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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Beziehung zu ihren Arbeitern zu haben – ich muß in diesem Zusammenhang leider erwähnen, daß sich Petrie regelrecht damit brüstete –, doch ihr Verhalten war stets geprägt von der herablassenden Art der >überlegenen Rasse< gegenüber einem unterentwickelten Volk. Emerson machte keine solchen Unterscheidungen. Für ihn gab es weder Engländer noch >Einheimische<, sondern nur den Menschen an sich.
    Ich bemerke, daß ich abschweife. Dafür brauche ich mich nicht zu entschuldigen. Die komplexe und edelmütige Persönlichkeit Emersons wäre sogar einen längeren Exkurs wert.
    Allerdings war ich mir sicher, daß es noch einen weiteren Grund gab, warum ich ihn nicht begleiten sollte. Während seines Junggesellendaseins, also bevor ich ihn kennenlernte und zivilisierte, hatte Emerson einen weitläufigen Bekanntenkreis in gewissen Schichten, den er mir mit peinlicher Sorgfalt vorenthielt. Da ich seine Vorbehalte sowie sein Recht auf Privatsphäre respektierte, hatte ich niemals versucht, in diesen Teil seiner Vergangenheit vorzudringen.
    Da ich das Gefühl hatte, daß er mir diesbezüglich die gleichen Rechte einräumte, hielt ich es deshalb auch nicht für erforderlich, ihn darüber aufzuklären, daß ich meine eigene Fährte verfolgen wollte und er sich gewaltig irrte, falls er annahm, ich würde untätig auf der Terrasse des Shepheard warten, bis er die Güte hatte aufzutauchen. Als erstes mußte ich jedoch meine Informationen im Hotel einholen, und deshalb wandte ich nichts dagegen ein, daß der Droschkenkutscher Emersons Hinweise befolgte.
    Allerdings war Mr. Baehler eine schreckliche Enttäuschung. Er lehnte es rundweg ab, daß ich die Gästelisten der vorangegangenen Wintersaison überprüfte. Auf mein Drängen hin erklärte er sich schließlich bereit, sie selbst durchzugehen, und versicherte mir dann, daß Mr. Ronald Fraser während dieser Zeit nicht zu seinen Gästen gezählt hatte. Ich war enttäuscht, aber nicht entmutigt. Ronald hatte ebensogut in einem anderen Hotel logieren können.
    Daraufhin fragte ich ihn nach dem Safragi, der zur Zeit von Kalenischeffs Tod Dienst hatte. Wie ich es bei einem Mann von Baehlers Gründlichkeit erwartet hatte, kannte er die Namen und Arbeitszeiten sämtlicher Hotelbediensteten, doch meine Hoffnungen wurden erneut getrübt. Fragliche Person, zu deren Aufgabenbereich der Zimmerflügel in der zweiten Etage gehörte, war nicht mehr im Hotel beschäftigt. »Er hatte einfach Glück«, sagte Baehler lächelnd. »Ein betagter Verwandter starb und hinterließ ihm eine große Geldsumme. Damit hat er sich in sein Dorf zurückgezogen, und wie ich höre, lebt er dort wie ein Pascha.«
    »Und wie heißt das Dorf?« fragte ich.
    Baehler zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Es liegt weit im Süden, in der Nähe von Assuan. Aber um ehrlich zu sein, Mrs. Emerson, sollten Sie sich dadurch Hinweise auf den Mord versprechen, vergeuden Sie nur Ihre Zeit, wenn Sie nach ihm suchen. Die Polizei hat ihn bereits intensiv verhört.«
    »Ich verstehe. Wie ich höre, hält die Polizei einen unbekannten Bettler für den Mörder, und Miss Debenham steht nicht mehr unter Verdacht.«
    »Ich glaube ja. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, Mrs. Emerson, ich erwarte eine größere Gruppe …«
    »Nur noch eine Sache, Mr. Baehler, und ich werde Sie nicht länger belästigen. Wie lautet der Name des Safragi, der während unseres Aufenthalts in unserem Teil des Hotels Dienst hatte?«
    »Ich hoffe, Sie verdächtigen ihn nicht irgendeines Vergehens«, entfuhr es Baehler. »Er ist ein verantwortungsbewußter Mann, der seit Jahren in unserem Haus beschäftigt ist.«
    Nachdem ich ihn beruhigt und erfahren hatte, daß besagter Mann gerade auf seinem Posten war, dankte ich Mr. Baehler und begab mich nach oben.
    Ich konnte mich noch gut an den Safragi erinnern – einen schlanken, grauhaarigen Mann mittleren Alters mit leiser Stimme. Wenn er lächelte, wurden seine ansprechenden Gesichtszüge lediglich von zwei Reihen ungepflegter, brauner Zahnstümpfe entstellt.
    Das Lächeln des Burschen war jedoch keineswegs argwöhnisch, und er beantwortete bereitwillig meine Fragen. Allerdings konnte er sich im Zusammenhang mit den Lieferanten unserer Pakete an nichts Ungewöhnliches erinnern. Es waren mehrere Lieferungen aus verschiedenen Geschäften gewesen. Einige der Männer hatte er gekannt, andere wiederum nicht.
    Ich dankte ihm, gab ihm ein Trinkgeld und überließ ihn erneut dem friedlichen Nickerchen, das er

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