Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
nicht wünscht. Insbesondere, wenn ich in der Lage bin, es zu verhindern.«
    »Sie will das schon«, sagte Ronald. »Sie kennen sie nicht, Professor. Sie hat mich immer beschimpft und beleidigt. Das war schon während unserer Kindheit nicht anders. Das ist eben ihre Art, ihre Zuneigung zu zeigen.«
    »Eine äußerst merkwürdige Art, das muß ich schon sagen«, meinte Emerson skeptisch. »Etwas Derartiges ist mir noch nie zu Ohren gekommen.«
    »Ich appelliere an Mrs. Emerson«, sagte Ronald lächelnd. Er war sicherlich ein oberflächlicher junger Mann. Jede Spur von Kummer war ausgelöscht, statt dessen wurde sein anziehendes Gesicht von einem selbstzufriedenen Ausdruck erfüllt. »Stimmt es nicht, Mrs. Emerson, daß einige junge Damen die von ihnen geliebten Menschen mit Freuden quälen? Sie behandelt Donald genau so. Das müssen Sie doch bemerkt haben.«
    »Wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte, die beiden zusammen zu erleben, hätte ich das in der Tat bemerkt«, erwiderte ich kurz angebunden, um seinem fadenscheinigen Versuch, mir ein Zugeständnis zu entlocken, ein Ende zu setzen. »Ohne ungastlich sein zu wollen, Mr. Fraser, ich glaube, es ist besser, wenn Sie jetzt aufbrechen.«
    Ronald sah mich mit ernstem Blick an. »Jetzt, wo ich um Enids Sicherheit weiß, bleibt mir nur noch eine Sorge. Mein Bruder, Mrs. Emerson … mein armer, leidgeprüfter Bruder. Enid hat stets für ihn Partei ergriffen. Sie liebt ihn wie eine Schwester. Er hat falsch gehandelt, aber er ist schon gestraft genug. Ich möchte ihn finden und mit ihm nach Hause zurückkehren. Gemeinsam werden wir den Problemen ins Auge sehen, die das Leben für uns bereithält. Wenn ich ihm nur erklären … nur mit ihm sprechen könnte! Ich würde ihn an die glücklichen Tage unserer Kindheit erinnern, die Stunden, die wir im harmlosen Spiel zugebracht haben, das Schilfgras am Fluß, in dem wir stundenlang die kleinen Vögel beobachteten, die hin und her flogen …«
    »Also, wirklich, jetzt reicht’s«, sagte Emerson halb an sich selbst gerichtet. »Erst plärrt und jammert er um das Mädchen, und jetzt quatscht er von seiner Kindheit in den rührseligsten, gefühlsduseligsten Klischees, die ich je gehört habe. Gute Nacht, Mr. Fraser. Verschwinden Sie, Mr. Fraser.«
    Selbst Ronald Fraser sah keine Möglichkeit, diese Situation in eine höfliche Verabschiedung umzukehren, aber er tat sein Bestes, verbeugte sich über meiner Hand und wiederholte seinen Dank, daß ich sein armes, süßes Schätzchen in meine Obhut genommen hatte – so jedenfalls drückte er es aus. Der Satz war unglücklich gewählt, denn Emerson reagierte umgehend. Ich glaube, er wollte Mr. Fraser einfach bloß aufhelfen und ihn auf sein Pferd hieven, doch Mr. Fraser kam ihm zuvor. Nachdem er fortgaloppiert war, brüllte Emerson Abdullah an, er solle die Tore schließen und verriegeln. »Sollte jemand einzudringen versuchen, schieß ihn nieder«, schrie er.
    Dann wandte er sich zu mir um. »Wann gibt es Abendessen, Peabody? Ich bin halb verhungert.«
    »Das war ein anstrengender Tag«, stimmte ich zu. »Setz dich, Emerson, und trink noch eine Tasse Tee. Ich habe das Wasser im Handumdrehen gekocht.«
    »Ich glaube, ich nehme lieber einen Whiskey. Willst du auch einen, Peabody?«
    »Ja, danke. Wo sind die anderen alle?«
    »Fraser – unser Fraser – treibt sich irgendwo hinter dem Haus rum.« Emerson hob den Sessel hoch und betrachtete ihn kritisch. »Ein Bein ist abgebrochen. Diese jungen Männer gehen ganz schön grob mit den Möbeln um, Peabody.«
    »So sind sie halt, Emerson.«
    »Die junge Frau ist«, fuhr Emerson fort, »sofern ich mich mit jungen Frauen auskenne, in ihrem Zimmer und weint sich aus. Das tun junge Frauen doch, wenn sie sich in einem Zustand emotionaler Verwirrung befinden. Habe ich eigentlich jemals erwähnt, Peabody, daß ich dich teilweise deshalb schätze, weil du eher dazu neigst, Leute mit deinem Sonnenschirm niederzuknüppeln, als weinend in deinem Bett zusammenzubrechen? Letzteres ist eher die Regel.«
    »Ich stimme dir voll und ganz zu, Emerson. Dann ist Enid ja beschäftigt. Jetzt fehlt uns nur noch Ramses, bevor wir uns zu einem netten, ruhigen …«
    »Ich bin hier, Mama«, sagte Ramses, der gerade mit der Whiskeyflasche sowie Gläsern auf einem Tablett aus dem Haus gestiefelt kam. Emerson beeilte sich, ihm behilflich zu sein, und Ramses fuhr fort: »Durch einen Spalt in der Tür habe ich alles Vorgefallene mit angehört. Ich hatte mir überlegt, daß

Weitere Kostenlose Bücher