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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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etwas aus, wenn Selim mitkommt, oder möchten Sie ihn lieber fortschicken?«
    Gregson zögerte. Noch ehe er antworten konnte, stieß Selim einen angsterfüllten Schrei aus. »Nein, Sitt, nein. Schick mich nicht fort! Ohne dich kehre ich nicht zum Vater der Flüche zurück. Eher würde ich weglaufen. Oder in die Armee eintreten. Oder Gift nehmen und sterben!«
    »Sei still«, sagte ich zornig. »Mr. Gregson?«
    »Ich befürchte, daß diese Verzögerung dafür gesorgt hat, daß wir unsere Verabredung verpassen«, sagte Gregson. »Sie sollten Ihren weinerlichen Bewacher besser zu seinem Dienstherrn zurückschicken.«
    »Bitte, Sitt, bitte.« Selim, der in der Tat hemmungslos weinte, hatte mich am Arm gepackt. »Effendi Emerson wird mich zum Teufel jagen und meine Seele verfluchen. Komm mit mir, oder ich werde mir mit meinem Messer die Zunge heraustrennen, damit ich mein Versagen nicht eingestehen muß. Ich werde mir die Augen ausstechen, um seinem entsetzlichen Blick nicht standhalten zu müssen. Ich werde …«
    »Gütiger Himmel«, entfuhr es mir. »Ich weiß mir keinen Rat mehr, Mr. Gregson. Haben Sie nicht Lust, mitzukommen und meinen Gatten kennenzulernen? Er ist sicherlich überaus interessiert an jedem Hinweis von Ihnen.«
    »Heute nicht«, sagte Gregson ruhig. »Wenn ich mich sofort auf den Weg mache, treffe ich die besagte Person vielleicht noch an und kann eine weitere Verabredung aushandeln. Vielleicht überzeuge ich ihn sogar, daß uns der Professor das nächste Mal begleiten kann.«
    »Hervorragend«, sagte ich. »Wie werden Sie uns das mitteilen?«
    »Ich werde Ihnen einen Botenjungen schicken. Sie können mir im Shepheard Nachrichten hinterlassen, falls Sie irgendwelche Neuigkeiten erfahren. Ich schaue fast jeden Tag dort vorbei, um meine Post abzuholen.«
    »Sehr gut.« Ich streckte meine Hand aus. Mr. Gregson nahm sie in seine beiden Hände. Es waren weiße, gepflegte Hände, doch die Schwielen auf seinen Handflächen und die Kraft seiner langen Finger zeugten davon, daß er sowohl ein Mann der Tat als auch ein Gentleman war.
    »Wir werden uns bald wiedersehen«, sagte er.
    »Das hoffe ich. Und ich hoffe auch, daß ich dann das Vergnügen haben werde, Sie meinem Gatten vorzustellen.«
    »Ja, selbstverständlich. Bis dann.«
    Er setzte sich in Bewegung und war schon bald darauf hinter einer Biegung verschwunden. Mit dem untröstlichen Selim im Schlepptau verlangsamte ich meine Schritte.
    In der Tat erforderte es unsere ganze Konzentration, den richtigen Weg zu finden. Ich hatte mir die Biegungen und Windungen nicht gemerkt, da ich erwartet hatte, Mr. Gregson ebenfalls auf dem Rückweg als Begleiter zu haben, und Selim war zu sehr damit beschäftigt gewesen, uns nicht zu verlieren, als daß er auch noch auf den Weg geachtet hätte. Schließlich erreichten wir jedoch einen mir vertrauten Stadtteil, und von dort war es nicht mehr weit bis zur Muski. Ich hielt eine Droschke an und wies Selim an, sich neben mich zu setzen.
    »Also dann, Selim«, sagte ich. »Ich möchte dich gegenüber dem Professor nicht in eine schwierige Lage bringen, aber ich weiß auch nicht, wie wir ihm das alles erklären sollen.«
    Der Junge hob den Kopf. »Oh, Sitt«, sagte er schluchzend. »Ich tue alles, was du sagst.«
    »Ich belüge den Professor nie, Selim.«
    Selim blickte mich verwirrt an. »Allerdings«, meinte ich, »gibt es keinen Grund, warum wir nicht die Wahrheit ein wenig zurechtrücken sollten. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie du an die Beule auf deinem Kopf geraten bist.«
    »Ich könnte den Verband abnehmen, Sitt«, sagte Selim eifrig. »Du warst sehr freigiebig mit den Bandagen. Aber eigentlich brauche ich sie gar nicht.«
    »Nein, das solltest du nicht tun. Ich schlage folgendes vor: Du wirst dem Professor alles bis zu dem Augenblick berichten, als ich dich entdeckte. Dann sagst du einfach, daß sich jemand auf dich gestürzt, dich angegriffen und mit einem schweren Gegenstand zugeschlagen hat.«
    »So war es ja auch«, bekräftigte Selim.
    »Genau. Das ist keine Lüge. Laß den Namen deines Angreifers aus dem Spiel. Laß den Professor in dem Glauben, es wäre ein ganz gewöhnlicher Dieb gewesen. Als ich die Auseinandersetzung bemerkte, bin ich dir zu Hilfe geeilt.«
    Die sanften braunen Augen des Jungen spiegelten seine Bewunderung. »Sitt, du bist mir wie eine Mutter und ein Vater! Du bist die netteste und klügste unter den Frauen!«
    »Du weißt doch, wie ich Schmeicheleien verabscheue, Selim. Dein

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