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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Jahr zu graben beabsichtigte, lag plötzlich so etwas wie Spannung in der Luft. Emerson brummte unwillig und verweigerte jede Auskunft über seine Pläne. Sicher wäre alles im Sand verlaufen, wenn sich nicht Prinz Kalenischeff zu Wort gemeldet hätte. »Die vielversprechendsten Plätze sind mittlerweile sicher vergeben. Sie sollten nicht immer so lange warten, Professor!«
    Emerson hätte sicher eine unfreundliche Antwort gegeben, wenn ich ihm nicht einen Bissen Lammfleisch in den Mund geschoben hätte. Wir aßen nach arabischer Sitte, was bedeutete, daß wir im Schneidersitz auf dem Boden um einen niedrigen Tisch saßen und mit den Fingern aßen. Ramses saß aufrecht wie eine kleine Statue, antwortete höflich, wenn das Wort an ihn gerichtet wurde, und aß so anständig, wie es unter diesen Umständen möglich war. Als wir uns verabschiedeten, verbeugte er sich formvollendet vor unserem Gastgeber und bedankte sich in fließendem Arabisch, was den alten Herrn veranlaßte, unseren Sohn hingerissen an sich zu drücken und ihn zu einem Ehrenmitglied seines Stammes zu erklären.
    Als wir endlich in der Kutsche saßen, lehnte Emerson sich zurück und strich sich seufzend über seinen Magen. »Die arabische Gastfreundschaft ist wirklich überwältigend. Ich habe zuviel gegessen, Amelia. Ich werde heute nacht kein Auge zutun!«
    Wenn ich daran dachte, daß allein der Hauptgang aus einem gebratenen Schaf bestanden hatte, das mit Hühnern gefüllt worden war, in denen wiederum Wachteln steckten, dann konnte ich ihm nur beipflichten. Aber es wäre natürlich eine unverzeihliche Sünde gewesen, auch nur einen Gang zurückzuweisen. Ich unterdrückte eine entsprechende Bemerkung und wandte mich statt dessen an Ramses. »Du hast dich ausgezeichnet benommen. Mama war stolz auf dich!«
    »Ich habe meine Fprachkenntniffe geteftet«, sagte Ramses. »Und ich bin froh, daß ich trotz Onkel Walterf akademifem Unterricht faft jedef Wort verftanden habe.«
    »Wirklich?«
    »Ja, Onkel Walter hat mir fehr viel beigebracht. Allef, waf mir jetzt noch fehlt, ift der praktife Unterricht in der Umgangffprache.«
    Als wir im Hotel ankamen, begrüßte Ramses als erstes die Katze, und Emerson öffnete die Fensterläden, die wir vorsichtshalber geschlossen hatten. Zu meiner Freude stellte ich fest, daß das Tier meine Ermahnung beherzigt und das Moskitonetz verschont hatte. In unserer Abwesenheit hatte man das Kinderbett aus dem angrenzenden Zimmer neben unser Bett geschoben.
    Ich überließ es Emerson, Ramses zu versorgen, und ging nach nebenan, um nach unserem Patienten zu sehen, dem es zwar besser ging und der sich auch sofort wieder an die Arbeit machen wollte, was ich allerdings energisch verhinderte. Ich gab ihm seine Medizin, kontrollierte, ob er die neue Leibbinde trug, und wünschte ihm dann eine gute Nacht.
    Als ich in unser Zimmer zurückkehrte, lagen Ramses, Emerson und die Katze schlafend auf unserem Bett. Emerson schnarchte sogar, obwohl er doch befürchtet hatte, kein Auge zutun zu können. Vorsichtig hob ich Ramses hoch und legte ihn in sein Bett, drapierte das Moskitonetz und erlaubte der Katze, sich auf dem Fußende des Bettes niederzulassen. Das feine Netz ließ die ausgeprägten Gesichtszüge meines Sohnes viel weicher erscheinen, und er sah aus wie ein kleiner semitischer Heiliger, dem ein Löwe zu Füßen lag.
    Der Ausdruck der Unschuld, der diesem Bild angehaftet hatte, mußte meine Sinne eingeschläfert haben, denn ich kam erst wieder zu mir, als die Sonne längst aufgegangen war. Ramses und die Katze waren verschwunden.
    Emerson schnarchte immer noch ungerührt. Ich kleidete mich rasch an, nicht weil ich befürchtete, daß Ramses etwas zugestoßen sein könnte, sondern weil ich die Angelegenheit ohne meinen Ehemann erledigen wollte. Ich erinnerte mich, daß Ramses gestern etwas von praktischem Unterricht gesagt hatte, und konnte mir denken, wo ich ihn finden würde.
    Obwohl es noch früh am Morgen war, war die Straße vor dem Hotel bereits voller Menschen, und ich hatte einige Mühe, Ramses ausfindig zu machen, weil er in seinem weißen Nachthemd, das mittlerweile nicht mehr ganz so weiß war, und seinen dunklen Locken den kleinen Eseltreibern zum Verwechseln ähnlich sah. Bevor ich noch rufen konnte, sah ich, wie einer der größeren Knaben Ramses mit einem Schwall von Schimpfworten bedachte, weil er ihm im Weg gestanden hatte. Meine Überraschung war vollständig, als ich meinen kleinen Nachkommen Dinge erwidern hörte,

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