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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ramses?«
    Wie Emerson befürchtet hatte, steckte er mitten zwischen den Arbeitern, die den Eingang umstanden. Emerson zog ihn beiseite. »Du hast gehört, daß ich Mohammed bat, vorsichtig zu sein?«
    »Ja, Papa, ich wollte nur …«
    Emerson packte ihn am Kragen und schüttelte ihn bei jedem Wort. »Mohammed ist der beste unserer Männer. Die Arbeit ist sehr gefährlich, und ich wünsche nicht, daß du, unter welchen Umständen auch immer, dich daran beteiligst. Hast du verstanden?«
    »Ja, Papa.«
    »Willst du uns nicht lieber begleiten?«
    »Nein, Papa, danke. Ich werde mit Felim zum Aufgraben gehen.«
    »Aber geh nicht weit!«
    »O nein, Papa.«
    Äußerlich war im Dorf alles wie immer – die Frauen schwatzten am Brunnen, während die Männer sich im Schatten ausruhten. Doch die Grüße waren leiser und zurückhaltender, und keines der Kinder bettelte uns an.
    Emerson ging erst mal zum Haus des Priesters. Zuerst sah es so aus, als würden wir ein weiteres Mal abgewiesen, denn einer der Männer erklärte, daß der Priester beim Gebet nicht gestört werden dürfte. Doch dann öffnete sich die Tür.
    »Mein Sohn, du läßt es meinen Gästen gegenüber an Höflichkeit fehlen«, sagte die tiefe Stimme des Priesters. »Bitte sie herein!«
    Nachdem wir auf dem Sofa Platz genommen hatten, fragte der Priester nach unseren Wünschen. Emerson erklärte kurz, daß er Holz brauchte, und der Priester nickte. »Das wird sich machen lassen. Ich hoffe nur, daß Ihnen an diesem üblen Ort kein Unheil widerfahren ist?«
    »Wir brauchen das Holz zum Abstützen in der Pyramide«, sagte Emerson. »Im Haus hatten wir zwar auch Schwierigkeiten, aber die wurden nicht von Geistern, sondern von bösen Menschen verursacht!«
    Der Priester schüttelte mitfühlend den Kopf, und ich erwartete, daß er mit der Zunge schnalzen würde.
    »Haben Sie nicht davon gehört?« fragte Emerson. »Von dem Einbruch in meinem Haus und dem Überfall auf meinen Sohn?«
    »Das ist scheußlich«, sagte der Priester.
    »>Scheußlich< ist wohl nicht ganz das richtige Wort. Ein Mord und ein Brand in der Mission – es scheinen mir doch einige >scheußliche< Dinge passiert zu sein!«
    Die Augen des Priesters leuchteten plötzlich auf. »Ja, seit die Männer Gottes hierhergekommen sind! Vorher hatten wir keine Probleme!«
    »Sie haben das Feuer nicht gelegt, und sie sind auch nicht in mein Haus eingebrochen«, sagte Emerson.
    »Glauben Sie etwa, daß meine Leute derartige Dinge tun? Ich sage Ihnen, es sind die Missionare. Sie sind an allem schuld. Sie müssen fort. Hier können sie nicht bleiben.«
    »Ich weiß, daß es Streit gegeben hat«, sagte Emerson. »Aber ich beschwöre Sie – ich warne Sie: Lassen Sie sich nicht provozieren!«
    »Halten Sie mich für einen Narren?« fragte der Priester bitter. »Wir sind hier im Land nur eine geduldete Minderheit. Ich werde mich hüten, etwas gegen diese Leute zu unternehmen. Wir müßten alle darunter leiden.«
    »Das stimmt«, sagte ich.
    Der Priester erhob sich. »Sie sind zu mir gekommen und haben mich der Gewalt und des Verbrechens beschuldigt, aber ich sage Ihnen noch einmal: Kümmern Sie sich um die Missionare, dann sehen Sie selbst, daß sie von hier verschwinden müssen! Sagen Sie es ihnen!«
    Deutlicher konnte man uns nicht vor die Tür setzen. Emerson verbeugte sich schweigend, und ich war überrascht, daß ich zum erstenmal so etwas wie Verständnis für die Lage des Priesters empfand. Die Fremden waren mit der Erlaubnis der Regierung in sein Dorf gekommen und veränderten die Welt, ohne daß er etwas unternehmen konnte.
    Während wir vom Haus des Priesters weggingen, meinte Emerson: »Vielleicht kann ich ja Bruder Ezekiel überzeugen, sich in einem anderen Dorf niederzulassen.«
    »Da mußt du aber mehr als diplomatisch vorgehen, denn der geringste Hinweis, er könnte sich in Gefahr befinden, würde ihn nur noch starrsinniger machen.«
    Die Mission bot ein friedliches Bild. Der Unterricht war noch nicht beendet, und im Schatten des kleinen Palmenhains saß eine Gruppe Mädchen über ihre Näharbeiten gebeugt. Auf Emersons Lieblingsstein saß Charity und las mit sanfter Stimme Geschichten aus der Bibel vor. Sie trug wieder eines der dunklen Gewänder, und kleine Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, die endlich einmal von dieser scheußlichen Haube befreit war. Bruder Ezekiel mochte der verrückteste Mann auf der Welt sein, aber seine Missionare leisteten hier wertvolle Arbeit, ganz besonders, was die

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