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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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habe doch Onkel Walter versprochen, mich nach seinen Papyri umzuschauen.«
    Das war das Stichwort für Ramses. »Papa fagt, daf alle Händler ganz aufgekochte Flitzohren …«
    »Ich kenne die Meinung deines Vaters, und ich möchte dich bitten, sie nicht vor dem Mann zu erwähnen, den wir aufsuchen werden. Antworte nur, wenn du etwas gefragt wirst, bleibe im Laden und paß auf die Katze auf!«
    »Ja, Mama«, sagte Ramses.
    Der Khân Khalîlî Basar war noch überlaufener und enger. Mühsam suchten wir uns unseren Weg zwischen den eng nebeneinanderliegenden Läden und den zahlreichen Kunden, die ihre Geschäfte oft auf der Steinbank direkt vor dem Laden tätigten. Der Laden von Abd el Atti lag am Rand des Basars. Der kleine Geschäftsraum war gewissermaßen ein Vorwand, denn die wirklich interessanten Kunden wurden in einen großen Raum im hinteren Teil des Hauses geführt, wo der alte Gauner seine wirklichen Schätze aufbewahrte.
    Seit den Tagen von Monsieur Mariette wird der Antiquitätenhandel streng kontrolliert – Grabungsgenehmigungen werden nur an Fachleute vergeben, und die Antikenverwaltung behält sich vor, die bedeutendsten Stücke für das Ägyptische Museum auszuwählen. Die unbedeutenderen kann der Ausgräber behalten. Alles könnte in bester Ordnung sein, wenn das Gesetz eingehalten würde. Aber da es unmöglich ist, jeden Quadratmeter des Landes zu bewachen, finden immer wieder und überall illegale Grabungen statt, bei denen nicht nur wertvolle Gegenstände entwendet, sondern auch wertvolle archäologische Fakten vernichtet werden. Die Fellachen haben einen ausgezeichneten Spürsinn für derartige Fundstätten, wie die Höhlen mit den vielen Mumien deutlich gezeigt haben. Aber es sind nicht nur die Ägypter selbst, die sich an derartigen Geschäften bereichern. Auch Wallis Budge vom Britischen Museum hat die Tafeln von Amarna, den Ani Papyrus und verschiedene andere Kunstgegenstände aus dem Land schmuggeln lassen.
    Manche Händler arbeiteten ausschließlich mit legalen Mitteln, andere dagegen hatten keinerlei Hemmungen. Abd el Attis Ruf lag irgendwo in der gesunden Mitte. Er war sicher kein Engel, aber auch lange nicht so übel wie andere und somit genau der richtige Mann für diese Angelegenheit.
    Die Steinbank vor dem Laden war leer. Ich blickte hinein und sah auf den ersten Blick nur gestapelte Waren, die von einer trüben Lampe beleuchtet wurden. Der verbleibende Raum wurde fast völlig von Abd el Atti ausgefüllt, der ziemlich klein und genauso breit war. Früher mußte er einmal ein hübscher Mann mit schönen braunen Augen gewesen sein, aber so, wie ich ihn jetzt von hinten sah, ähnelte er in seinem lachsrosa Gewand und dem grünen Turban eher einem orangefarbenen Ballon, der von einem Kohlkopf gekrönt wurde.
    Sein gewaltiger Körper verdeckte den anderen Mann fast völlig, der halb hinter dem Vorhang im Durchgang zum hinteren Teil des Ladens stand. Ich konnte nur sein Gesicht sehen – eine dunkle, fast nubische Hautfarbe und schlaffe Gesichtszüge. Als er mich erblickte, wurden die Lippen unter seinem schwarzen Schnurrbart ganz schmal, und er schnarrte einen kurzen Befehl, von dem ich nur einige Worte verstehen konnte.
    Abd el Atti fuhr so schnell herum, wie ich es ihm bei seiner Leibesfülle niemals zugetraut hätte. Ihm standen Schweißperlen auf der Stirn, als er sagte: »Es ist Sitt Hakim, die Frau von Emerson. Ihre Anwesenheit ehrt mein Haus, Sitt.«
    Da ich mich kannte und Abd el Atti wußte, wer ich war, mußte ich annehmen, daß die Mitteilung für den anderen Mann bestimmt war, doch dieser verschwand plötzlich und unhörbar, daß es eigentlich nur eine Warnung gewesen sein konnte.
    Abd el Atti verbeugte sich oder versuchte es doch wenigstens, während er mich in vollendetem Arabisch begrüßte: »Willkommen, verehrte Damen! Wer kann dieser junge Mann anders sein als der Sohn des großen Emerson! Intelligente Augen hat er, und hübsch ist er auch!«
    Abd el Atti mußte schrecklich verwirrt sein, denn aus Furcht vor bösen Einflüssen würde es keinem Araber einfallen, die Vorzüge eines Kindes zu preisen.
    »Kommen Sie«, fuhr er fort, »wir wollen uns draußen auf die Bank setzen und einen Kaffee trinken, bevor Sie mir sagen, womit ich Ihnen helfen kann.«
    Während wir uns auf der Bank niederließen und er in die Hände klatschte, um einen Diener herbeizurufen, blieb Ramses allein im Laden zurück, wo er, mit den Händen auf dem Rücken, umherging und alle Gegenstände

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