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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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an mein Hosenbein klammerte.
    Emerson schlug die Hände zusammen. »Nein!« schrie er leidenschaftlich. »Es darf nicht wahr sein! Nach all den grausamen Schicksalsschlägen nun auch noch dies! Missionare! Amelia!«
    »Nur Mut«, mahnte ich, während das Kerlchen immer noch an meinem Hosenbein zerrte. »Nur Mut, Emerson! Es könnte schlimmer sein!«
    Einige Augenblicke später kamen wieder Kinder aus dem Haus, aber diesmal waren es Mädchen, und es ging wesentlich ruhiger und gesitteter zu. Hinter ihnen erschien eine hohe Gestalt im Türrahmen, die ins Sonnenlicht blinzelte. Dabei leuchteten die blonden Haare wie ein silbriger Heiligenschein. In diesem Augenblick sah er uns, und ein unaussprechlich süßes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er hob grüßend die Hand. Oder segnend.
    Emerson brach auf einem Steinblock zusammen und krümmte sich. »Es ist schlimmer!« sagte er mit Grabesstimme.
    »Ihr sollt nicht betteln, Kinder!« sagte der junge Mann, während er auf uns zuging. Er sprach Arabisch, allerdings etwas langsam und einfallslos, aber seine Aussprache war perfekt. »Hört auf, Kinder! Es ist nicht gottgefällig. Geht nach Hause zu euren Eltern!«
    Die kleinen Ungeheuer verschwanden, und ihr Lehrer wandte uns seine Aufmerksamkeit zu. Je näher er kam, desto umwerfender war er. Seine Haare glänzten, seine Zähne leuchteten, und sein Gesicht war die pure Freundlichkeit. Emerson starrte ihn wortlos an, so daß ich mich verpflichtet fühlte, unsere Anwesenheit zu erklären. »Ich fürchte, wir müssen uns entschuldigen, daß wir hier so einfach hereingekommen sind. Darf ich mich vorstellen. Ich bin Amelia Peabody Emerson – Mrs. Radcliffe Emerson – und er …«
    >Dieser Holzklotz< wäre in diesem Augenblick die passende Beschreibung für Emerson gewesen, aber der junge Mann ließ mich nicht aussprechen. »Sie müssen sich nicht vorstellen, Mrs. Emerson. Sie und Ihr Mann sind ja in Kairo jedermann bekannt. Es ist mir eine Ehre, Sie zu begrüßen. Ich habe erst gestern erfahren, daß Sie hierherkommen.«
    Emersons Starre fiel schlagartig von ihm ab. »Wer hat Ihnen das gesagt?« fragte er.
    »Mr. de Morgan«, antwortete der junge Mann harmlos. »Sie wissen sicher, daß er Direktor der Ägyptischen Antikenverwaltung hier in Dahschûr ist. Das ist ganz in der …«
    »Ich weiß, wo Dahschûr liegt, junger Mann«, unterbrach ihn Emerson. »Aber ich kenne Sie nicht. Wer zum Teufel sind Sie?«
    »Emerson!« rief ich. »Wie sprichst du denn mit einem Priester!«
    »Bitte, entschuldigen Sie sich nicht!« sagte der junge Mann. »Es war unhöflich, meinen Namen nicht eher zu nennen. Ich bin David Cabot von den Cabots aus Boston.«
    Für ihn schien diese Bemerkung einige Bedeutung zu haben, mir jedoch sagte sie rein gar nichts. Emerson fuhr fort, den jungen Cabot von den Cabots aus Boston anzustarren.
    »Ich vergesse meine Manieren«, meldete sich der letztere zu Wort. »Ich lasse Sie hier in der Sonne stehen! Wollen Sie nicht hereinkommen und meine Familie kennenlernen?«
    Da er unverheiratet war, dachte ich, er spräche von seinen Eltern, doch als ich ihn danach fragte, lachte er und schüttelte den Kopf. »Ich spreche von meiner geistlichen Familie. Mein Vater vor Gott ist der Reverend Ezekiel Jones, der auch das Oberhaupt dieser kleinen Missionsstation ist. Seine Schwester arbeitet ebenfalls im Weinberg Gottes. Es ist Zeit für das Mittagessen. Wollen Sie nicht unser bescheidenes Mahl teilen?«
    Ich lehnte höflich ab, weil die anderen bereits auf uns warteten, und wir verabschiedeten uns. Noch bevor wir außer Hörweite waren, bemerkte Emerson: »Du warst aber mehr als höflich, Amelia!«
    »Wie du das sagst! Als ob ich etwas verbrochen hätte! Dabei war ich nur so höflich, um deine Unfreundlichkeit auszugleichen.«
    »Unfreundlich? Ich?«
    »Ja, du, und sehr sogar.«
    »Also ich nenne es unfreundlich, wenn man einfach andere Leute zu bekehren versucht! Welche Unverschämtheit. Mr. Cabot und sein >Vater vor Gott< sollen es nur nicht wagen, ihre Tricks an mir auszuprobieren!«
    »Ich glaube, nicht einmal Mr. Cabot würde das versuchen!« sagte ich und nahm seinen Arm. »Beeil dich ein bißchen, Emerson. Wir waren ziemlich lange weg. Ich bin gespannt, was Ramses wieder alles angestellt hat!«
    Aber diesmal war ausnahmsweise nichts vorgefallen. Wir fanden unseren Sohn, als er neben der Klostermauer bereits einige Scherben ausgegraben hatte. Sofort erhellte sich Emersons Miene, und ich hoffte, daß damit der Ärger

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