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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Diesmal haben wir sogar genügend Lagerraum.«
    »Es gibt aber kein Wasser.«
    »Das kann vom Dorf gebracht werden.« Ich zückte meinen Bleistift und stellte eine Liste auf. »Dachreparatur, Ausbesserung der Wände, neue Türen und Fenster …«
    Abdullah räusperte sich. »Die Geister …«
    »Selbstverständlich«, sagte ich und machte eine weitere Notiz.
    »Geister?« fragte Emerson. »Peabody, zum Teufel …«
    Ich nahm ihn beiseite und klärte ihn auf. »Ich bin ja gern bereit, jede Zeremonie durchzuführen, aber wir sollten zuerst in das Dorf gehen und die Formalitäten regeln.«
    Mit dieser vernünftigen Antwort war ich mehr als einverstanden. »Es dürfte wohl nicht schwierig sein, eine Erlaubnis zu erhalten. Wenn der Platz so lange unbewohnt war, ist es den Leuten wahrscheinlich gleichgültig, ob wir hier sind oder nicht.«
    »Ich hoffe nur, daß der Priester keine Angst vor Geistern hat«, meinte Emerson. »Für Abdullah werde ich mir etwas ausdenken, aber ein Exorzismus pro Tag muß genügen!«
    Sobald wir in Sichtweite des Dorfes waren, kamen die Menschen neugierig aus ihren Häusern. Einige bettelten, andere grüßten nur, aber einige betonten: »Ich bin ein Christ, Sir!«
    »Dafür will er wohl ein extra Bakschisch«, bemerkte Emerson. »Bah!«
    Die Häuser standen alle dicht gedrängt um den Brunnen, und die Kirche war nicht viel größer als das nächstgelegene Haus. »Das Pfarrhaus«, sagte Emerson und deutete darauf, »und das scheint der Pfarrer zu sein.«
    Er stand unter der Tür seines Hauses – ein großer, muskulöser Mann, der den dunkelblauen Turban der ägyptischen Christen trug. Früher diente er dazu, die Minderheit kenntlich zu machen, aber heutzutage tragen ihn die Menschen aus Stolz.
    Statt näher zu kommen, um uns zu begrüßen, verschränkte der Priester nur die Arme und erwartete wie ein König unsere Huldigung. Er hatte eine gute Figur, aber von seinem Gesicht war nur sehr wenig zu sehen, weil sein riesiger schwarzer Bart, der von den Ohren bis zur Taille reichte, alles bedeckte. An den Augenbrauen konnte man seine Stimmung recht gut ablesen. Augenblicklich stand das priesterliche Barometer auf Sturm.
    Beim Erscheinen des Priesters hatten sich die anderen Bewohner unauffällig verdrückt. Nur einige Männer mit indigoblauen Turbanen hatten sich zu ihrem Meister gesellt und blickten ebenso finster.
    »Die Diakone«, bemerkte Emerson und grinste.
    Doch dann grüßte er in seinem unglaublich fehlerlosen Arabisch, und ich fügte noch einige höfliche Bemerkungen hinzu. Nach einer endlos langen Pause teilten sich die Lippen und entließen ein kurzes » Sabakhum bil-kheir – guten Morgen!«
    In jedem moslemischen Haushalt, den ich besucht hatte, wären wir sofort aufgefordert worden, das Haus zu betreten. Ich vermißte diese Geste bei unserem Mitbruder, wenn ich das einmal so sagen darf. Statt dessen fragte er nur nach unseren Wünschen.
    Dieses Verhalten ärgerte Abdullah, der den kleinen Fehler hatte nicht frei von Vorurteilen gegenüber seinen christlichen Landsleuten zu sein. Seit wir das Dorf betreten hatten, hatte er schon immer geschnuppert, als ob er etwas Ekliges röche. »Ihr unreinen Schweinefleischesser! Ist das eine Art, mit Emerson, dem berühmten >Vater der Flüche<, und seiner Hauptfrau, der Lady Doktor, umzugehen? Sie haben euer schmutziges Dorf mit ihrer Anwesenheit beehrt! Kommen Sie Emerson, wir haben es nicht nötig, die Hilfe dieser niederen Kreaturen zu erbitten.«
    Einer der >Diakone< trat zu dem Priester und flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf der Turban zustimmend nickte. »>Der Vater der Flüche<«, wiederholte er und dann langsam und deutlich: »Ich kenne Sie. Ich kenne Ihren Namen.«
    Mir rann ein Schauer über den Rücken. Der Satz, den der Priester benutzt hatte, war eine Beschwörungsformel der alten Priester. Den Namen eines Mannes oder Gottes zu kennen bedeutete, Macht über ihn zu besitzen.
    Abdullah war noch nicht besänftigt. »Seinen Namen kennen! Wer kennt denn seinen Namen nicht? Vom Katarakt bis zum Delta …«
    »Genug«, unterbrach ihn Emerson, der sich nur mühsam beherrschen konnte, aber ein Lachen hätte den Priester beleidigt und Abdullah gekränkt. »Sie kennen meinen Namen, Vater? Das freut mich, aber ich kenne Ihren nicht.«
    »Vater Girgis, Priester der Kirche Sitt Miriam in Dronkeh. Sind Sie wirklich Emerson, der Knochen ausgräbt? Sind Sie kein Mann der Kirche?«
    Jetzt war es an mir, ein Grinsen zu unterdrücken, doch Emerson zog

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