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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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den Wahrnehmungsprozessen eines meiner Elternteile anmaßte, insbesondere …«
    »Ramses«, sagte ich.
    »Ja, Mama. Ich wollte gerade die Bemerkung machen, daß der goldene Ring mit der königlichen Kartusche von Bedeutung sein kann. Woher hat Sethos ein solch seltenes Stück? War es ein Beutestück seines ersten Grabraubs, und lieferte es ihm die Eingebung zu dem Namen, unter dem er zukünftig bekannt sein wollte?«
    Emerson nickte nachdenklich. »Schon möglich, mein Junge. Aber selbst wenn du recht hast, nutzt uns die Information nichts. Mir scheint, daß meine ursprüngliche Vermutung eher den Kern der Sache trifft. Verflucht, was ist mit dem roten Haar? Wir haben es nicht nur mit einem, sondern mit zwei Rotschöpfen zu tun. Einer von ihnen muß Sethos sein.«
     
    Die Nacht war hereingebrochen. Der abnehmende Mond warf sein bleiches Licht in den Hof. In der Stille, die Emersons Feststellung folgte, klangen die fröhlichen Stimmen der um das Feuer versammelten Männer befremdlich zu uns herüber.
    »Mit Sicherheit nicht«, sagte ich. »Es ist in der Tat so, Emerson, daß du derjenige warst, der mir aufgrund ebendieser Vermutung mitteilte, daß Donald unmöglich der fragliche Mann sein könnte.«
    »Jeder der beiden könnte es sein«, sagte Emerson. »Donald oder sein Bruder.«
    »Papa, dagegen spricht die Farbe ihrer Augen«, meinte Ramses.
    »Oh, das ist nebensächlich«, platzten Emerson und ich gleichzeitig heraus.
    Ich fügte hinzu: »Wir könnten Enid fragen, ob vielleicht einer der beiden Brüder den vorigen Winter nicht in England verbracht hat.«
    »Ich werde gehen und sie gleich fragen«, sagte Ramses und stand auf.
    »Das solltest du nicht tun, mein Junge.«
    »Aber Papa, sie hat großen Kummer. Ich wollte ohnehin zu ihr gehen.«
    Emerson schüttelte den Kopf. »Dein Vorhaben ist wirklich lobenswert, mein Junge, aber glaube deinem Papa: Junge Damen mit großem Kummer läßt man am besten allein, ihnen können häufig nur diejenigen helfen, die den Kummer verursacht haben.«
    »Ist das tatsächlich der Fall, Mama?« Ramses wandte sich, Bestätigung suchend, zu mir um.
    »Ich bin ganz der Meinung deines Vaters, Ramses.«
    »Aber ich könnte mir vorstellen«, beharrte Ramses, »daß die Bekundung liebenswürdiger Zuneigung und vielleicht ein kurzer Vortrag zur Vergänglichkeit übersteigerter Gefühle einen positiven Effekt hätten.«
    Ein entsetzlicher Verdacht ging mir durch den Sinn. Es war mir nicht entgangen, wie geduldig Ramses Enids Umarmungen und ihre Fürsorglichkeit über sich ergehen ließ. Diese Freiheiten erlaubte er Fremden normalerweise nicht, es sei denn, er verfolgte tiefere Beweggründe, und ich hatte natürlich angenommen, daß er hinsichtlich Enid einen Hintergedanken hatte – kurz gesagt nämlich den, daß er hoffte, ihr Vertrauen zu gewinnen, indem er vorgab, er sei ein ganz normaler achtjähriger Junge. Nachdem ich aus seinen Worten nun den ernsten und besorgten Tonfall herausgehört hatte, keimten in mir schreckliche Zweifel auf. Ganz sicher war es dafür noch viel zu früh … Wenn Ramses auf diesem Gebiet allerdings so frühreif war wie auf anderen … Die Aussichten waren erschreckend. Mich erfüllte ein fürchterlicher Widerwille, die unumgänglichen Nachforschungen zu betreiben, aber schließlich begann ich forsch mit der Umsetzung meines Vorhabens.
    »Warum hast du zugelassen, daß Enid dich heute in den Arm genommen hat?« fragte ich.
    »Ich bin froh, daß du mich das fragst, Mama, denn das bringt mich auf ein Thema, das ich unbedingt mit euch erörtern muß. Mich erfüllte heute ein höchst ungewöhnliches Gefühl, als Miss Debenham ihren Arm um mich legte. In gewissem Maße erinnerte es mich an die Gefühle, die ich für euch empfinde, und entlehnt an meine Zuneigung zu Tante Evelyn. Allerdings war da noch eine Steigerung. Mir fehlten die Worte dafür, bis mir gewisse Verse von Mr. Keats wieder einfielen – insbesondere meine ich seine Romanze >Sankt Agnes Vorabend<, die folgendermaßen beginnt …«
    »Gütiger Himmel«, rief ich in gequältem Ton.
    Emerson, dieses naive Geschöpf, kicherte erheitert. »Mein lieber Junge, ich versichere dir, deine Gefühle sind völlig normal. Das sind die ersten frühkindlichen Erregungen, die im Laufe der Zeit zu den schönsten Gefühlen heranwachsen und gedeihen werden, die der Menschheit bekannt sind.«
    »Das hatte ich vermutet«, sagte Ramses. »Und deshalb wollte ich auch mit euch darüber sprechen. Da es sich um ganz normale,

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