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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gewöhnen. Zwischen Emersons ruhigen Atemzügen hörte ich eindeutig, daß sich jemand in der Ecke an unserem Gepäck zu schaffen machte. Ich hatte keinerlei Angst, sondern überlegte nur fieberhaft, wie ich den Dieb am besten überraschen könnte. Unsere Zimmertür ließ sich nicht abschließen, und ich hatte darauf vertraut, daß die Anwesenheit eines Dieners auf jedem Flur potentielle Diebe abhalten würde. Ohnehin würden es nur wenige überhaupt wagen, einen Ort wie das Shepheard’s Hotel zu betreten. Irgendwie war ich überzeugt, daß dieser nächtliche Besuch mit meinem Interesse für Abd el Attis Mörder in Zusammenhang stand. Daraus folgte die äußerst aufregende Tatsache, daß nämlich die Lösung des Falles hier in meinem Zimmer zu suchen war! Es kam mir nicht in den Sinn, Emerson zu wecken, denn er gab immer entsetzliche Geräusche von sich und hätte den Dieb unweigerlich verscheucht.
    Das größte Hindernis war das Moskitonetz, das sorgfältig unter die Matratze gesteckt worden war. Vorsichtig zog ich des Zentimeter für Zentimeter heraus, während der Eindringling ungerührt arbeitete.
    Nach einiger Zeit hatte ich es geschafft, das Netz an einer Stelle herauszuziehen. Jetzt hing alles von meiner Schnelligkeit ab. Mein Sonnenschirm stand am gewohnten Platz neben dem Kopfende des Bettes, und der Dieb arbeitete in der Ecke, die am weitesten von der Tür entfernt war. Mit einem Ruck sprang ich aus dem Bett, doch irgendwo mußte ich mich verheddert haben, denn plötzlich gab der Haken nach, an dem das Netz an der Decke aufgehängt war. Während ich versuchte, mich aus dem Gewirr zu befreien, hörte ich zwischen Emersons Flüchen, wie jemand leise durch das Zimmer lief. Dann öffnete sich die Tür und schloß sich wieder.
    »Verflucht!« rief ich unbeherrscht.
    »Verflucht!« rief Emerson. »Zum Teufel!« Und dann folgten noch einige andere Herzlichkeiten.
    Wir kämpften eine Weile mehr gegen- als miteinander, und als John und Ramses endlich aufgewacht und herübergelaufen waren, konnten sie uns als Mumienpakete bewundern, die sich völlig in dem Netz verknotet hatten und kein Glied mehr rühren konnten. Als ich Johns Schlafmütze erblickte, brach ich in hysterisches Gelächter aus.
    Emerson war plötzlich sehr still, weil er einen Teil des Netzes eingeatmet hatte und fast keine Luft mehr bekam. Ich faßte mich schließlich und bat John, die Lampe lieber hinzustellen und uns zu befreien. Bastet war hinter ihnen hereingekommen und beroch neugierig das ganze Zimmer, wobei sich ihr alle Haare sträubten.
    Ramses hatte die Situation mit einem Blick erfaßt, war wieder in sein Zimmer gelaufen und kehrte mit einem länglichen, glitzernden Ding zurück. Als ich erkannte, was es war, schrie ich laut.
    »Nein, Ramses! Laß es sofort fallen!«
    Wenn ich diesen Ton anschlage, gehorcht Ramses aufs Wort. Augenblicklich ließ er das etwa zwanzig Zentimeter lange und offensichtlich scharf geschliffene Messer fallen. »Ich hatte die Abficht, euch zu befreien!« sagte er.
    »Ich habe ja nichts gegen deine Absicht einzuwenden, sondern höchstens gegen die Methode!« sagte ich keuchend, nachdem ich endlich befreit war. Rasch entfernte ich Emersons Knebel und beobachtete fasziniert, wie sein rot angelaufenes Gesicht wieder eine normale Färbung annahm. Nachdem ich ihn beruhigt hatte, beschlagnahmte ich als erstes das Messer – ein Geschenk von Abdullah, wie ich bei dieser Gelegenheit erfuhr – und schickte Ramses, John und die Katze unverzüglich wieder ins Bett. Dann erst hatte ich Zeit, mich dem Verbrechen zuzuwenden.
    Den Dieb zu verfolgen war unsinnig, denn er hatte Zeit genug gehabt, um die ganze Stadt zu durchqueren. Als ich die Bescherung näher in Augenschein nahm, sah ich sofort, daß ein Könner am Werk gewesen war, der mit einem Minimum an Lärm alles ausgeräumt und durchsucht hatte. Nur die zugenagelten Kisten hatte er gezwungenermaßen verschont. Alle unsere Habseligkeiten lagen auf einem großen Haufen, und ein Tintenfaß hatte den Verschluß eingebüßt und meinen besten Rock verdorben.
    Nachdem Emerson sich wieder völlig erholt hatte, setzte er sich auf und sah mir eine Weile verständnislos zu. »Amelia, kannst du mir erklären, warum du auf allen vieren durchs Zimmer kriechst?« fragte er schließlich.
    »Ich suche Beweise. Was denn sonst?«
    »Aha! Vielleicht eine Visitenkarte oder ein Stück Stoff vom Gewand, das die halbe Bevölkerung Ägyptens trägt, oder vielleicht auch nur eine Haarlocke

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