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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Abusir – größtenteils Pyramiden – zu beschreiben. Die meisten Reisenden wollen die schwierigere Fahrt flußaufwärts möglichst rasch hinter sich bringen und besichtigen die historischen Plätze erst auf dem Rückweg. Sehr viel hängt natürlich von den Winden ab, denn bei Flaute ist man entweder gezwungen, am Ufer vor Anker zu gehen oder sich von Männern rudern zu lassen, die wie Sklaven an Taue gelegt werden.
    Ich zog es aus privaten Gründen vor, die Reise nilaufwärts möglichst schnell zu machen, denn ich unterschätzte Mr. Lucas’ Energie keineswegs. Ich rechnete mir aus, daß es nicht sehr leicht wäre, eine passende Dahabije zu finden, so daß wir ein paar friedliche Wochen genießen könnten.
    Vor unserer Abreise hatte ich einen Plan aufgestellt, weil ich die älteren Grabdenkmäler sehen wollte, bevor ich die aus der griechischen und römischen Periode besichtigte. Reis Hassan erklärte mir jedoch, er müsse sich nach den Winden richten. Ich verstand aber inzwischen so viel Arabisch, daß ich ein paar Bemerkungen begriff, die mir Michael nicht übersetzte. Nach Reis Hassan war ich eine Frau, also eine Närrin, die nichts von Booten und Winden auf dem Nil verstand. Wer ich denn sei, daß ich einem erfahrenen Kapitän sagen wolle, wie er sein Boot führen müsse?
    Selbstverständlich machte ich den Reis darauf aufmerksam, daß ich das Boot gemietet habe, und man braucht nicht zu raten, wer die Auseinandersetzung gewann. Trotzdem mußte ich jedesmal mit ihm streiten, wenn ich unterwegs einen Halt vorschlug.
    Der Wind war gut, und wir kamen ausgezeichnet vorwärts. 167 Meilen südlich von Kairo sind die Gräber von Beni Hassan aus der Zeit der Zwölften Dynastie, die chronologisch jener der Pyramiden von Gizeh folgt. Der Reis begriff meine Erklärung sicher nicht, doch wir hielten in Beni Hassan.
    Das Dorf war typisch. Kleine, mit Stroh gedeckte Erdhügel, die wahllos über die Ebene verstreut waren, dienten als menschliche Behausungen. Gekocht wird in einem von solchen Erdhügeln umgebenen Innenhof; neben der Feuerstelle gibt es einen Stein, mit dem Korn zerquetscht wird, und ein paar Krüge, das ist alles. Die Frauen spinnen, mahlen Korn oder nähren ihre Kinder, die Männer sitzen untätig da. Kinder, Hühner, Hunde und ab und zu eine Ziege, alles schmutzig und mit unzähligen Fliegen bedeckt, balgen sich da. Sind die Kinder nicht von Krankheiten entstellt, so sind sie trotz allen Schmutzes sehr hübsch.
    Als wir in das Dorf kamen, wurden wir sofort umringt. Hände streckten sich nach Bakschisch aus oder boten uns gestohlene Antiquitäten oder deren wertlose Nachahmungen zum Kauf an. Man sagt, diese Fälschungen stammten aus europäischen und amerikanischen Lieferungen.
    Evelyn schrie auf, als ihr ein unbeschreiblich gräßlicher Gegenstand unter die Nase gehalten wurde. Erst sah das Ding aus wie ein Bündel trockener brauner Stecken, die in Lumpen gewickelt waren, doch dann erkannte mein kritischer Blick eine Mumienhand, die am Gelenk abgetrennt war. Zwei zierliche Ringe steckten noch an den Fingern, und das machte den Anblick noch gespenstischer.
    Viele Reisende kaufen solche Dinge, ja sogar ganze Mumien, die ohne jede Ehrfurcht vor ihrem Alter und ohne Berücksichtigung ihres unschätzbaren kulturellen Wertes außer Landes gebracht werden. Michael mußte diesen Leuten erklären, daß wir nicht daran dächten, solche Sachen zu kaufen.
    Wir begaben uns zu den Gräbern. Ich hatte während der Reise meine Zeit nicht vergeudet, denn ich hatte mich mit Samuel Birchs kleinen Büchern über ägyptische Hieroglyphen beschäftigt, so daß ich nun in der Lage war, Evelyn den einen oder anderen Namen zu buchstabieren. Es ist ein sehr erregendes Gefühl, diese Zeichen auf zerbröckelten Fels gemalt zu sehen, statt gedruckt auf den Seiten eines Buches, und dann auch noch ihren Sinn zu erkennen.
    Die Gräber waren auch für Gelegenheitstouristen außerordentlich interessant. Die Wandbilder stellten auf fröhliche Art das dar, was diese Toten zu Lebzeiten zu tun liebten und was auf ihren Besitztümern gearbeitet wurde. Sklaven bliesen Glas und machten Goldschmiedearbeiten, hüteten die Herden, arbeiteten auf den Feldern oder töpferten.
    Später wurden dann viele dieser herrlichen Gräber von habgierigen und unverständigen Eingeborenen geplündert. Teile der Wandbilder wurden an Antiquitätenhändler verschachert. Die Touristen waren auch kaum besser als die Ägypter. Ich beobachtete einen Amerikaner, der

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