Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
aufgrund meines Auftauchens unterbrochen hatte. Ich war davon überzeugt, daß er nichts wußte. Sein Verhalten war das eines nichtsahnenden Mannes. Hinzu kam, daß man ihn, wäre ihm die wahre Identität des Lieferanten bewußt gewesen, bereits in den Ruhestand versetzt hätte – genau wie den anderen Safragi, der meiner Meinung nach identisch mit dem war, der behauptet hatte, Donald im Hotel gesehen zu haben. Sethos belohnte seine loyalen Gehilfen überaus großzügig.
    Da sich meine Nachforschungen teilweise als fruchtlos erwiesen hatten, hatte ich noch viel Zeit, mich um die andere Sache zu kümmern, und ich beschloß, sie sofort in Angriff zu nehmen, statt eine Mittagspause einzulegen. Emerson war sicherlich noch mehrere Stunden beschäftigt, und wenn ich mich beeilte, konnte ich noch vor ihm wieder im Hotel sein.
    Ich durchquerte gerade die Hotelhalle, als mich der Empfangschef aufhielt. »Mrs. Emerson! Dieser Brief wurde für Sie abgegeben.«
    »Wie ungewöhnlich«, sagte ich, als ich die Aufschrift untersuchte, die von einer mir nicht vertrauten Handschrift stammte. Es konnte sich jedoch keinesfalls um einen Irrtum handeln, denn auf dem Umschlag stand mein vollständiger Name: Amelia Peabody Emerson. »Wer hat den Brief für mich hinterlegt?«
    »Madam, der Herr war mir nicht bekannt. Er ist kein Hotelgast.«
    Ich dankte dem Empfangschef und machte mich eilig daran, den versiegelten Umschlag zu öffnen. Die Mitteilung war kurz, doch die wenigen Zeilen ließen mein Herz höher schlagen. »Habe wichtige Informationen. Bin zwischen ein Uhr dreißig und zwei Uhr im Café Orientale.« Die Unterschrift lautete: »T. Gregson.«
    Ich hatte den berühmten Privatdetektiv schon fast vergessen – Sie, werter Leser, vermutlich auch. Er hatte mich offensichtlich beim Betreten des Hotels beobachtet. Aber warum hatte er diese Notiz hinterlassen, statt mit mir persönlich zu sprechen?
    Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, daß ich gut in der Zeit lag. Ich konnte sogar noch das Geschäft von Aziz aufsuchen, bevor ich mich mit Gregson traf.
    Nehmen Sie jetzt bitte nicht an, werter Leser, daß ich mir der Eigenartigkeit dieser Verabredung nicht bewußt war. Es bestand die Möglichkeit, daß ich geradewegs in eine Falle tappte. Mr. Gregson konnte aber nicht Sethos sein. Seine Augen waren nicht schwarz, sondern von einem weichen Braunton. Trotzdem konnte er ein Verbündeter dieses rätselhaften Schurken sein, ebenso wie eine dritte Person seinen Namen dazu verwendet haben konnte, mich in seine Fänge zu locken.
    Im großen und ganzen erschien mir das allerdings unwahrscheinlich. Ich kannte das Café Orientale. Es befand sich an der Muski und damit in einer achtbaren Umgebung, die häufig von Ausländern besucht wurde. Und wenn ich mit meinem Verdacht recht hatte – wenn mir Sethos selbst auflauerte –, dann war ich auf ihn vorbereitet. Ich war vorsichtig und wachsam, trug sowohl meinen Sonnenschirm als auch meinen Werkzeuggürtel bei mir.
    Allerdings hielt ich es für ratsam, eine Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen. Ich ging ins Schreibzimmer, faßte eine kurze Mitteilung für Emerson ab, in der ich ihm erklärte, wohin ich ging, und ihm zum Abschluß versicherte, daß er sich, falls ich nicht zurückkehrte, mit dem Wissen trösten sollte, daß unsere tiefempfundene, zärtliche Liebe mein Leben bereichert hätte, und wie ich hoffte, auch das seine.
    Als ich meine Nachricht überflog, fand ich sie doch etwas zu pessimistisch gehalten, so daß ich einen Nachsatz hinzufügte. »Mein geliebter Emerson, ich nehme nicht an, daß mich der M. V. aus freien Stücken umbringt, da es für ihn wesentlich charakteristischer wäre, mich als Gefangene zu halten, um in dir die schmerzende Ungewißheit zu schüren, wie es um mein Schicksal bestellt sein mag. Sollte ich meine Flucht nicht selbst bewerkstelligen können, so bin ich sicher, daß du mich schließlich finden und befreien wirst. Das hier soll kein Lebewohl sein, sondern lediglich ein au revoir deiner dich über alles liebenden et cetera, et cetera.«
    Ich hinterlegte den Umschlag mit der Anweisung an der Rezeption, daß er Emerson nicht vor fünf Uhr am Nachmittag ausgehändigt werden sollte, sofern ich ihn nicht vorher selbst wieder dort abgeholt hätte.
    Da ich das Bedürfnis verspürte, die in mir angestaute Erregung zu kompensieren, nahm ich keine Droschke, sondern ging zu Fuß in Richtung des Geschäfts. Aziz war zwar ein bemerkenswert unsympathischer Gnom, aber er war der einzige

Weitere Kostenlose Bücher