Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
meiner Frau aber nicht so gesagt«, erklärte Emerson.
    »Äh … habe ich das nicht?« Ramsay richtete sein starres Lächeln auf die Gattin des Irren. »Ich bitte um Verzeihung. Vielleicht hat sie mich mißverstanden.«
    »Lassen wir das, Major«, sagte ich. »Wen verdächtigen Sie denn dann?«
    »Einen ganz bestimmten Bettler, der häufig vor dem Shepheard gesehen wurde. Einer der Safragis behauptet, ihn in jener Nacht im Hotel gesehen zu haben.«
    »Und das Motiv?« fragte ich ruhig.
    Ramsay zuckte die Schultern. »Raubmord, zweifellos. Ich habe wenig Hoffnung, den Kerl zu finden. Wie Sie wissen, sehen sie alle gleich aus.«
    »Nur für Idioten und Schwachköpfe«, sagte Emerson.
    »Oh, ja sicher, ganz recht, Professor. Äh … ich wollte damit sagen, daß sie alle unter einer Decke stecken, wissen Sie. Die anderen Bettler würden uns niemals eine genaue Beschreibung abliefern. Einer von ihnen besaß sogar die Unverschämtheit zu behaupten, er sei Engländer.« Ramsay lachte auf. »Können Sie sich das vorstellen?«
    Emerson und ich warfen uns vielsagende Blicke zu. Er zuckte verächtlich die Schultern. »Und was ist mit Miss Debenham?« fragte ich. »Haben Sie eine Spur von ihr gefunden?«
    Ramsay schüttelte den Kopf. »Ich rechne mit dem Schlimmsten«, meinte er unheilvoll.
    »Daß sie tot ist?«
    »Schlimmer noch.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was noch schlimmer sein könnte«, bemerkte Emerson.
    »Oh, Emerson, laß die Ironie«, sagte ich. »Er bezieht sich auf das klassische Schicksal, das schlimmer ist als der Tod – eine Vorstellung, die, wie ich kaum zu erwähnen brauche, nur einem Männerhirn entspringen kann. Major, sind Sie wirklich so naiv zu glauben, daß Miss Debenham einem Mädchenhändler zum Opfer gefallen ist?«
    »Der Menschenhandel konnte noch nicht ausgerottet werden«, beharrte Ramsay. »Trotz unserer Bemühungen.«
    »Das ist mir selbstverständlich bewußt. Aber die Unglücklichen, die dieses Schicksal erleiden – und ich gebe zu, es ist ein grauenvolles Schicksal –, sind arme Kinder beiderlei Geschlechts, und viele von ihnen werden von ihren eigenen Familien verkauft. Die Händler in diesem schmutzigen Gewerbe würden es nicht wagen, eine Engländerin aus einem so sicheren Gemäuer wie dem Shepheard zu entführen.«
    »Was könnte denn dann mit ihr geschehen sein?« fragte Ramsay. »Als Frau, ohne Sprachkenntnisse und ohne das Verständnis für die typischen Sitten und Gebräuche, könnte sie sich doch nicht so lange versteckt halten …«
    »Sie unterschätzen unser Geschlecht, Sir«, erwiderte ich stirnrunzelnd. »Wenn wir uns das nächste Mal sehen, haben Sie vielleicht allen Grund, Ihre Meinung zu ändern, und dann rechne ich mit Ihrer Entschuldigung.«
    Nachdem wir sein Büro verlassen hatten, hörte ich, wie der Schlüssel im Schloß gedreht wurde.
    »Soviel zu diesem Thema«, sagte Emerson, als wir zum zweiten Mal die Straße betraten. »Wenig aufschlußreich, nicht wahr?«
    »Ja. Nun, Emerson, was machen wir als nächstes?«
    Emerson hielt eine Kutsche an und half mir beim Einsteigen. »Ich treffe dich später im Shepheard«, sagte er. »Warte auf der Terrasse auf mich, falls du dein Verhör noch vor meiner Rückkehr beendet haben solltest.«
    »Und wohin willst du?«
    »In die Basare, um die von mir erwähnten Kontakte zu verfolgen.«
    »Ich werde mit dir fahren.«
    »Das wäre nicht ratsam, Peabody. Die Verhandlungen, die ich dort zu führen beabsichtige, sind äußerst delikater Natur. Meine Informanten werden nur widerwillig überhaupt irgend etwas preisgeben. Die Anwesenheit eines Dritten, selbst wenn du es bist, würde die ganze Sache weiter erschweren.«
    Seiner Argumentation konnte ich nichts entgegensetzen. Emerson besaß eine seltene, um nicht zu sagen einzigartige Gabe der Annäherung an Ägypter gleich welcher Gesellschaftsschicht, die darauf zurückzuführen war, daß er fluchen konnte wie ein Kesselflicker, über eine bemerkenswert kraftstrotzende Erscheinung verfügte, die Umgangssprache beherrschte und – es schmerzt mich, das zugeben zu müssen – die christliche Religion zutiefst verachtete. Um ehrlich zu sein, war Emerson gleichermaßen tolerant und mißtrauisch gegenüber dem Islam, dem Buddhismus, dem Judentum und allen anderen Glaubensrichtungen, doch seine ägyptischen Freunde beargwöhnten lediglich die Religion, die sie mit der Fremdherrschaft über ihr eigenes Land in Verbindung brachten. Andere Archäologen behaupteten ebenfalls, eine gute

Weitere Kostenlose Bücher