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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verschwinden …«
    »Ramses hat ein Gespür für Tiere«, sagte ich. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich nehme an, daß niemand gesehen hat, wie er weggeritten ist, und daß wir deshalb keinen blassen Schimmer haben, welche Richtung er eingeschlagen hat.«
    »Das ist richtig«, sagte Donald.
    Emerson schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Wie konnte er so etwas tun? Er hat keine Nachricht hinterlassen oder irgendeinen Brief?«
    »Aber ja«, sagte Donald. »Er hat einen Brief hinterlassen.«
    »Und warum sind Sie ihm dann nicht gefolgt?« schrie Emerson, während er nach dem Fetzen Papier schnappte, den ihm Donald entgegenstreckte.
    »Weil der Brief«, meinte Donald, »in Hieroglyphenschrift abgefaßt ist.«
    Und das war er tatsächlich. Ich stand auf Zehenspitzen und las über Emersons Schulter hinweg. Ramses’ Hieroglyphen waren wesentlich gekonnter als seine englische Handschrift, die praktisch unleserlich ist. Ich bezweifelte allerdings, daß er sich aus diesem Grund für die altägyptische Schreibweise entschieden hatte.
    »Mazghunah«, entfuhr es Emerson. »Er ist auf dem Weg nach Mazghunah. >Zum Zwecke des Gesprächs mit dem schwankenden Geistlichen …< Ich muß sagen, eine äußerst ungewöhnliche Art der Formulierung.«
    »Du kannst dir sicher sein, daß Ramses in der Lage ist, dir diesen Sprachgebrauch genauestens darzulegen, sofern du so töricht sein solltest, ihn danach zu fragen«, sagte ich. »Nun, Emerson, sollen wir ihm folgen?«
    »Wie kannst du so etwas fragen, Amelia? Selbstverständlich folgen wir ihm, und das so rasch wie möglich. Wenn ich mir vorstelle, was ihm alles zugestoßen sein könnte … allein in der Wüste, ein kleines Kind auf einem Pferd, mit dem es nicht umgehen kann, verfolgt von unbekannten Halunken … Oh, gütiger Himmel!« Emerson rannte zu den Stallungen.
     
    Das gespenstisch wirkende Schauspiel des Sonnenuntergangs erschien im Westen, als unsere geduldigen kleinen Esel über den uns so vertrauten Pfad in Richtung Süden trotteten. Emerson war ebensowenig wie ich in der Lage, ein Tier mit der Peitsche anzutreiben, statt dessen drängte er seinen Esel mit ungnädigen Beschwörungen vorwärts.
    »So weit, so gut«, bemerkte ich in der Hoffnung, ihn zu beruhigen. »Ramses hätte denselben Weg genommen. Da wir seinen verletzten Körper nirgends entdeckt haben, ist möglicherweise anzunehmen, daß es ihm doch gelungen ist, die Kontrolle über das Pferd zu behalten.«
    »Ach, verflucht!« lautete Emersons einzige Reaktion.
    Wir näherten uns dem Dorf von Norden her und passierten dabei die Ruinen der amerikanischen Mission, die im letzten Jahr Schauplatz einiger unserer atemberaubendsten Abenteuer gewesen waren. Sie lag still und verlassen. Der provisorisch errichtete Kirchturm war eingestürzt und die umliegenden Häuser unbewohnt. Ich zweifelte nicht daran, daß die Dorfbewohner diesen Ort für unheimlich und verflucht hielten.
    Als wir uns dem Brunnen näherten, fiel unser Blick auf eine Menschenansammlung. In stummer Faszination hatten sie ihre Blicke auf das Haus des Geistlichen gerichtet und ihre Köpfe lauschend gesenkt. Schwach und weit entfernt, aber dennoch gut hörbar, hob und senkte sich eine Stimme – der Ruf des Muezzin zum Gebet. Merkwürdige Geräusche für eine christliche Gemeinde, in der weit und breit keine Moschee zu sehen war! Am seltsamsten aber war die Tatsache, daß die Stimme aus dem Haus des Geistlichen erscholl.
    Es trat eine kurze, erwartungsvolle Stille ein. Dann wurde der Adan wiederholt, diesmal lauter und in einer anderen Tonlage. Das erste Mal hatte es nach einem Tenor geklungen, jetzt war es ein tiefer Bariton. Nach wenigen Worten brach die Stimme ab, wurde aber sofort von einer dritten ersetzt, die durch ein deutliches Lispeln gekennzeichnet war. Es klang, als hätte der Geistliche von Dronkeh alle einheimischen Muezzins zu sich eingeladen.
    Aufgrund Emersons ungestümer Hast teilte sich die Menge wie das Rote Meer. Er klopfte gar nicht erst an, sondern riß direkt die Tür auf.
    Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne bohrten sich wie ein Flammenschwert ins Innere des dämmrigen Raumes. Walter »Ramses« Peabody Emerson saß im Schneidersitz auf dem Diwan und hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt, so daß sein Adamsapfel hin und her hüpfte, während seine Lippen die klagenden Rufe zum Gebet formten.
    Der Geistliche, der im Dämmerlicht gesessen hatte, sprang auf. Ramses – es handelte sich in der Tat um Ramses – beendete alle

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