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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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überall bekannt, jeder spricht davon. Es ist unmöglich, längere Zeit in Ägypten zu verbringen und Ihre Reputation nicht zu kennen – selbstverständlich auch die Ihres geschätzten Gatten. Sie haben sie aufgenommen als hilflose Flüchtige, und dafür bin ich Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet. Denken Sie, ich würde sie hintergehen … ich, der ich sie mehr als alles auf der Welt schätze? Lassen Sie mich sie nur sehen, mit ihr sprechen … mich vergewissern, daß sie unverletzt ist … erfahren, ob ich ihr irgendeinen Gefallen tun kann …«
    Von seiner Ausdrucksweise unwillkürlich beeindruckt, lauschte ich ihm, ohne seine Vermutungen zu bestätigen oder zu dementieren. Wie lange das noch so weitergegangen wäre, kann ich nicht sagen, denn Enid selbst unterbrach seinen Redefluß. Sie mußte Emerson beiseite schieben. Er hatte mit einem Ausdruck unglaublichen Abscheus zugehört.
    »Sieh mich an«, sagte sie eisig. »Ich bin unverletzt. Du weißt, welchen Gefallen du mir tun kannst. Ich glaube, das beantwortet sämtliche deiner Fragen.«
    »Enid!« Er stürzte auf sie zu, und zum zweiten Mal an diesem Nachmittag stürzte der Sessel um. Ich hörte es knacken, als eines der Stuhlbeine seinen Dienst quittierte.
    Enid wartete, bis er sie fast erreicht hatte. Dann hob sie mit feierlicher Würde eine Hand, was ihn mitten in seinem Versuch innehalten ließ. »Enid«, wiederholte er in leicht entschuldigendem Ton. »Wie konntest du mir das antun? Wenn du wüßtest, welche Ängste ich durchlitten habe, da ich keine Ahnung hatte, wo du sein könntest und wie es dir geht …«
    »Ständig nur deine Ängste«, fuhr sie ihm mit abfällig verzogenen Lippen ins Wort. »Ich weiß nicht, wie du mich hier gefunden hast, aber wir haben uns nichts mehr zu sagen. Es sei denn, du entscheidest dich, wie ein Mann zu handeln und deine Tat zu gestehen.«
    »Aber ich habe dir wieder und wieder erklärt, Enid, daß ich liebend gern alles zugeben würde, wenn ich den armen Kerl damit aus seiner gegenwärtigen Zwangslage befreien könnte. Gütiger Himmel, in unserer Kindheit hat er oft genug meine Bestrafung auf sich genommen. Das mindeste, was ich für ihn tun kann …«
    »… ist, edelmütig ein Verbrechen einzugestehen, das du nicht begangen hast? Ronald, ich finde … ich finde einfach keine Worte für dein Verhalten.« Mit einer angewiderten Geste drehte sie sich um, als wollte sie ins Haus zurückkehren.
    »Warte, Enid. Laß mich nicht so einfach hier stehen. Was kann ich denn noch tun?«
    Mit funkelndem Blick wirbelte sie zu ihm herum. »Geh zu Donalds Regimentsoffizier und mache reinen Tisch. Aber du mußt schon überzeugend sein, Ronald.«
    »Mein süßes Schätzchen …«
    »Und nenn mich nicht Schätzchen!«
    »Ich bitte um Verzeihung. Es fällt mir schwer, die Gefühle nicht in Worte fassen zu dürfen, die mein Herz erfüllen. Enid, ich werde tun, worum du mich gebeten hast – das schwöre ich. Aber zuerst muß ich meinen geliebten Bruder finden. Ich habe Tag und Nacht nach ihm gesucht, Enid, selbst an Plätzen, die ich in deiner Gegenwart gar nicht zu erwähnen wagte. Aber er ist jedesmal vor mir geflohen. Ich habe Angst, daß er irgendeine Verzweiflungstat begeht – ich eines Tages erfahren werde, daß eine Leiche aus dem Nil gefischt oder in irgendeinem verwahrlosten Loch gefunden wurde …«
    Seine Stimme versagte. Er bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen.
    Enid blieb ungerührt. Kühl und gefaßt erwiderte sie: »Mach dir deshalb keine Sorgen, Ronald. Mach dir keine Hoffnung, sollte ich vielleicht eher sagen. Löse dein Versprechen ein … und dann kehrst du mit den Papieren zurück, die die Unschuld deines Bruders beweisen.«
    »Und dann?« Er hob den Kopf. Tränen glitzerten in seinen Augen. »Und dann, Enid?«
    Sämtliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, sie wirkte so bleich wie eine Statue. »Ich kann nichts versprechen«, sagte sie zögernd. »Aber … komm dann zu mir.«
    Das Blut, das aus Enids Gesicht gewichen war, schien in seine Wangen gestiegen zu sein. »Enid«, schrie er. »Das werde ich tun! Oh, meine Liebste …«
    Sie entwich ihm, ging ins Haus zurück. Ronald wäre ihr nachgelaufen, wenn Emerson sich ihm nicht in den Weg gestellt hätte.
    »Nein, nein«, brummte er so gekonnt, daß es unsensible Naturen gelegentlich zu der Annahme verführt, er sei umgänglicher Laune. »Falls es Ihnen entfallen sein sollte, Mr. Fraser, ein Herr zwingt einer Dame niemals seine Aufmerksamkeiten auf, sofern diese es

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