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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte die ganze Zeit über keinen Ton gesagt. Ich schob sein Schweigen auf sein Versagen bei seiner Pflichterfüllung, aber ich mußte schon bald erfahren, daß es einen anderen Grund hatte. Er hatte nachgedacht. Wie Emerson sich – meiner Meinung nach häufig ungerechterweise – auszudrücken pflegt, ist der Denkprozeß für Engländer schwierig und erfordert ihr gesamtes Konzentrationsvermögen.
    Erst als wir unseren Hunger gestillt und uns den Früchten zugewandt hatten, sprang der junge Mann von seinem Stuhl auf und räusperte sich. »Ich bin zu einem Entschluß gelangt«, kündigte er an. »Das heißt, Enid und ich sind zu einem Entschluß gelangt.«
    Er nahm die Hand, die das Mädchen ihm gereicht hatte, straffte seine Schultern und fuhr fort: »Wir möchten sofort heiraten. Professor, können Sie heute abend noch die Formalitäten erledigen?«
    Die schiere Blauäugigkeit seiner Bitte überraschte mich so, daß ich meine Serviette fallen ließ. Sie fiel der Katze Bastet auf den Kopf, die sich in der Erwartung unter dem Tisch zusammengerollt hatte, daß ihr Ramses gelegentlich einen Happen zustecken würde. Dieser Zwischenfall brachte sie zutiefst auf, und jedes weitere Gespräch wurde von ihrem Fauchen und Knurren untermalt, mit dem die Katze sich gegen die Serviette zur Wehr setzte.
    Emerson verzog das Gesicht. Er versuchte zu sprechen oder vielleicht auch zu lachen. Dann schien ihm etwas eingefallen zu sein, denn seine Augen verengten sich. »Das würde sicherlich einige unserer Probleme lösen«, sagte er schmunzelnd, während er über sein Grübchen strich. »Mrs. Emersons fixe Idee von Anstandsdame und sittsamem Benehmen …«
    »Emerson!« entfuhr es mir. »Wie kannst du auch nur eine Sekunde an einen solchen Gedanken verschwenden? Mein lieber Ronald – Verzeihung, Donald –, meine liebe Enid – was hat Sie denn auf die Idee gebracht, daß Professor Emerson Trauungen vornehmen darf?«
    »Also, ich weiß nicht«, sagte Donald mit verwirrtem Blick. »Der Kapitän eines Schiffes hat eine solche Befugnis. Ich dachte, der Beauftragte einer im Ausland stattfindenden Expedition …«
    »Da haben Sie falsch gedacht«, sagte ich. »Setzen Sie sich, Donald. Sie wirken sehr unentschlossen, wie Sie da herumstehen und sich am Ohr kratzen. Lassen Sie uns das alles logisch durchdenken. Ich schätze Ihre Entscheidung, die natürlich zurückstehen muß, bis die entsprechenden Formalitäten durchgeführt werden können. Darf ich fragen, was Sie zu Ihrem Entschluß bewogen hat?«
    Donald hielt immer noch Enids Hand fest. Sie lächelte ihn mit (anders kann ich es nicht ausdrücken) der freundlichen Ermutigungsgeste einer Lehrerin gegenüber einem etwas minderbemittelten Kind an.
    »Enid hat mich davon überzeugt«, sagte Donald. »Wir können uns nicht ständig wie Kriminelle verbergen, die sich einer Sache schämen müssen. Ihr droht sicherlich keine Gefahr von der Polizei. Nur ein Verrückter könnte bei ihr irgendeine Schuld vermuten.«
    Ich nickte. »Wir haben heute erfahren, daß die Polizei jeden Gedanken verworfen hat, daß Enid Kalenischeff getötet haben könnte. Sie allerdings …«
    »Ich«, sagte Donald und reckte sein Kinn, »werde meinen Anklägern wie ein Mann begegnen. Sie können nicht beweisen, daß ich den Burschen getötet habe – obwohl ich oft versucht war, ihn bis zur Besinnungslosigkeit zusammenzuschlagen, wenn ich ihn und Enid in Kairo verfolgte und mit ansehen mußte, wie er sie mit seinen Blicken verschlang.«
    »Ich würde Ihnen sehr empfehlen, eine solche Äußerung nicht Dritten gegenüber zu machen«, sagte Emerson. »Allerdings stimme ich Ihnen zu, daß nur wenig Beweismaterial gegen Sie vorliegt. Aber Sie haben uns noch nicht erklärt, woher Ihr plötzlicher Sinneswandel rührt. War es Liebe, diese edle Regung, die Ihre moralischen Empfindungen bestärkte?«
    Sein ironischer Ton verfehlte bei Donald jegliche Wirkung, denn dieser antwortete schlicht: »Ja, Sir, das war es. Außerdem bin ich erleichtert, daß ich die Wahrheit erfahren habe, denn Enid hat mich davon überzeugt, daß es Ronald war, der mich heute morgen umzubringen versuchte.«
    »Nun, sicherlich war er das«, sagte Emerson. »Es war von Anfang an offensichtlich, daß die Probleme, mit denen Sie beide konfrontiert sind, absolut hausgemacht sind. Ihr Bruder, Mr. Fraser, scheint ein durch und durch prinzipienloser Mensch zu sein. Er war es doch, nicht wahr, der die Unterschrift fälschte und Sie dazu überredete, die Schuld

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