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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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eingehend betrachtete. Ich machte mir keine allzu großen Sorgen, daß er etwas beschädigen könnte, denn es waren ohnehin mehr Nachbildungen als wirklich wertvolle Dinge vorhanden.
    Abd el Atti und ich schlürften Kaffee und tauschten noch einige Höflichkeiten. »Ich hoffe, die Bemerkung dieses schändlichen Bettlers hat Sie nicht verletzt«, sagte Abd el Atti unvermittelt. »Er wollte mir einige alte Stücke verkaufen, aber ich hielt sie für gestohlen. Wie Sie und der verehrte Mr. Emerson wissen, handle ich nicht mit unehrenhaften Leuten.«
    Ich nickte zustimmend und wußte, daß er log, und er wußte, daß ich es wußte. Abd el Atti lächelte, aber ich kannte den alten Gauner zu gut. Ich wußte, daß er nicht aus Höflichkeit gefragt hatte, sondern wissen wollte, wieviel ich von ihrer Unterhaltung verstanden hatte.
    In manchen Geschäftszweigen, besonders natürlich in den illegalen, werden manchmal Geheimsprachen benutzt, so daß sich die Mitglieder unterhalten können, ohne von jedermann verstanden zu werden. Abd el Atti und sein Besucher hatten sich der siim issaagha genannten Sprache bedient, die unter den Gold- und Silberschmieden Kairos gebräuchlich ist. Sie basiert auf der althebräischen Sprache, die ich von meinem Vater gelernt hatte. Doch die beiden Männer hatten so leise und schnell gesprochen, daß ich nur wenige Worte verstanden hatte. Abd el Atti hatte gesagt: »Der Meister wird uns fressen, falls …«, und dann hatte ihn der andere Mann gewarnt, daß er Zuhörer bekommen hätte.
    Ich hatte nicht die Absicht, mit meinem Wissen anzugeben, und schwieg, was Abd el Atti sichtlich nervös machte, so daß er schneller auf den Grund meines Besuches zu sprechen kam, als üblich gewesen wäre.
    »Ich komme im Auftrag von Mr. Emersons Bruder«, erklärte ich. »Er studiert die altägyptische Sprache, und ich habe versprochen, ihm Papyri mitzubringen.«
    Abd el Atti rührte sich nicht, aber das harmlose Wort >Papyrus< hatte seine Augen aufleuchten lassen. War es möglich, daß man ein Versteck entdeckt hatte? Ich sah mich schon als Entdeckerin eines Händlerrings, die Verdächtige hinter Gitter bringt und körbeweise Papyris nach Hause schleppt.
    Abd el Atti räusperte sich. »Es tut mir aufrichtig leid, daß ich Ihnen gerade damit nicht dienen kann. Ich habe keine Papyri.«
    Nun gut. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Abd el Atti hatte nie das, was man suchte, und meistens auch allen Grund, solchen Besitz zu verneinen. Irgendwann würde sein Geschäftssinn seine Vorsicht besiegen, denn schließlich mußte er seine Ware an jemanden verkaufen. Also weshalb nicht an mich? Ich bot ihm an, mir als Mittelsmann beim Kauf zu dienen, aber auch das half nicht. Abd el Atti bot mir alle möglichen Dinge an, nur keine Papyri.
    Schließlich sagte ich: »Es ist schade, mein Freund, daß ich nun einen anderen Händler aufsuchen muß, denn ich hätte lieber bei Ihnen gekauft.« Damit erhob ich mich.
    Aber auch dieser letzte Versuch brachte keinerlei Erfolg. Abd el Atti machte ein schmerzliches Gesicht, aber er blieb standhaft und schüttelte den Kopf. »Ich bedauere ausdrücklich, verehrte Sitt, aber ich habe keine Papyri.«
    Sein gewichtiger Körper füllte den Eingang zum Laden völlig aus, doch plötzlich erschien ein dünnes Ärmchen über seiner Schulter, und ich hörte Ramses mit piepsiger Stimme fragen: »Mama, darf ich etwaf fagen?«
    Abd el Atti stürzte sich auf das, was Ramses in der Hand hielt, aber ein gezielter Sprung von Bastet ließ den Angriff ins Leere laufen. Statt dessen stieß der Mann einen schrillen Schrei aus und fuchtelte mit seinen beringten Fingern in der Luft herum, so daß Ramses an ihm vorbeischlüpfen konnte, während Bastet sich bereits unschuldig auf der Bank niedergelassen hatte.
    Ich nahm Ramses das Bruchstück eines Papyrus, das er immer noch in der Hand hielt, ab und fragte ihn auf englisch: »Wo hast du das gefunden?«
    »Im Raum hinter dem Vorhang«, sagte Ramses. Er deutete auf Bastet. »Ich fuchte nach der Katze, denn du haft doch gefagt, daf ich auf fie aufpaffen foll.«
    Abd el Atti starrte meinen Sohn und die große Katze an, als hätte er Geister gesehen, und machte rasch ein kleines Zeichen zur Abwehr des bösen Blicks. »Ich kenne es nicht«, sagte er schließlich. »Ich habe es noch nie gesehen.«
    Das Bruchstück war etwa zehn mal zwanzig Zentimeter groß und eindeutig von einem größeren Papyrus abgebrochen worden. Das Material war im Lauf der Jahre braun

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