Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
einem Blick auf meine Uhr. »Mr. Aziz, ich glaube, Sie haben mir alles erzählt, was Sie wissen. Einen Mann wie Sie würde Sethos mit Sicherheit nie in seine Dienste nehmen. Sie sind ein zu großer Feigling, und außerdem sind Sie viel zu geschwätzig.«
    Er ließ mich hinausgehen und verschloß die Tür hinter mir. Als ich mich umwandte, sah ich sein schweißnasses Gesicht und seine angsterfüllten Augen, die mir durch einen Riß im Vorhang nachspähten.
    Ich hoffte, Emerson war es besser ergangen als mir, befürchtete allerdings, daß seine Bemühungen ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt waren. Aufgrund einer Kombination von Klugheit und Gewaltanwendung schien es Sethos hervorragend gelungen zu sein, seine Spuren zu verwischen. Wenn mich nicht meine Neugier auf die Verabredung mit Mr. Gregson beflügelt hätte, wäre ich doch ziemlich entmutigt gewesen.
    Gegen ein Uhr fünfunddreißig traf ich im Café Orientale ein. Mr. Gregson war nirgends zu sehen, deshalb nahm ich an einem Tisch in Eingangsnähe Platz und ignorierte die forschenden Blicke der weiteren Anwesenden. Es waren ausschließlich Männer. Ich glaube, es gibt irgendeine unsinnige Tradition, daß Frauen keine Cafés besuchen dürfen. Entweder war Mr. Gregson diese stillschweigende Übereinkunft nicht bekannt, oder er wollte damit anerkennend zum Ausdruck bringen, daß ich solchen Dingen absolut keine Bedeutung beimaß.
    Mit einem Aufstampfen meines Sonnenschirms und einer brüsken Anweisung auf arabisch machte ich den Kellner auf mich aufmerksam und bestellte Kaffee. Mr. Gregson erschien noch vor dem Kaffee. Ich hatte ganz vergessen, wie attraktiv dieser Mann war. Das Lächeln, das über sein Gesicht glitt, milderte die strengen Gesichtszüge.
    »Sie sind wirklich gekommen!« entfuhr es ihm.
    »Sie hatten mich doch darum gebeten, oder etwa nicht?«
    »Doch, ja, aber ich wagte kaum zu hoffen … Nein, es ist nicht wahr. Ich kenne den scharfen Verstand, der Sie inspiriert. Ich wußte, daß Sie hier hineinrauschen würden, wo unbedeutendere Frauen keinen Schritt über die Schwelle wagten.«
    »Ich bin nicht hineingerauscht, Mr. Gregson, ich habe gemessenen Schrittes ein ehrbares Café betreten, das voller Menschen ist. Die einzige Gefahr, der ich mich ausgesetzt sah, war die der gesellschaftlichen Achtung, und das hat für mich noch nie ein Problem dargestellt.«
    »Ah«, sagte Gregson, »aber ich werde Sie bitten müssen, mich in ein Gebiet zu begleiten, das nicht so gefahrlos ist. Ich sage Ihnen ganz offen, Mrs. Emerson …«
    Er brach ab, als der Kellner mit meinem Tablett an den Tisch trat. Kurz angebunden bestellte er: » Kahweh mingheir sukkar. «
    »Sie sprechen Arabisch?« fragte ich.
    »Nur so viel, um Bestellungen aufgeben zu können und mich darüber zu beschweren, daß die Preise zu hoch sind.«
    Der Kellner kehrte zurück. Mr. Gregson hob seine Tasse. »Auf die Abenteuerlust«, sagte er feierlich.
    »Zum Wohl«, erwiderte ich und erhob ebenfalls meine Tasse. »Und nun, Mr. Gregson, Sie wollten mir gerade ganz offen sagen …«
    »Daß Sie es vermutlich ablehnen werden, mich bei dem von mir beabsichtigten Vorhaben zu begleiten. Aber ich glaube, ich konnte einen von Sethos’ Gefolgsleuten überzeugen – wollen wir es einmal so nennen? –, mit uns zu reden. Ich kann nicht sagen, wieviel der Bursche weiß, aber es heißt, er stünde diesem kriminellen Genie so nahe wie kein anderer, und ich glaube, daß man eine solche Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen sollte. Ich würde Sie nicht mit einbeziehen, wenn dieser Mann nicht auf Ihre Gegenwart beharrte. Er scheint Vertrauen in Ihre Fähigkeiten zu setzen, ihm helfen zu können …«
    »Sagen Sie jetzt nichts mehr«, entfuhr es mir, während ich aufsprang. »Wir brechen sofort auf!«
    »Sie zögern wahrhaftig nicht«, sagte Gregson und musterte mich neugierig. »Ich gebe zu, daß ich an Ihrer Stelle überaus mißtrauisch auf eine solche Bitte reagieren würde.«
    »Nun, was das anbelangt, ist es ganz verständlich, daß der Bursche mich als Vertraute ausgesucht hat. Sie sind ein Fremder. Wohingegen mein Ruf als Unterhändlerin – wenn ich das einmal so sagen darf – über alle Maßen bekannt ist. Vielleicht kenne ich den Mann ja sogar persönlich! Kommen Sie, Mr. Gregson, wir dürfen keine Sekunde verlieren.«
    Je tiefer wir uns ins Herz der Altstadt vorwagten, um so mehr nahmen die engen, verwinkelten Straßen mit ihren schmutzigen, abblätternden Hauswänden und den verhangenen

Weitere Kostenlose Bücher