Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Evelyn.«
    »Das kann ich Ihnen nun wirklich nicht recht glauben«, erwiderte ich.
    »Es ist wahr, auch wenn Sie von mir die denkbar schlechteste Meinung haben.« Das klang so bitter, daß ich mich getroffen fühlte.
    »Ich habe doch gar keine schlechte Meinung von Ihnen«, murmelte ich. Es muß ein urkomisches Bild gewesen sein, das wir boten. Er hockte auf den Fersen und beugte sich vorwärts, um mir ins Gesicht zu schauen. Er glich in dieser Haltung eher einem OrangUtan als einem Menschen, und ich mußte mit meinen um mich gebauschten Röcken auch recht merkwürdig ausgesehen haben. Es war mir aber unwichtig, denn ich sah nur seine intensiven blauen Augen, die wie Saphire funkelten und meine Augen nicht losließen. Da mußte ich den Blick senken, und ich glaube, ich wurde flammend rot. »Hallo, Radcliffe!« hörte ich in diesem Augenblick Walter rufen, der auf uns zukam. »Was meinst du, was …« Er schaute von einem zum anderen. »Was ist denn? Habe ich … gestört?«
    »Nein, hast du nicht«, knurrte Emerson. »Was ist, Walter? Du bist so aufgeregt.«
    »Kein Wunder, und du wirst auch aufgeregt sein, wenn du hörst, was letzte Nacht geschehen ist.«
    »Das weiß ich doch.«
    »Dann hat es dir also Miß Amelia erzählt. Radcliffe, es muß etwas geschehen! Das ist doch entsetzlich. Du mußt die Damen überreden, noch heute abzureisen. Komm mit ins Lager. Ich habe keinen Erfolg bei Miß Evelyn und auch nicht bei Lord Ellesmere.«
    »Na, gut«, brummte Emerson, und wir machten uns auf den Weg. Walter hörte nicht auf, über sein Entsetzen zu sprechen, bis ihn sein Bruder unterbrach. »Walter, hör doch endlich auf mit deinem Geplapper. Was erreichen wir damit, wenn wir Miß Evelyn wegschicken? Ist die Mumie etwas Übernatürliches, was ihr Narren alle zu glauben scheint, dann kann sie ihr folgen, wohin sie auch geht. Und sie kann ihr auch folgen, wenn sie nichts Übernatürliches ist. Da dir an ihrer Sicherheit mehr liegt als an unserer Arbeit hier, sollten wir vielleicht besser daran denken, die Motive dieser Kreatur zu erforschen, um ihnen wirksam begegnen zu können.«
    Walter sah ziemlich geknickt drein, und ich versuchte ihn aufzuheitern. »Ich bin überzeugt, daß die Mumie Evelyn nichts Böses will. Sie und Lucas, Sie beide wurden angegriffen, aber nicht Evelyn.« – »Ah«, sagte Emerson und sah mich lange und nachdenklich an. »Peabody, ich versichere Ihnen, das ist mir nicht entgangen.«
    Walter war besorgt, ich wütend, und so legten wir den Weg schweigend zurück. Evelyn und Lucas warteten schon auf uns, und wir setzten uns zu einer Diskussion zusammen, die uns anfangs auch nicht weiterbrachte. Das war mein Fehler; sonst fällt es mir nicht schwer, selbst zu einem Entschluß zu kommen und andere von dessen
    Richtigkeit zu überzeugen, aber diesmal gelang es mir nicht.
    Am sichersten wäre es gewesen, wenn wir gepackt und das Lager aufgegeben hätten. Das kam für Emerson nicht in Betracht, und ich gab ihm insgeheim darin recht. Ich konnte aber auch die Emersons nicht im Stich lassen und unsere Vergnügungsreise fortsetzen, denn die beiden Brüder waren nicht besonders gesund. Wie sollten sie Hilfe herbeiholen, wenn die Dorfbewohner vom passiven Widerstand zur offenen Feindseligkeit übergingen? In Amarna gab es schon in ruhigen Zeiten kaum Touristen.
    Ich konnte natürlich auch auf der Dahabije bleiben und Evelyn mit Lucas nach Kairo zurückschicken, damit sie Hilfe holten. Ich konnte die beiden aber nicht gut allein reisen lassen, und Evelyn würde sich sowieso weigern, mich zu verlassen. Und Emerson würde wie ein Schakal heulen, wenn man ihn in seinem männlichen Stolz verletzte, das heißt, in Kairo für ihn um Hilfe bat.
    Nun, ich nahm das Risiko auf mich, diesen Vorschlag zu machen. Alle protestierten außerordentlich heftig, nur der eine nicht, von dem ich es ganz bestimmt erwartet hatte – Emerson. Er kniff die Lippen zusammen und schwieg düster.
    Lucas sah wieder ein Ziel in Reichweite. »Ich kann nur dann reisen, wenn … Also unter ganz bestimmten Voraussetzungen, um Evelyns Ruf nicht zu schädigen«, erklärte er nachdrücklich. Evelyn wurde rot und schaute weg. Seine Absicht war nur allzu klar. Wenn sie als offizielles Brautpaar reisten mit dem Ziel, nach ihrer Ankunft sofort zu heiraten, so war das zwar auch unschicklich, aber die englische Kolonie in Kairo wäre nicht schockiert.
    Walter begriff natürlich auch sofort und zog ein langes Gesicht. Emerson stopfte seine Pfeife und paffte

Weitere Kostenlose Bücher