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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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fortzukommen. Einer der kleineren Brocken hatte mir eine hübsche Beule verpaßt, aber das war nicht die einzige Unannehmlichkeit auf unserem Weg. An einer Stelle wurde sogar Ramses, der uns bis dahin einen archäologischen Vortrag über die Konstruktion der Pyramiden des Mittleren Reiches gehalten hatte, seltsam still. Wir mußten durch einen winzigen Gang kriechen, der durch heruntergebrochenes Mauerwerk gegraben worden war. Ramses konnte gerade eben hindurchschlüpfen, aber für uns Erwachsene mußten wir vorsichtig immer wieder Brocken entfernen. Ich sagte nichts, aber ich nahm mir vor, nach Beendigung des Falles noch einige offene Fragen mit meinem Sohn zu erörtern.
    Nachdem wir diese recht gefährliche Stelle ohne Zwischenfall passiert hatten, war der Rest ein Kinderspiel. Ein langer, gerader Gang führte in eine größere Kammer, die aus dem Felsen herausgeschlagen worden war und in deren Mitte ein Sarkophag stand, der natürlich schon in antiker Zeit beraubt worden war. Hier konnten wir endlich wieder aufrecht stehen, und Emerson hob die Kerze, um die Decke zu betrachten.
    Ein Stein fehlte. »Dort ift der Aufgang«, sagte Ramses. »Der Facht ift ungefähr drei Meter hoch, aber oben darauf liegt ein grofer Ftein. Ich hoffe, daf Papa ihn bewegen kann, denn Felim und Haffan haben ihn gemeinfam darübergefoben.«
    Ich nahm mir vor, auch mit diesen beiden zu gegebener Zeit ein Wörtchen zu reden. »Was meinst du, Emerson?« fragte ich.
    Emerson rieb sich sein Kinn. »Ich kann es nur versuchen. Nach allem, was wir durchgemacht haben, wird mich ein dummer Stein nicht aufhalten!«
    Der Schacht war ziemlich schmal, so daß er sich mit dem Rücken und den Füßen abstützen und hocharbeiten konnte. Als er oben angekommen war, ertönte beachtliches Ächzen und Stöhnen, bis er sich so hingedreht hatte, daß er Druck auf den Stein ausüben konnte.
    »Versuche, ihn zur Seite zu schieben«, rief ich. »Nicht hochheben!«
    »Was meinst du, was ich mache?« war die Antwort. »Es ist verflucht schwer … verdammtes Ding … na endlich …«
    Ein Schwall Sand unterbrach ihn und rieselte auf mein nach oben gewandtes Gesicht. Selten habe ich so zahlreiche Flüche aus dem Mund meines Mannes gehört. »Du solltest den Mund zumachen, mein lieber Emerson«, rief ich.
    »Ich mufte den Fand auf dem Ftein verteilen, um die Fpuren zu verwifen«, sagte Ramses.
    Wieder kam eine kleine Sandlawine, dann stöhnende Laute, und zu guter Letzt schrie Emerson: »Paßt auf, ich komme!«
    Und dann erschien er in einer beträchtlichen Staubwolke, völlig verschwitzt und mit rotgeränderten Augen.
    »O mein Lieber, laß mich deine Augen baden. Ich habe doch immer dieses Fläschchen dabei …«
    Emersons Lippen öffneten sich. Zuerst kam eine Menge Sand und dann: »Jetzt nicht, Peabody. Los, du bist die erste! Warte, ich helfe dir hinauf!«
    Es war beileibe nicht das erste Mal, daß ich einen solchen Schacht emporklettern mußte, aber als ich so dicht über mir den nächtlichen Sternenhimmel erblickte, war ich im ersten Augenblick vor Glück wie gelähmt. Erst Emersons Stimme weckte mich, und ich begann meinen Aufstieg. Erst als ich oben flach auf dem Boden lag und die kühle Nachtluft auf meiner heißen Haut spürte, fühlte ich die Erlösung, daß alles Schreckliche endlich vorüber war.
    Ich hob meinen Kopf und sah genau in zwei schmale Augenschlitze. Still und neugierig betrachtete mich die Katze Bastet, die wie das Abbild der antiken Göttin mucksmäuschenstill im Mondlicht saß.
    Kurz darauf erschien Ramses, der leichtfüßig über Tritte und Vorsprünge, die ich nicht einmal gesehen hatte, nach oben geklettert war. Als ich ihn herauszogen hatte, miaute die Katze einmal kurz und ging zu ihm hinüber, um ihn abzulecken. Augenblicke später war auch Emerson da und schüttelte sich wie ein großer Hund, daß der Sand in alle Himmelsrichtungen flog.
    Neben uns erhob sich die Schwarze Pyramide, und dahinter, in westlicher Richtung, leuchtete die silbern schimmernde Knickpyramide. Alles war ruhig. Im Osten, wo die Häuser von Menyat Dahschûr inmitten der Palmen lagen, war kein einziges Licht zu sehen. Es mußte sehr spät sein, aber doch nicht so spät, wie ich befürchtet hatte, denn im Osten zeigte sich noch kein Dämmerlicht.
    Die Katze hatte es aufgegeben, das unglaublich verdreckte Kerlchen säubern zu wollen. Allerdings sahen Emerson und ich nicht viel besser aus. Ich nahm die Katze und entfernte das restliche Papier. »Ein Teil der Nachricht

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