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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sie in den Wohnraum, wo John Platz schaffte, indem er einfach alle Papiere vom Tisch kehrte.
    »Sieh sie dir an, Peabody!« sagte Emerson.
    Die Mumie sah im wesentlichen aus wie alle anderen, nur die Wickelung war so penibel ausgeführt, daß sich immer wieder Muster ergaben. Die Sorgfältigkeit der Arbeit hatte die genaue Datierung ermöglicht. Ich habe mich oft gefragt, ob damals Musterbücher existiert haben, nach denen die Arbeiten ausgeführt wurden. Einige Mumien aus dieser Zeit trugen Gesichtsmasken aus kartonähnlichem Material, andere dagegen waren mit Porträtbildern aus Holz geschmückt, die man auf dem eingewickelten Gesicht befestigt hatte. Unsere Mumie hatte nichts zu bieten, nur einen unförmig bandagierten Kopf.
    »Er ist entfernt worden«, bemerkte Emerson, der die Bandagen genau studierte.
    »Ich glaube auch, Emerson. Hier sind noch irgendwelche klebrige Rückstände. Und die Bandagen sind auch ein wenig verrutscht.«
    »Und hier haben wir es«, schloß Emerson, während er das Porträt, das er in Abd el Attis Laden gefunden hatte, auf die Stelle legte. John schnappte nach Luft. Das Gesicht wirkte sehr lebendig und belebte das formlose Bündel. Plötzlich lag eine Frau vor uns, und ihre großen, dunklen Augen schienen uns fragend zu betrachten, während sich ihre lächelnden Lippen über unsere Verblüffung zu amüsieren schienen.
    »Zwei Puzzlestücke haben wir«, sagte Emerson. »Jetzt fehlt uns nur noch ein Sarg.«
    »Der ist zerstört – verbrannt«, sagte ich. »Dies ist die Mumie der Baronin, Emerson.«
    »Ich glaube es auch, Peabody. Als ich den brennenden Sarg untersuchte, war ich überrascht, daß es kaum Rückstände gab. Selbst wenn man davon ausgeht, daß diese trockenen, harzgetränkten Körper sehr gut brennen, hätten wir doch wenigstens ein Stück von einem Knochen finden müssen oder auch ein Amulett. John …«
    Der junge Mann erschrak. Er konnte seine Augen nicht von dem schrecklichen Anblick lösen. »Sir?« stammelte er.
    »Sie haben den Sarg damals in den Lagerraum getragen. Haben Sie einen Unterschied im Gewicht, im Vergleich zu den anderen, festgestellt?«
    »Er war nicht so schwer wie die anderen«, sagte John.
    »Weshalb haben Sie das nie erwähnt?« fragte ich.
    »Sei nicht so streng, Peabody! Woher hätte er denn wissen sollen, daß das wichtig war? Er trägt so etwas ja schließlich nicht täglich.«
    »Das ist wahr. Ich entschuldige mich, John.«
    »O Madam …« Johns Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er sah, wie Emerson ein Messer drohend über die Brust der Mumie hielt. »O Sir … nein … o mein Gott! …«
    »Ich möchte die Wickelung nicht zerstören«, erklärte Emerson. »Außerdem sind die unteren Schichten ohnehin fest verklebt.« Die Muskeln an seinem Unterarm traten hervor, als er versuchte, die Bandagen zu zerschneiden.
    John schluckte und bedeckte seine Augen mit den Händen.
    »Hm«, machte Emerson und schnitt vorsichtig weiter. »Hier ist ein Djedpfeiler-Amulett aus Blauer Keramik, ein Skarabäus müßte auch irgendwo sein … ach, hier …«
    »Er sucht nach Amuletten«, erklärte ich John. »Der Djedpfeiler soll >andauerndes Wohlergehen< bringen, und der Herz-Skarabäus beschützt das Herz, das als Sitz der Intelligenz gilt, davor, von bösen Geistern geraubt zu werden. Alle diese Amulette wurden über der Brust in die Bandagen mit eingewickelt …«
    »Sprechen Sie nicht mehr davon, bitte …«, flehte John und hielt sich die Ohren zu.
    Emerson legte das Messer aus der Hand. »Ich glaube, das genügt. Wahrscheinlich würden wir noch weitere Amulette finden, denn die Dame war nicht die ärmste, aber wir haben erfahren, was wir wissen wollten, glaube ich.«
    Ich nickte. »Die Mumie und ihre Ausstattung sind so unbedeutend wie der Sarg. Seltsam. Kommen Sie, John! Stehen Sie nicht herum wie angewachsen. Der Professor ist fertig.«
    John nahm die Hände von den Augen, blickte aber nicht auf die Mumie. »Verzeihen Sie mir! Aber die Frau sah so lebendig aus!«
    Ich nahm eine Decke vom Sofa und breitete sie über die Mumie. John seufzte erleichtert. »Danke, Madam! Soll ich sie jetzt wieder zurückbringen?«
    »Ja«, sagte Emerson kurz. »Ich fürchte, Sie eignen sich nicht zum Archäologen, John!«
    »Nein, Sir, danke. Ich möchte auch keiner werden.«
    Emerson streckte die Hand aus, um das Porträt wieder zu entfernen, doch dann zögerte er. »Befestige es noch besser, Amelia, damit es nicht herunterfällt und zerbricht.«
    Ich hätte es einfacher

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