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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Überlebende einer Familie, die in enger Verbindung mit dem Meisterverbrecher gestanden hatte. Sein Vater und sein Bruder waren in den illegalen Kunstschätzehandel verwickelt gewesen. Beide hatten im vergangenen Jahr ein schlimmes Ende gefunden, zugegebenermaßen allerdings nicht durch Sethos. Aziz hatte den Antiquitätenfundus seines Vaters geerbt und vielleicht auch (so hoffte ich) dessen Beziehungen zu dem kriminellen Genie. Auf alle Fälle war es einen Versuch wert.
    Aziz stand draußen vor seinem Geschäft und forderte die Passanten auf, einzutreten und seine Waren zu begutachten. Er erkannte mich sofort. Sein geschäftstüchtiges Lächeln wich einem bestürzten Gesichtsausdruck, und er schoß ins Innere.
    Es war ein geschmackloser Laden, die Regale und Vitrinen waren vollgestopft mit billigen Souvenirs und imitierten Kunstschätzen, von denen viele in Birmingham hergestellt worden waren. Aziz war unauffindbar. Der Angestellte hinter dem Ladentisch starrte auf den wehenden Vorhang, durch den sein Arbeitgeber vermutlich geflohen war. Kunden waren keine zu sehen. Die meisten Touristen aßen gerade zu Mittag, und das Geschäft würde in Kürze bis zum späten Nachmittag schließen.
    »Sagen Sie Mr. Aziz, daß ich ihn sprechen möchte«, sagte ich laut. »Und ich werde nicht gehen, bis er wieder herauskommt. Also kann er auch direkt auftauchen.«
    Ich wußte, daß sich Aziz im Hinterzimmer befand und jedes Wort hörte. Es dauerte einige Minuten, bis er seine Feigheit überwunden hatte. Doch schließlich erschien er mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Die Linien in seinem Gesicht wirkten wie Risse im Pflaster. Man hatte das Gefühl, daß die ganze Fassade abbröckeln und einstürzen würde, sobald er die Mundwinkel noch mehr verzog.
    Er begrüßte mich unter Verbeugungen und Ausrufen des Entzückens. Er war so glücklich, daß ich seinem Geschäft die Ehre eines Besuches erwies. Was durfte er mir denn zeigen? Er hatte gerade eine Lieferung von Brokatstoffen aus Damaskus erhalten, die mit Goldfäden durchwirkt waren …
    Da ich keine besondere Sympathie für Mr. Aziz hegte, versuchte ich erst gar nicht, seine Gefühle zu schonen. »Ich möchte mit Ihnen über Sethos sprechen«, sagte ich.
    Mr. Aziz wurde kreidebleich. »Nein, Sitt«, flüsterte er. »Nein, bitte, Sitt …«
    »Sie kennen mich, Mr. Aziz. Ich habe heute nachmittag nichts anderes vor. Ich kann warten.«
    Aziz’ Lippen verzogen sich zu einem heimtückischen Grinsen. Dann wandte er sich seinem erstaunten Angestellten zu und klatschte in die Hände. »Hinaus«, herrschte er ihn an.
    Als der Angestellte verschwunden war, verschloß Aziz die Tür und zog den Vorhang vor. »Was habe ich Ihnen getan, Sitt, daß Sie mir den Tod wünschen?« fragte er mit Tragik in der Stimme. »Diejenigen, die diese … diese Person verraten, müssen sterben. Wenn ich irgend etwas über diese … diese Person wüßte … was ich nicht tue – ich schwöre es, Sitt, beim Grabe meines Vaters –, allein die Tatsache, daß Sie seinen Namen in meinem Geschäft erwähnt haben, könnte mein Ende bedeuten.«
    »Aber wenn Sie nichts von ihm wissen, sind Sie nicht in Gefahr«, sagte ich.
    Aziz’ Gesichtsausdruck hellte sich etwas auf. »Das stimmt.«
    »Was erzählt man sich denn in den Basaren über ihn? Sie gefährden sich doch nicht, wenn Sie das wiederholen, was ohnehin schon jeder weiß.«
    Nach Aziz’ Aussage wußte eigentlich niemand irgend etwas Konkretes, da Sethos’ Männer nichts über ihn ausplauderten. Man kannte ihn nur von seinen Taten her, und selbst diese waren nicht eindeutig, da er über einen solchen Ruf verfügte, daß ihm jedes gelungene Verbrechen in ganz Kairo zugeschrieben wurde. Aziz glaubte, daß er in Wahrheit gar kein Mensch, sondern ein Dämon war. Man munkelte, daß nicht einmal seine eigenen Männer seine wahre Identität kannten. Er kommunizierte mit ihnen, indem er ihnen Mitteilungen an vorbestimmten Orten hinterließ. Und die wenigen, die ihm leibhaftig gegenübergestanden hatten, waren sich sehr wohl bewußt, daß seine äußere Erscheinung wandelbar war und er ihnen bei einem nächsten Mal in anderer Gestalt begegnete.
    Nachdem er einmal angefangen hatte zu reden, taute Aziz auf und widmete sich ausgiebig den Legenden, die sich um diese geheimnisvolle Person rankten. Sie klangen wie das Übliche – wilde Phantasiegeschichten, die in Windeseile zu den Überlieferungen aus der Kairoer Unterwelt zählen würden.
    »Sehr gut«, sagte ich mit

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