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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ich öffnete die Augen nicht, ich schloß sie noch fester, weil ich zu träumen glaubte. Ähnliche Empfindungen hatte ich bisher ausschließlich in Träumen erlebt. Warum sollte ich sie für eine Wirklichkeit aufgeben, die nicht, sogar bei weitem nicht, so vergnüglich war? Dann überlegte ich mir: Vielleicht hat mich doch die Schlange gebissen; ich bin vergiftet und im Delirium …
    Schreie und rennende Füße brachen dann den Zauber. Ich wurde zurückgelegt, geschüttelt, dann sogar ein paarmal – wie würdelos! – kräftig auf die Wangen geschlagen. Ich machte die Augen auf. Emersons Gesicht, die Maske eines Nachtmahrs, hing über mir, daneben erkannte ich Evelyns weißes Gesicht. Sie schob Emerson weg und umklammerte mich.
    »Oh, Amelia, meine allerliebste Amelia, wir hörten den Schuß. Was ist geschehen? Bist du verwundet? Oder stirbst du?«
    »Sie ist weder verwundet, noch liegt sie im Sterben, sie ist nur damenhaft in Ohnmacht gefallen«, erklärte Emerson, und darüber mußte ich mich schon wieder ärgern. »Peabody, zum erstenmal habe ich erlebt, daß Sie sich wie eine richtige Dame benehmen. Das muß ich in meinem Tagebuch eigens vermerken.«
    Mir fiel leider keine beißende Antwort ein – ausnahmsweise. Ich funkelte ihn nur an. Dann tat Walter einen Schrei und hob die Schlange hoch.
    »Radcliffe«, stöhnte er, »das ist ja eine Haubenkobra, eine der giftigsten Schlangen in Ägypten. Hast du geschossen? Bist du sicher, daß sie nicht vor dem Schuß gebissen hat?«
    Evelyn untersuchte sofort meine Beine nach einer Schlangenbißwunde, doch ich schob sie weg. Mir ging es gut, denn Emersons Grobheit hatte meinen kämpferischen Instinkt wieder geweckt. »Mach doch kein Theater, Evelyn«, fauchte ich sie an. »Dieses Biest hat viel zu lange überlegt, ob es mich beißen soll oder nicht, und da hatte Emerson Zeit genug, zu schießen. In der gleichen Zeit hätte ich zehn Schlangen erschossen.«
    »Bei Schlangen«, erklärte Walter, »muß man sich sehr behutsam bewegen, sonst beißen sie blitzschnell. Hu, mich schüttelt es vor Entsetzen. Zum Glück hattest du eine Waffe, Radcliffe.«
    »Wahrscheinlich die meine«, bemerkte Lucas vom Eingang her.
    »Es war ja noch eine Kugel drinnen«, antwortete Emerson.
    »Sie hatten unverschämtes Glück. Wie leicht hätten Sie Miß Amelia treffen können.«
    »Selbst dieses Risiko mußte man in diesem Fall in Kauf nehmen«, sagte Walter.
    »Gott segne Sie und Ihre sichere Hand, Mr. Emerson!« rief Evelyn. »Sie haben Amelias Leben gerettet. Wie kann ich Ihnen das je danken?«
    Emersons hoheitsvolles Gehabe fiel plötzlich von ihm ab, und er lächelte merkwürdig. »Ich werde Sie bei Gelegenheit daran erinnern, Miß Evelyn.«
    Die Schlange wurde dann beseitigt, Evelyn und ich bekamen Tee, die Herren etwas Geistvolleres. Nur Lucas schien sehr ruhig zu sein. Er fragte, wie die Schlange in die Grabkammer gekommen sein könnte. Er vermutete, sie habe sich in einer Ecke zum Schlafen zusammengerollt und sei erst auf das Bett gekrochen, als ich schlief, weil Schlangen ja immer die Wärme suchen. Aber ich wollte dann wirklich nichts mehr davon hören und schlug vor, wir sollten uns entscheiden, was wir weiter tun wollten.
    »Ich habe mich entschieden«, sagte Evelyn laut und deutlich. »Ich werde Lord Ellesmeres Heiratsantrag annehmen, und wir beide verlassen das Lager. Morgen früh segeln wir nach Kairo.«
    Wir waren alle wie vom Blitz getroffen, das heißt Emerson, Walter und ich. Dann sprang Walter auf, tat einen Schrei und wurde dunkelrot. Auch Lucas stand auf, und seine triumphierende Miene machte mich wütend.
    »Ich bin natürlich der glücklichste Mann der Welt«, antwortete er ihr. »Allerdings wäre es mir lieber gewesen, du hättest meinen Antrag nicht so in aller Öffentlichkeit angenommen. Wenn du aber …« Ehe wir’s uns versahen, hatte er Evelyns Hand gepackt und sie an sich gezogen, um sie zu küssen. Walter schlug seine Hand weg, er atmete schwer. Wie Feinde standen die beiden jungen Männer einander gegenüber.
    Lucas kniff die Augen zusammen. Jetzt schlug sein hei
    ßes Blut durch. »Was? Das wagen Sie? Emerson, dafür werden Sie mir noch Rede und Antwort stehen.«
    Evelyn trat zwischen die beiden. »Lucas, Walter, schämt euch! Ich habe gesagt, was ich tun muß und tun werde, und nichts kann mich umstimmen.«
    »Evelyn, das können Sie nicht tun!« rief Walter beschwörend. »Sie lieben ihn doch gar nicht. Sie wollen sich nur opfern, weil Sie glauben, Sie

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