon nahm ihm das Glas aus der Hand und ging zur Theke, um ihm ein neues zu besorgen. Bronka schlug ein Kreuz, als sie Brunon das Glas verkehrt herum halten sah, aber Kröger klärte sie auf, dass es sich um einen gewöhnlichen Taschenspielertrick handele, wahrscheinlich habe ein Spaßvogel Gelatine unter das Getränk gemischt, das sei alles. Bronka schüttelte missbilligend den Kopf.
     
    An der Theke war die Getränkeausgabe ins Stocken gekommen. Seit über fünf Minuten unterhielt sich Kinga angeregt mit einer Frau und schien darüber ihre anderen Gäste vergessen zu haben. Als die beiden

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