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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dreißig bis vierzig innerhalb des Gebiets, das ich für am wahrscheinlichsten hielt«, sagte Ramses. »Um es klar zu umreißen, die Altstadt mit ihren dunklen, geheimnisumwitterten Gassen, ihren verfallenen Gemäuern und ihren …« Er erhaschte meinen Blick. »Schon im letzten Frühjahr fing ich an, mich für diese Sache zu interessieren«, fuhr er wesentlich prosaischer fort. »Als wir uns vor unserer Heimreise nach England in Kairo aufhielten. Wir verbrachten dort mehrere Wochen, und ich hatte reichlich Gelegenheit …«
    »Verstehe«, sagte Emerson. »Ich muß schon sagen, eine äußerst geniale Idee. Stimmst du mir zu, Peabody?«
    Mein Becher war leer. Ich spielte mit dem Gedanken, mir noch etwas einschenken zu lassen, aber mein eiserner Wille siegte über meine Besorgnis und meinen Unglauben. »Ich glaube, wir sollten jetzt nach Hause zurückreiten«, sagte ich. »Vater Todorus ist sicherlich müde.«
    Vater Todorus protestierte höflich, doch es war offensichtlich, daß er uns gern von hinten gesehen hätte. Als er Ramses Lebewohl sagte, war sein Verhalten gegenüber dem Jungen eine Mischung aus Ehrfurcht und Entsetzen.
    Als wir das Haus des Geistlichen verließen, kam einer der Dorfbewohner auf uns zu und händigte Ramses mit einer tiefen Verbeugung die Zügel der Stute aus.
    Ramses’ Abstieg ins Kapitalverbrechen war mir vorübergehend entfallen. Ich erinnerte mich daran, irgendwo gelesen zu haben, daß Pferdediebe im Wilden Westen gehängt worden waren.
    Vielleicht war das auch Ramses eingefallen. Als er das Pferd bestieg, zögerte er plötzlich und wandte sich mir zu. Mit seinem gewinnendsten Lächeln sagte er: »Möchtest du Mazeppa reiten, Mama?«
    »Eine sehr gute Idee, Ramses«, meinte Emerson zustimmend. »Ich bin froh, daß du deiner Mama den gebührenden Respekt erweist.«
     
    Der Bürgermeister teilte die Auffassung der amerikanischen Cowboys gegenüber Pferdedieben. Ich fühlte mich verpflichtet, ihm für die Dauer unseres Aufenthalts in Dahschur eine angemessene Leihgebühr für das Pferd zu entrichten. Dann ließ ich die Stute bei ihrem Besitzer zurück, da wir nicht die entsprechenden Stallungen für ein solches Prachtpferd hatten, und machte mich auf den Weg zum Haus.
    Meine Verärgerung wurde beim Anblick von Ramses und seinem Vater, die tief versunken über einer Landkarte von Kairo brüteten, nicht unbedingt besänftigt, denn sie hatten sie genau dort ausgebreitet, wo bereits unser Abendessen auf uns wartete. Eine Ecke der Landkarte hing in der Bratensauce. Ramses fuhr mit seinem Zeigefinger über das Papier und sagte: »Der lauteste der Muezzins war der Herr aus der Moschee von Gamia ’Seiyidna Hosein. Durch ein Verfahren der Eingrenzung und Wiederholung können wir, so glaube ich, alles außer acht lassen, was außerhalb eines Bereichs von siebenhundertfünfzig …«
    Ruhig, aber sehr bestimmt bestand ich darauf, daß die Landkarte entfernt und der Tisch ordentlich gedeckt wurde. Wir setzten uns zu einem hervorragenden (wenn auch bereits lauwarmen) Mahl, das Hamid für uns zubereitet hatte. Man konnte die Anspannung spüren, die in der Luft lag, und eine Weile aßen wir alle schweigend. Dann sagte Emerson, dessen Motive zwar immer bewundernswert sind, dessen Taktgefühl aber häufig zu wünschen übrigläßt: »Ich hoffe, daß du die Sache mit der Stute zu deiner Zufriedenheit regeln konntest, Peabody.«
    »Sie wurde zur Zufriedenheit des Bürgermeisters geregelt, Emerson. Wir haben das Pferd für diese Saison gemietet, und das zu einem Preis von einhundert Schekel.«
    Emerson verschluckte sich an einem Mundvoll Hammelfleisch und mußte hinter seiner Serviette Zuflucht nehmen. Allerdings beschwerte er sich nicht über den Preis. Statt dessen schlug er vor: »Vielleicht sollten wir das Tier direkt kaufen. Ich meine für dich, Peabody. Möchtest du sie nicht haben? Sie ist ein so prächtiges Geschöpf …«
    »Nein, danke, Emerson. Das nächste, was Ramses verlangte, ist, daß wir sie mit nach England nehmen.«
    »Da irrst du dich aber, Mama. So etwas würde mir nicht im Traum einfallen. Es wäre angenehmer, Mazeppa hier zu wissen, so daß ich sie immer reiten kann, wenn wir jedes Jahr hierher …«
    Der Satz endete mit einem Aufjaulen und einem Zusammenzucken, denn Emerson, dem aufgefallen war, daß jeglicher Hinweis auf das Pferd, insbesondere von seinem Sohn, meine Laune nicht unbedingt aufbesserte, hatte Ramses vors Schienbein getreten. Für eine Weile herrschte Schweigen. Donald

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