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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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lachen, als ich Emerson mit hochgezogenen Knien davonreiten sah, denn seine Begeisterung war mitreißend. Er war in seinem Element und glücklich, wie nur ein Mann glücklich sein kann, der seinen Lebenstraum verwirklicht hat. Daran konnte auch die jüngste Enttäuschung über de Morgans Entscheidung nichts ändern.
    Die Überschwemmung ging langsam zurück, aber auf einigen Feldern stand immer noch Wasser. Wir folgten den Gräben eines altertümlichen Bewässerungssystems bis zu der Stelle, wo die fruchtbare Erde, wie mit dem Messer abgetrennt, plötzlich endete und die Wüste begann. Vor uns lag die eintönige Gegend, die während des Winters unsere Heimat sein sollte.
    Nie werde ich die Enttäuschung vergessen, die ich empfand, als ich das Gelände von Mazghunah zum erstenmal sah. Von den niedrigen Anhöhen, wo das fruchtbare Land endete, bis zum Horizont erstreckte sich eine flache Sandebene. Im Norden konnte man die Pyramiden von Dahschûr erkennen, besonders die Knickpyramide war aufgrund ihrer unterschiedlichen Neigungswinkel klar auszumachen. Der Kontrast zwischen diesen Monumenten und der Trostlosigkeit unserer Anlage konnte nicht größer und schmerzlicher sein. Emerson hatte angehalten, und als ich neben ihm war, sah ich, daß seine Augen die entfernten Silhouetten fixierten.
    »Dieses Ungeheuer!« preßte er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich werde mich rächen! Und der Tag ist nicht mehr weit, das spüre ich.«
    »Emerson«, sagte ich und legte ihm beruhigend die Hand auf seinen Arm.
    Er wandte sich mir zu und sagte mit künstlicher Fröhlichkeit: »Ja, mein Liebling. Dies ist ein zauberhaftes Fleckchen Erde, nicht wahr?«
    »Zauberhaft«, murmelte ich.
    »Ich glaube, ich sollte gleich einmal nach Norden reiten und unseren Nachbarn begrüßen. Kümmerst du dich um das Lager, Peabody?«
    »Das Lager?« fragte ich. »Wo? Wie?«
    Wenn man diesen Teil Ägyptens als Wüste bezeichnet, weckt man meistens falsche Vorstellungen, weil jeder sich gewaltige Sanddünen vorstellt. Dieser Teil der Wüste ist jedoch flach, aber keineswegs eben, sondern mit Gräben, Löchern und Mulden durchsetzt und über und über mit Schutt und Trümmern bedeckt. Mein geübtes Auge erkannte sofort, daß es sich um ein Gräberfeld handelte, das allerdings bereits in alter Zeit gründlich beraubt worden war. Die umherliegenden Scherben waren Überreste der Dinge, die man den Toten mitgegeben hatte, und gelegentlich fanden sich auch Überreste der Toten selbst.
    Ramses stieg von seinem Esel und betrachtete die Trümmer genauer. Er hob ein Stück auf, das wie ein Ast aussah, und zeigte es mir. »Ein Oberschenkelknochen«, rief er mit zitternder Stimme.
    John stieß einen Schrei des Entsetzens aus und wollte Ramses den Knochen abnehmen, doch ich hatte Verständnis für die Begeisterung meines Sohnes und sagte mild: »Lassen Sie ihn nur, John. Hier werden Sie ihn nicht vom Graben abhalten können.«
    »Mit diesem Abfall müssen wir uns nun beschäftigen«, sagte Emerson. »Leg ihn wieder hin, Ramses. Du kennst doch die eherne Regel des Archäologen? Nimm nichts weg, bevor du nicht Lage und Fundumstände registriert hast.«
    Ramses erhob sich gehorsam. Der warme Wüstenwind verwuschelte seine Locken, und seine Augen leuchteten fiebrig wie die eines Pilgers, der endlich das Gelobte Land entdeckt hat.
    Nachdem Ramses den Knochen wieder hingelegt hatte, ritten wir in nordwestlicher Richtung weiter, bis wir an eine kleine Erhebung gelangten, die größtenteils aus felsigem Gestein bestand. Dort trafen wir unsere Arbeiter, die bereits am Tag vorher hergekommen waren, um einen geeigneten Lagerplatz zu suchen. Abdullah eingerechnet, waren es zehn Leute, die alle schon mit uns gearbeitet hatten und die die ungelernten Arbeiter beaufsichtigen sollten, die wir hier am Ort anwerben wollten. Ich erwiderte ihre lautstarke Begrüßung und stellte fest, daß das Lager aus zwei Zelten und einer Feuerstelle bestand. Auf meine Frage erhielt ich nur die Antwort: »Aber hier gibt es doch keinen anderen Platz!«
    Bisher hatten wir meistens in einem leeren Grab Quartier genommen, denn diese Anlagen waren äußerst geräumig und recht komfortabel. Aber offensichtlich gab es hier weit und breit nichts Ähnliches.
    Während ich den kleinen Hügel erklomm und über die Steine kletterte, war ich wieder einmal froh darüber, daß ich mutig genug gewesen war, während der Arbeit die obligatorische Damenkleidung abzuschaffen. Ich verzichtete auf

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