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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und ich arbeitete mich nach oben. Mit einer letzten Anstrengung kroch ich über die Kante und war in Sicherheit.
    Ich teilte meinen Erfolg Emerson und Ramses mit, die mich beide beglückwünschten. »Du kannst mir jetzt die Kerze geben«, sagte ich zu Ramses.
    Natürlich fiel sie ihm hin, und ich mußte sie erst wieder anzünden, bevor ich den Stein begutachten konnte, an dem er das Seil festgeknotet hatte. Der Block lag unter den Ziegelsteinen und sah einigermaßen vertrauenerweckend aus, aber mir kamen trotzdem Bedenken, weil Emerson so viel schwerer war als ich und niemand ihn von unten unterstützen konnte. Er würde das Seil in wesentlich stärkerem Maß belasten. Es war auch sinnlos, ihn hier warten zu lassen, denn er war so ungeduldig, daß er es trotzdem versucht hätte. Ich konnte nur hoffen, daß der Stein hielt und nicht auch noch der ganze Gang zusammenbrach.
    »Ich komme jetzt, Peabody!« schrie Emerson.
    »Warte noch einen Augenblick, Emerson!« Ich setzte mich und klemmte mich zwischen den Stein und die Wand. »Ramses, du gehst den Gang entlang und um die nächste Ecke!«
    Eigentlich hatte ich Widerspruch erwartet und war überrascht, daß er ohne ein Wort verschwand. Nachdem er außer Sichtweite war, rief ich Emerson zu, heraufzukommen.
    Wie ich erwartet hatte, gab der Stein ein wenig nach, und ich spürte jeden Griff von Emersons Händen an dem Seil. Ich stemmte mich mit aller Macht dagegen, jeder weitere Griff schmerzte meine armen Hände, daß ich am liebsten geschrien hätte. Es schien Stunden gedauert zu haben, als endlich Emersons Kopf in der Öffnung erschien.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte der wachsende Druck meine Kniegelenke in eine unnatürliche Krümmung gezwungen, so daß ich keine Sekunde länger durchgehalten hätte. Als Emerson endlich festen Boden unter den Füßen hatte, flüsterte ich ängstlich, um jede Erschütterung des Steins und der Mauer zu vermeiden: »Folge mir jetzt auf Händen und Füßen ohne jede Verzögerung!«
    Wieder einmal bewährte sich unsere langjährige Zusammenarbeit. Er gehorchte sofort, und ich löste meine gespannte Haltung und kroch auf allen vieren mit schmerzendem Rücken den Gang entlang. Emerson folgte, so rasch er konnte, und erst als wir die Stelle erreicht hatten, wo Ramses auf uns wartete, fühlten wir uns sicherer und wagten, einige Minuten zu verschnaufen.
    Wenn ich einen spannenden Roman schreiben würde, hätte ich diese Wand jetzt natürlich zusammenstürzen lassen, aber wie durch ein Wunder blieb sie in Wirklichkeit stehen. Später haben mir verschiedene Leute versichert, daß der Stein sich keinen Millimeter weiterbewegt hätte, aber nach meinen Erinnerungen fiel es mir schwer, das zu glauben.
    Der Gang war kaum einen Meter hoch und, wie der vorige, mit Steinen eingefaßt. Ich wischte meine blutigen Hände an meiner Hose ab, stopfte meine Bluse wieder in den Bund und ordnete meine arg zerzausten Haare. »Führe uns, Ramses«, sagte ich. »Das heißt, wenn du bereit bist, Emerson?«
    »Ja, es geht schon wieder«, sagte Emerson immer noch keuchend. »Aber vorher will ich noch das Seil holen. Vielleicht können wir es noch gut gebrauchen.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage. Es muß ohne gehen, denn die Mauer kann jederzeit zusammenstürzen!«
    »Wir werden kein Feil mehr brauchen«, verkündete Ramses. »Ich hoffe jedenfallf!«
    Mit dieser fragwürdigen Auskunft mußten wir zufrieden sein. An manchen Stellen hätten wir das Seil gut gebrauchen können, denn die Gänge mündeten manchmal oben in die Wände, doch die Grabräuber waren noch gerissener gewesen als die Architekten und hatten listige Umgehungen um die größten Hindernisse gegraben.
    Ich bewunderte meinen Sohn wieder einmal für seinen phänomenalen Ortssinn, denn die Gänge überschnitten sich manchmal, endeten blind oder wechselten die Ebenen, aber Ramses fand unbeirrbar seinen Weg. »Ich glaube, diese unterirdischen Labyrinthe sind typisch für die Pyramiden aus der zwölften Dynastie«, bemerkte ich keuchend zu Emerson, als wir durch einen extrem niedrigen Gang krochen.
    »Ich hoffe, wir finden etwas Ähnliches in unserer Pyramide«, erwiderte Emerson. »Schade, daß wir bisher noch nicht wissen, für wen sie gebaut wurde.«
    »Das werden wir schon noch herausfinden, Emerson. Diese hier ist aber älter, nehme ich an, denn sie ist kompakter gebaut …«
    In diesem Augenblick rieselten Sand und Ziegelstückchen von oben auf meinen Kopf, so daß wir uns beeilten, von dieser Stelle

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