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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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falls Sie diesen kleinen Irrtum begangen hätten, müßten Sie mir Rede und Antwort stehen.«
    »Es ist richtig, daß der Vorfall aufgeklärt und gerechtfertigt werden muß, und deshalb erweise ich mir die Ehre eines Besuches bei Ihnen und Ihrer charmanten Gattin«, sagte Ronald diplomatisch. »Darf ich …«
    »Sie dürfen«, sagte ich und deutete auf den Sessel, den Donald aufgrund seines eiligen Aufbruchs umgestoßen hatte. »Ich würde Ihnen gern eine Tasse Tee anbieten, doch ich befürchte, er ist kalt.«
    Ronald rückte den Sessel zurecht und setzte sich hinein. Er hatte eine gepflegte Erscheinung, war eleganter, aber auch weitaus weniger maskulin als sein Bruder. So wie ich die beiden mittlerweile kannte, hätte ich sie niemals miteinander verwechselt. Die Gesichtszüge des jungen Mannes deuteten bereits auf seine Charakterschwäche hin; schmallippig, fliehendes Kinn, flache Stirn. Selbst seine Augen – vom gleichen Meerblau wie die seines Bruders – waren blasser und glanzloser. Sein Blick traf mich so unverhohlen, daß ich starkes Mißtrauen empfand.
    In überaus charmanter Art und Weise wies er jede Absicht, mir irgendwelche Umstände machen zu wollen, einschließlich der Tasse Tee, weit von sich. »Ich bin lediglich gekommen«, fuhr er fort, »um mich zu vergewissern, daß dem Jungen nichts passiert ist. Er rannte uns geradewegs vor die Flinte, Professor und Mrs. Emerson – ich versichere Ihnen, daß es so war. Ich weiß wirklich nicht, wessen Kugel ihm den Helm aus der Hand geschlagen hat. Er hatte ihn wiedergefunden und war verschwunden, noch ehe wir ihm folgen konnten. Obwohl wir einige Zeit nach ihm suchten, fanden wir weder eine Spur von ihm noch von irgendeinem Begleiter – obgleich ich das Gefühl hatte, eine weitere Person bemerkt zu haben, einen Araber, nach seiner Kleidung zu urteilen …«
    Er beendete seinen Satz mit einem fragenden Unterton, doch ich hatte nicht das Bedürfnis, ihm zu erklären, daß es sich bei der weiteren Person um seinen Bruder gehandelt hatte. Emerson ebenfalls nicht. Um genau zu sein, bewegte sich die Reaktion meines Mannes am Rande der Unhöflichkeit. Soweit ich mich erinnere, bezog sie sich auf jugendliche Schwachköpfe, die nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wußten, als wehrlose Vögel abzuknallen, und er (Emerson) hoffte inständig, daß die Hobbyjäger ein Ende fänden, indem sie sich gegenseitig durchlöcherten.
    Mr. Ronalds starres Lächeln wirkte wie eingemeißelt. »Das kann ich Ihnen nicht verdenken, Professor. An Ihrer Stelle hätte ich sicherlich das gleiche gesagt.«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Emerson überheblich. »Wenn Sie glauben, daß Ihr Sprachschatz hinsichtlich Unflätigkeiten dem meinen gleichkommt, dann irren Sie sich gewaltig.«
    »Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um die Sache wiedergutzumachen«, beharrte der junge Mann. »Ein Geschenk für den kleinen Kerl … eine überschwengliche Entschuldigung …«
    Mich wunderte ohnehin, daß Ramses noch nicht aufgetaucht war. Es paßte so gar nicht zu ihm, daß er uns nicht unterbrach.
    Selbst dieses einlenkende und großzügige Angebot lockte ihn nicht aus dem Haus. Unangenehmes Schweigen folgte dieser Erklärung. Selbst das Gemurmel von Ramses’ Vortrag war verstummt.
    »Das ist nicht erforderlich«, sagte ich schließlich. »Trotzdem danke ich Ihnen für Ihr Kommen.«
    Ich hatte nicht die Absicht, ihn so bald schon wieder zu entlassen, aber es erforderte Fingerspitzengefühl, auf das Thema umzuschwenken, auf das ich ihn gern angesprochen hätte. Fragen wie »Haben Sie die Unterschrift Ihres Bruders gefälscht?« oder »Glauben Sie, daß Miss Debenham eine Mörderin ist?« erschienen mir etwas zu schroff, zumal er nicht annehmen konnte, daß ich die fraglichen Personen kannte. Der junge Mann ersparte mir jedoch die Mühe, indem er mir eine ebenso direkte Frage stellte, wie ich sie gerade verworfen hatte.
    »Es gab noch einen weiteren Grund für mein Kommen«, sagte er in ernstem Ton. »Dürfte ich kurz mit Miss Debenham sprechen?«
    Ich reagiere sogleich, ohne jedoch – dessen bin ich mir sicher – zu erkennen zu geben, wie sehr mich seine Frage überraschte. »Miss Debenham? Ich glaube nicht, daß ich jemanden kenne …«
    »Ich kann nicht glauben, daß es ihr gelungen ist, Sie in die Irre zu führen, Mrs. Emerson, welchen Namen sie auch immer angenommen hat. Sie sind zu scharfsinnig, als daß man Sie hinters Licht führt. Ihr gutes Herz und Ihr Mitgefühl sind

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