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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Erst wenn ich dich bis zum Frühjahr nicht von meinen ehrlichen Absichten überzeugen konnte, gebe ich die Hoffnung auf; vorher nicht. Nun, Miß Peabody, was sagen Sie dazu?«
    »Wollen Sie wirklich meine Meinung hören? Nun,
    mein lieber Lord Ellesmere, Sie haben gewiß einiges Recht auf Ihrer Seite. Und du, Evelyn, kannst die Hilfsbereitschaft deines Vetters nicht zurückweisen. Wenn du das Geld nicht nehmen willst, das er dir zu geben bereit ist, kannst du aber durchaus ein ordentliches Jahreseinkommen akzeptieren. Wenn du nach Hause gehen willst …«
    »Amelia! Wie kannst du so etwas sagen!«
    Ich putzte mir die Nase, um meine Freude nicht erkennen zu lassen. »Dann treten wir also unsere Reise an. Sind wir zurück, kannst du über das Angebot deines Vetters entscheiden. Ist das fair oder nicht?«
    Lucas schüttelte begeistert meine Hand, doch Evelyn war nicht sonderlich erfreut, wenn sie auch keinen Einwand erhob.
    »Aber Sie müssen aus einer gewissen Entfernung werben, Mr. Lucas«, fuhr ich fort. »Es ginge nicht an, daß ich Ihnen eine Kabine auf unserer Dahabije anbiete.«
    »Ich dachte nicht, daß Ihnen so sehr an Schicklichkeit liegt«, antwortete Lucas. »Aber selbstverständlich miete ich mir selbst eine Dahabije und folge Ihnen so schnell wie möglich. Sie entkommen mir nicht, meine Damen. Ich werde immer dort vor Anker gehen, wo Sie sind.«
    »Das hört sich ja ungeheuer romantisch an«, bemerkte ich trocken. »Hoffentlich sind Sie nicht enttäuscht, wenn hier in Ägypten nicht alles so glatt läuft, wie Sie es wünschen. Heute können Sie sowieso nichts mehr tun.«
    »Unterschätzen Sie mich nicht, meine Dame! Morgen, wenn ich Sie zu Ihrem Boot begleite, miete ich mein eigenes, und noch heute besorge ich mir einen Dragoman. Vielleicht können Sie mir einen guten empfehlen?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Und Michael ist schon nach Hause gegangen.«
    »Er ist sicher irgendwo in der Nähe«, meinte Evelyn, »denn er verehrt dich über alle Maßen.«
    »Woher willst du das wissen, Evelyn? An dir hängt er so sehr.«
    Jedenfalls stimmte das, und Michael war noch im Hotel. Wir verabschiedeten uns von den beiden Männern. Natürlich war Evelyn in ihrer Gutherzigkeit wieder einmal viel zu hilfsbereit gewesen, und das fand ich gar nicht gut.

    4. Kapitel

    Ich hatte mir vorgenommen, ungewöhnlich früh am nächsten Morgen abzureisen, um Mr. Lucas zu entgehen. Ich unterschätzte ihn. Am Himmel zeigte sich noch kaum ein erster rosenfarbener Schimmer, als wir in die Hotelhalle hinabkamen und dort Mr. Lucas mit einem riesigen Blumenstrauß für Evelyn und einem wissenden Lächeln für mich vorfanden. Er bestand darauf, uns nach Boulaq zu begleiten, und als wir schon auf der Dahabije waren, stand er noch immer winkend und die Pracht seiner Zähne in einem breiten Lachen zeigend am Ufer.
    Mit viel Geschrei nahmen die Männer ihre Plätze ein und lösten die Ankertaue. Die Ruderer stießen ab, bald schwellte der Wind die Segel, und wir waren auf dem Weg.
    Wir saßen auf dem oberen Deck im Schutz eines Sonnensegels. Teppiche, Liegestühle und Tische machten es zu einem behaglichen Salon, und sofort erschien auch unser Aufwärter, der junge Habib, mit Minzentee und Gebäck. Evelyn gab ihre tiefe Nachdenklichkeit auf und tat kleine Entzückensschreie. Wirklich, selbst ein ausgemachter Pessimist müßte auf die Schönheit eines solchen Tages und einer solchen Reise voll Heiterkeit reagieren. Die Sonne stand an einem wolkenlosen Himmel, und ein sanfter Wind fächelte uns die Wangen. Die Paläste in ihren Gärten, die bis zum Wasser reichten, erschienen uns wie ein Traum oder ein liebliches Märchen. In der Ferne hoben sich die Pyramiden klar vor dem Himmel ab, denn die reine, trockene Luft ließ alle Linien wie graviert hervortreten.
    Wir konnten uns von dieser herrlichen Aussicht nicht losreißen und saßen den ganzen Tag über auf Deck. Zur Dinnerzeit wehten delikate Düfte zu uns herauf, und Evelyn aß mit herzhafterem Appetit als seit langem. Dann brach der Abend herein, und wir zogen uns in den Salon zurück. Sie spielte Chopin, während ich an einem Fenster saß und den Sonnenuntergang beobachtete. Solche Momente bleiben ewig in meinem Gedächtnis haften.
    Selbstverständlich habe ich nicht die Absicht, die Literatur um ein weiteres Reisebuch zu bereichern und den seltsamen Gesang der Männer in der Abenddämmerung, den Austausch von Saluten mit den CookDampfern und unsere Besuche bei den Monumenten von Dahshoor und

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