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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Halle und alle Gäste in seine Abneigung ein.
    »Wo wären Sie dann lieber?« fragte ich.
    »Irgendwo in Ägypten, am liebsten bei meinen Ausgrabungen.«
    »In der heißen, staubigen Wüste, weit weg von jeder Zivilisation und allein mit unwissenden Arabern …«
    »Unwissend mögen sie sein, aber auf die Heuchelei der Zivilisation kann ich verzichten. Ah, wie überheblich sind besonders die englischen Touristen! Bei den Ägyptern gibt es, wie überall, auch gute und schlechte, freundliche, fröhliche und treue Menschen, auch intelligente, wenn man sie unterweist … Jahrhundertelang wurden sie von Despoten unterdrückt, sie sind mit Krankheit, Armut und Unwissenheit geschlagen, aber das ist nicht ihre eigene Schuld.«
    Mich rührte es irgendwie, daß er so nachdrücklich für die unterdrückte einheimische Bevölkerung eintrat, aber sonst mochte ich ihn noch immer nicht.
    »Sie müßten dann aber zu schätzen wissen, was die Briten für dieses Land tun. Die Finanzen zum Beispiel …«
    »Pah! Glauben Sie, das tun wir aus Herzensgüte? Fragen Sie die Einwohner von Alexandria, wie es ihnen gefiel, als sie vor zwei Jahren von britischen Kanonenbooten beschossen wurden. Wir sind nicht ganz so unzivilisiert wie die Türken, aber wir dienen auch nur unseren eigenen Interessen. Wir lassen es zu, daß dieser idiotische Franzose die kostbaren Altertümer verschleudert. Nun ja, unsere Wissenschaftler sind auch nicht gescheiter … Nur ein junger Kerl namens Petrie scheint wirklich etwas von
    Archäologie zu verstehen, auch von Methodik, die da so bitter nötig ist. Diesen Winter arbeitet er im Delta. Leider hat er keinen Einfluß, und wir zerstören mutwillig eine ganze große Vergangenheit, weil wir wie Kinder im Sand herumbuddeln und dem Boden Dinge entreißen, von denen wir sorgfältig notieren sollten, wo und wie wir sie gefunden haben … Gefäße … Damit müßte etwas geschehen. Man müßte die verschiedenen Typen studieren, welche Ornamente zu welchen Formen gehören, man müßte Waffen und Möbelstücke …«
    »Zu welchem Zweck?« warf ich ein.
    »Es gibt viele Zwecke. Gefäße verändern sich im Laufe der Zeit, entwickeln sich je nach Notwendigkeit und Mode. Man müßte lernen, das Alter dieser Gefäße zu bestimmen und der Gegenstände, die in und bei ihnen gefunden werden. Und nicht nur Gefäße – jedes Stückchen kann uns etwas über die Vergangenheit lehren. Jetzt wird sehr vieles achtlos auf einen Haufen geworfen, unwissende Touristen schleppen vieles davon, was der Wissenschaft für immer verloren ist. Maspero rettet nur sehr eindrucksvolle Gegenstände, und die Hälfte davon wird ihm in seinem komischen Museum auch noch gestohlen oder zerschlagen.«
    »Dann müßte man also auch Studien anatomischer Überreste fördern, nicht wahr?« fragte ich. »Man könnte bestimmen, welchen Rassen oder Rassenmischungen die alten Ägypter angehörten. Aber Wissenschaftler sammeln, soviel ich weiß, keine Knochen und Mumien, nicht wahr? Oder doch nur, wenn sie diese als Kuriositäten ausstellen können.«
    Emerson vergaß vor fassungslosem Staunen den Mund zu schließen. »Guter Gott«, murmelte er, »eine Frau, die gescheite Fragen stellt? Ist denn das die Möglichkeit!«
    Ich überhörte die darin liegende Beleidigung, denn mich interessierte das, was er zum Thema zu sagen wußte. Aber da wurde ich leider durch eine dramatische Störung unterbrochen.
    Evelyn saß auf einem Stuhl neben dem Sofa, und Walter hatte die Hände auf die Lehne ihres Stuhles gelegt. Plötzlich sprang sie auf. Sie war weiß wie ein Leinenlaken und starrte zum Eingang der Halle.
    Ich konnte nichts entdecken, was ihre Erregung gerechtfertigt hätte. Ehe ich noch etwas tun oder sagen konnte, sank Evelyn zu Boden. Walter versuchte etwas ungeschickt, sie aufzuheben, und es war gar nicht ganz einfach, sie aus ihrer Ohnmacht herauszuholen. Sie verlangte nur, in unsere Räume gebracht zu werden. Walters Hilfe wies sie jedoch voll Entsetzen zurück und bat mich, ich solle ihr helfen.
    Ich konnte Walter gerade noch versprechen, ich würde ihn am Morgen von Evelyns Befinden unterrichten, wenn ihm daran liege, im Hotel nachzufragen. Dann führte ich Evelyn nach oben. Travers schickte ich zu Bett, denn sie war viel zu ungeschickt und mißmutig.
    »Ich glaube, ich muß Travers nach Hause schicken«, bemerkte ich beiläufig, um Evelyn zum Reden zu bringen. »Sie mag Land und Leute nicht, das Boot …«
    »… und mich«, ergänzte Evelyn und lächelte

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